[Buchrezension] Das Finkenmädchen - Nicole Trope
Es macht mir nichts aus, Fettkloß genannt zu werden. Ein Fettkloß ist da, das weiß man. Man kann nicht so tun, als wäre er nicht da. Als ich leicht und klein war, gab es viele Dinge, die mir Angst machten. Jetzt bin ich ein Fettkloß, und manchmal haben die Leute Angst vor mir.
Ich frage mich, wovor sie wohl Angst hatte. Ich frage mich, ob sie vor ihm Angst hatte. Ich frage mich, ob sie Angst hat, hierherzukommen.
Es ist sowieso nicht wichtig. Es interessiert mich nicht, was sie denkt und fühlt. Es interessiert mich nicht, was sie getan hat oder nicht.
Das Einzige, was mich interessiert, ist, was ich ihr antun werde.
INHALT
Felicity hätte nicht gedacht, dass sie ihre ehemalige Nachbarin Rose noch einmal wiedersehen würde - erst recht nicht, seit sie eine Gefängnisstrafe absitzen muss. Doch dann begeht eben jene Rose, Ehefrau eines bekannten Moderators, selbst eine unverzeihliche Tat und landet am selben Ort wie Felicity. Diese kann ihr Glück kaum fassen, denn endlich ist sie ihrer Rache näher. Rache, weil Rose damals, in ihrer Kindheit, einfach weggeschaut hat. Weil sie ihr nicht geholfen hat. Und weil sie zugelassen hat, dass Felicitys Leben zerstört wird...
MEINE MEINUNG
Die australische Autorin Nicole Trope ist auf ihrem Heimatkontinent sehr bekannt - bekannt vor allem für ihre Familiendramen, die wichtige und oftmals aktuelle Themen ansprechen. Trotzdem wäre beim "Finkenmädchen" wohl angebracht, im Vorhinein zu sagen, worum es genau geht: Um Kindesmissbrauch nämlich. Damit wird nicht groß gespoilert, weil diese Information recht früh Einfluss findet, aber um Leser nicht zu triggern, wäre hier eigentlich prinzipiell der Verlag in der Pflicht, dies deutlich zu machen. Erzählt wird der Roman aus den zwei Perspektiven von Rose und Felicity. Diese werden nicht mit Namen abgegrenzt, wechseln sich aber ab, und weil die Autorin auf beeindruckende Weise mit Sprachmustern und Beschreibungen arbeitet, ist immer direkt klar, wer von beiden gerade zu Wort kommt.
Rose ist die Ehefrau eines bekannten Moderators des australischen Fernsehens und lebt seit Jahren in Reichtum und ohne Sorgen. Doch etwas ist passiert. Etwas, das zum Tod ihres Mannes geführt hat und dazu, dass sie nun eine dreijährige Gefängnisstrafe absitzen muss. Es wird schon nach wenigen Seiten klar, dass sie etwas zu verbergen hat - dass sie vor allem ein Geheimnis ihres Mannes zu verbergen hat -, aber es braucht lange, bis sie sich ihre Fehler, ihre Zweifel und Ängste endlich eingesteht. Bis dahin gibt sie einen Einblick in ihr Leben, das sie komplett ihrer Familie gewidmet hat, und ihre Persönlichkeit, die sich nie richtig entwickeln konnte. Felicity ist etwa 30 Jahre jünger und hat als Kind neben Rose und ihrer Familie gelebt. Sie ist schon von Geburt an langsamer als andere ihres Alters, ist dafür aber eine ruhige Zuhörerin und seit einigen Jahren auch liebende und hingebungsvolle Mutter. Nur ihre Vergangenheit lässt sie nicht los. Einerseits will sie für ihre Tochter da sein, andererseits ist sie getrieben von Hass und den Verletzungen frühen Missbrauchs - was sie auf einen gefährlichen Pfad führt.
