[Buchrezension] Moxie - Jennifer Mathieu
Nachdem meine Mutter die Tür geschlossen hat, rutsche ich tiefer unter die Decke und spüre, dass es mich beim Gedanken an die Kopien in meinem Rucksack vor Vorfreude am ganzen Körper kribbelt. Außer mir weiß niemand auf der Welt davon. Naja, bis auf Frank von U COPY IT. Aber der kennt ja den nächsten Schritt in meinem Plan nicht.
Nach ein paar Minuten spüre ich endlich, wie ich allmählich eindöse. In dieser Nacht träume ich, dass ich mit Frank durch den Copyshop marschiere. Wir tragen beide die gleichen Runaways-T-Shirts und deponieren auf jedem Kopirer ein Exemplar meiner Schöpfung.
INHALT
Die 16-jährige Vivian besucht eine Highschool in einer Kleinstadt und ist es gewohnt, dass die Mädchen dort gegen die Jungen einzustecken haben. Bis sie eines Tages auf dem Schrank ihrer Mutter alte Magazine entdeckt, die vor 20 Jahren von weiblichen Rebellinnen verfasst wurden. Und plötzlich fragt sie sich: Warum lassen sie und die anderen sich diese Ungerechtigkeiten eigentlich gefallen? Also beschließt sie, eine eigene Zeitschrift zu gestalten: Moxie. Nach kurzer Zeit nimmt ihre Aktion bereits ordentlich an Fahrt auf. Doch ihr Kampf zieht auch Konsequenzen nach sich...
MEINE MEINUNG
So traurig es auch ist: Wir schreiben das Jahr 2018, und doch scheint das Thema Feminismus so aktuell, vielleicht so wichtig wie lange nicht. Daher sind auch Bücher wie jenes von Jennifer Mathieu ein Muss - Bücher, in denen das Thema Gleichberechtigung auch für ein jüngeres Publikum aufbereitet wird. Dafür nutzt sie nicht nur eine Protagonistin im Teenager-Alter, sondern auch eine jugendliche Sprache und eine Romanze als Spannungselement. Letztere hätte für mich nicht unbedingt sein müssen, da die Geschichte auch so genug hergibt.
Vivian ist erst 16 und das merkt man ihr teilweise auch an - sie ist manchmal etwas naiv, klammert sich an ein bestimmtes Bild ihrer Mutter, ohne Rücksicht auf deren Gefühle, und denkt oft nicht über Konsequenzen nach. Andererseits wird sie von einem starken Gerechtigkeitsgefühl getrieben, das ihr hilft, Veränderungen zu bewirken, indem sie über sich hinauswächst. Ihre Freundinnen sind wunderbar unterschiedlich - die eine kämpferisch und wütend, eine andere eher zurückhaltend, viele Ethnien sind vertreten -, am meisten begeistert jedoch, dass sich keine Mädchen gegenseitig fertig machen, egal wie verschieden sie auch alle sein mögen - das gibt es in der Literatur leider viel zu selten.
Teilweise erschienen mir Vivians Aktionen etwas kindisch, und ihre Magazine enthalten für den Erfolg, den sie einfährt, relativ wenige Informationen - die Botschaft wird schon sehr offensichtlich präsentiert. Davon abgesehen gelingt es dem Buch aber trotzdem, einem die Missstände aufzuzeigen, einen wütend zu machen über Ungerechtigkeiten, über Belästigungen, über Vertuschungen. Besonders zum Ende hin nimmt die Geschichte in der Hinsicht stark an Fahrt auf und löst zum Glück auch wieder die Liebesgeschichte ab, die sich zwischenzeitlich zu stark in den Vordergrund drängt. Schade nur, dass am Schluss ein ziemlich wichtiger Abschnitt einfach übersprungen und nur nacherzählt wird, an dieser Stelle hatte ich mir noch mehr Schlagkraft gewünscht - die schließlich immer wieder durchschimmerte.
Vivian ist erst 16 und das merkt man ihr teilweise auch an - sie ist manchmal etwas naiv, klammert sich an ein bestimmtes Bild ihrer Mutter, ohne Rücksicht auf deren Gefühle, und denkt oft nicht über Konsequenzen nach. Andererseits wird sie von einem starken Gerechtigkeitsgefühl getrieben, das ihr hilft, Veränderungen zu bewirken, indem sie über sich hinauswächst. Ihre Freundinnen sind wunderbar unterschiedlich - die eine kämpferisch und wütend, eine andere eher zurückhaltend, viele Ethnien sind vertreten -, am meisten begeistert jedoch, dass sich keine Mädchen gegenseitig fertig machen, egal wie verschieden sie auch alle sein mögen - das gibt es in der Literatur leider viel zu selten.
Teilweise erschienen mir Vivians Aktionen etwas kindisch, und ihre Magazine enthalten für den Erfolg, den sie einfährt, relativ wenige Informationen - die Botschaft wird schon sehr offensichtlich präsentiert. Davon abgesehen gelingt es dem Buch aber trotzdem, einem die Missstände aufzuzeigen, einen wütend zu machen über Ungerechtigkeiten, über Belästigungen, über Vertuschungen. Besonders zum Ende hin nimmt die Geschichte in der Hinsicht stark an Fahrt auf und löst zum Glück auch wieder die Liebesgeschichte ab, die sich zwischenzeitlich zu stark in den Vordergrund drängt. Schade nur, dass am Schluss ein ziemlich wichtiger Abschnitt einfach übersprungen und nur nacherzählt wird, an dieser Stelle hatte ich mir noch mehr Schlagkraft gewünscht - die schließlich immer wieder durchschimmerte.
FAZIT
"Moxie" ist für ein etwas jüngeres Publikum geschrieben, dem ich nicht mehr angehöre - dementsprechend ist die Botschaft eher einfach und wird sehr offensichtlich transportiert. Die Geschichte schafft es aber trotzdem immer wieder, wütend zu machen und zum Nachdenken anzuregen, nicht zuletzt durch unterschiedliche, oft realistische und sich entwickelnde Charaktere. Nicht perfekt, aber zum Einstieg ins Thema durchaus geeignet. 3,5 Punkte.
Hej, Sonne.
AntwortenLöschenDie Fraktion der "Ich-fürchte-toughe-Frauen"-Männer (Männer?!) würde ja liebend gern wieder Uhren zurückdrehen. Einerseits um ihr Schwach-Ego aufzupeppen. Andererseit um sich von vorne bis hinten bedienen zu lassen. Die Alltagsphantasien des handelsüblichen Macho eben.
Von daher bereits kann man/frau die Bedeutung solcher Geschichten nur unterstreichen.
Letztens kam mir das Statement einer Trumpette - im Zusammenhang mit sexueller Übergriffigkeit - unter, die tatsächlich ohne scheu schwadronierte "Let boys be boys!". YIKES!
bonté