Back Down to Earth


[Buchrezension] The First Empire: Zeitenfeuer - Michael J. Sullivan

"Warum sind wir hier?", fragte Flut. "Was sollen wir tun?"
"Bleibt einfach da stehen."
Das Geräusch war nun so laut, dass Persephone es spüren konnte wie das Kreischen eines Schleifsteins. Über ihnen begannen die Stalaktiten zu zittern und wie ein Windspiel zu klirren. Einer fiel herab und zersplitterte auf dem Pfad vor ihnen. Zwei weitere lösten sich und krachten mit solcher Wucht herab, dass Persephone und die anderen hastig zur Seite sprangen.
Dann explodierte der hintere Teil der Höhle.

INHALT
Die Menschen haben herausgefunden, dass die Fhrey, die sie immer als Götter verehrt haben, gar keine Götter sind - sie können es nicht sein, denn ein einfacher Mann hat einen von ihnen getötet. Nun plant Stammesführerin Persephone einen Aufstand, denn sie weiß aus sicherer Quelle, dass die Fhrey vorhaben, alle Menschen zu töten. Doch wie soll das gehen, in den Krieg zu ziehen gegen ein so viel stärkeres, mächtigeres Volk, das auch noch viel länger lebt? Das Ganze scheint aussichtslos, bis sie von den Dherg, einem anderen Volk, Waffen versprochen bekommen. Dafür müssen sie allerdings einen überaus gefährlichen Dämon besiegen...

MEINE MEINUNG
Band 1 der Reihe um das "First Empire" konnte mich letztes Jahr mit seinen starken Frauenfiguren und den vielen originellen Ideen begeistern. Die Geschichte um den Kampf der Menschen gegen die Fhrey ist aber noch lange nicht vorbei, geht gerade erst in die zweite Runde. "Zeitenfeuer" knüpft nun also an den Vorgänger an und zwar relativ kurze Zeit später - trotzdem muss man sich erst einmal daran erinnern, was alles geschehen ist. Michael J. Sullivan bietet seinen Lesern aber nicht nur eine Zusammenfassung auf der eigenen Internetseite, sondern wiederholt wichtige Punkte auch noch einmal in der Geschichte und lässt diese ganz natürlich einfließen. Damit könnte man wohl sogar mit diesem Teil in die Reihe einsteigen - das macht aber natürlich nur halb so viel Spaß.

Erneut begleiten wir Persephone vom Dahl Rhen, eine mutige Frau, die alles für ihren Clan tun würde - aber auch alles, um die Zukunft der Menschen, also der sogenannten Rhunes, zu sichern. Sie hat selbstverständlich ihre unsicheren Momente und weiß nicht alles, aber sie versucht immer eine Möglichkeit zu finden und zeigt in ihrer Unabhängigkeit und ihrem unbändigen Willen zu kämpfen ihre ganze Stärke. Göttertöter Raithe hat in diesem Band eine etwas kleinere Rolle, muss sich erst einmal seiner eigenen Identität und seiner Rolle im Stamm bewusst werden, aber noch immer legt er eine unabänderliche Loyalität an den Tag. So verhält es sich auch mit vielen der Nebenfiguren, die einem schon zuvor ans Herz gewachsen sind und ihre Stellung nun festigen: Die kämpferische, spitzzüngige Moya etwa; die junge naturverbundene Suri; oder neu die drei Dherg, die sich ständig auf wunderbare Weise streiten. Die Kapitel aus der Sicht von Mawyndulë, fand ich zeitweilig sehr anstrengend, weil er nur wenig dazu lernt, allerdings tragen sie zum Ende hin ganz entschieden zum Fortgang der Geschichte bei.

Michael J. Sullivans Reihe ist, das schreibt er selbst, so aufgebaut, dass jeder Band eine abgeschlossene Geschichte enthält, es aber einige Fäden gibt, die sich durch alle Teile ziehen. Statt eines gefährlichen Bärs und Problemen innerhalb des Stamms, lernt man dieses Mal also das Volk der Dherg und einen schrecklichen Dämon kennen. Für einen High Fantasy-Roman wird dieses Mal aber relativ wenig gereist, wodurch das Spannungslevel konstant hoch gehalten wird - an welchem Ort auch immer man sich im Kapitel befindet, es brodeln Konflikte, es lauert Gefahr, und es drohen Kämpfe. Von diesen gibt es zur Genüge, allerdings immer wieder aufgelockert durch herrliche Wortgefechte, schlaue Pläne und die technischen Entwicklungen der Rhune Roan, die wir aaus der realen Welt natürlich schon kennen, die die Menschen im Buch aber in Sachen Wissen ungeahnt nach vorn katapultieren. Einige Charaktere, die im 1. Teil eine große Rolle gespielt haben, kamen mir dieses Mal ein wenig zu kurz, davon abgesehen war ich aber durchgehend gefesselt - besonders am Schluss, der noch einmal mit allen Qualitäten aufwartet, die sich zuvor angesammelt haben. Dem Lesevergnügen mit Band 3 steht damit nichts mehr im Wege. 

FAZIT
Wer genug von außerordentlich düsterer High Fantasy mit lauter grimmigen Gestalten hat, ist bei der "First Empire"-Saga genau richtig. Auch hier gibt es zwar Gefahren, Krieg und Tod - aber auch viele liebenswerte Figuren und einiges an Witz und Intelligenz. "Zeitenfeuer" übertrifft Band 1 sogar noch und macht richtig Lust auf den nächsten Teil. Für Fans des Genres ein Muss! 4,5 Punkte.


  2 Kommentare:

  1. Das klingt richtig toll! Ich hatte vorher schon von dieser Reihe gehört, sie aber irgendwie immer vergessen. Jetzt hoffentlich nicht mehr! Gerade nach Frauenfiguren, die etwas bewegen, muss man in dem Genre ja oft lange suchen. Ich freue mich drauf :)

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    1. Ich freue mich, dass ich dich mit meiner Rezension anfixen konnte! Wenn du starke Frauenfiguren magst, wirst du hier sicherlich deine Freude haben. Viel Spaß! ;)

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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