Beide Erzählerinnen haben denselben Bekanntenkreis, weshalb man durch ihre Augen die Nebenfiguren gut kennen lernt. Insbesondere Roses Mann - den sie anfangs vor allem als perfekt darstellt. Schnell jedoch wird klar, dass sie, die diesen Mann mit 16 Jahren geheiratet hat, nie die Chance bekam, sich zu einer eigenständigen Person zu entwickeln. Durch die schiere Abneigung, die man ihm bald entgegen bringt, versteht man auch Felicity immer besser. Die ganze Handlung hat wenige große Überraschungen und besteht größtenteils aus Rückblicken auf die letzen 20 bis 30 Jahre für beide Frauen, in denen sich insbesondere Rose des Öfteren wiederholt. Die Ereignisse sind jedoch erschreckend und bedrückend, trotz fehlender wirklich detailreicher Beschreibungen auch definitiv nichts für schwache Nerven. Nachdem sich die Autorin viel Zeit gelassen hat, um Situation und Figuren zu etablieren und den Leser in den Bann zu ziehen, wird die Handlung am Ende leider etwas zu schnell, etwas zu einfach abgehandelt. Davon abgesehen ist der Schluss jedoch passend gewählt, um beiden Protagonisten einen gebührenden Abschluss zu geben.
Rose ist die Ehefrau eines bekannten Moderators des australischen Fernsehens und lebt seit Jahren in Reichtum und ohne Sorgen. Doch etwas ist passiert. Etwas, das zum Tod ihres Mannes geführt hat und dazu, dass sie nun eine dreijährige Gefängnisstrafe absitzen muss. Es wird schon nach wenigen Seiten klar, dass sie etwas zu verbergen hat - dass sie vor allem ein Geheimnis ihres Mannes zu verbergen hat -, aber es braucht lange, bis sie sich ihre Fehler, ihre Zweifel und Ängste endlich eingesteht. Bis dahin gibt sie einen Einblick in ihr Leben, das sie komplett ihrer Familie gewidmet hat, und ihre Persönlichkeit, die sich nie richtig entwickeln konnte. Felicity ist etwa 30 Jahre jünger und hat als Kind neben Rose und ihrer Familie gelebt. Sie ist schon von Geburt an langsamer als andere ihres Alters, ist dafür aber eine ruhige Zuhörerin und seit einigen Jahren auch liebende und hingebungsvolle Mutter. Nur ihre Vergangenheit lässt sie nicht los. Einerseits will sie für ihre Tochter da sein, andererseits ist sie getrieben von Hass und den Verletzungen frühen Missbrauchs - was sie auf einen gefährlichen Pfad führt.
Beide Erzählerinnen haben denselben Bekanntenkreis, weshalb man durch ihre Augen die Nebenfiguren gut kennen lernt. Insbesondere Roses Mann - den sie anfangs vor allem als perfekt darstellt. Schnell jedoch wird klar, dass sie, die diesen Mann mit 16 Jahren geheiratet hat, nie die Chance bekam, sich zu einer eigenständigen Person zu entwickeln. Durch die schiere Abneigung, die man ihm bald entgegen bringt, versteht man auch Felicity immer besser. Die ganze Handlung hat wenige große Überraschungen und besteht größtenteils aus Rückblicken auf die letzen 20 bis 30 Jahre für beide Frauen, in denen sich insbesondere Rose des Öfteren wiederholt. Die Ereignisse sind jedoch erschreckend und bedrückend, trotz fehlender wirklich detailreicher Beschreibungen auch definitiv nichts für schwache Nerven. Nachdem sich die Autorin viel Zeit gelassen hat, um Situation und Figuren zu etablieren und den Leser in den Bann zu ziehen, wird die Handlung am Ende leider etwas zu schnell, etwas zu einfach abgehandelt. Davon abgesehen ist der Schluss jedoch passend gewählt, um beiden Protagonisten einen gebührenden Abschluss zu geben.
FAZIT
Nicole Trope greift in "Das Finkenmädchen" ein wichtiges, leider immer aktuelles und betroffen machendes Thema auf - eine Triggerwarnung wäre bei Kindesmissbrauch aber wohl angebracht. Teilweise hat das Ganze ein paar zu viele Längen, um dann zum Schluss gehetzt zu wirken, davon abgesehen wird das Ganze aber sensibel und authentisch angegangen. Gute 3,5 Punkte.
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