Back Down to Earth


[Buchrezension] Weihnachten in Briar Creek - Olivia Miles

[Sie] eilte [...] die Main Street hinauf zu ihrer Bäckerei und suchte im Vorübergehen die Straßen und Schaufenster nach dem Mann ab, der vorhin in sie hereingerasselt war. Der Zusammenstoß hatte sie dermaßen überrascht und verärgert, dass alles nur so an ihr vorbeirauschte, aber jetzt glaubte sie sich an sein breites Lächeln zu erinnern, die Lachfältchen um seine haselnussbraunen Augen, an das markante Kinn und die schöne, gerade Nase. 
Sie hätte ihn jederzeit wiedererkannt, und plötzlich hoffte sie, dass sie ihm wirklich noch einmal begegnen würde. Um sich zu entschuldigen...und vielleicht auch, um herauszufinden, ob er über Weihnachten in der Stadt blieb. 

BildergebnisINHALT
Es ist Winter in Briar Creek und damit hält auch der Weihnachtszauber Einzug. Die junge Kara hat vor wenigen Monaten ihre eigene Bäckerei eröffnet, und auch wenn sie diese Jahreszeit liebt, hat sie aufgrund der vielen Arbeit doch kaum Zeit, um sie wirklich zu genießen. Ganz anders ergeht es Nate, der für zwei Wochen seine Tante besucht: Er hat frei, für Weihnachten aber so gar nichts übrig und würde dem Trubel am liebsten aus dem Weg gehen. So gegensätzlich wie die beiden sind, sprühen doch schon bei der ersten Begegnung die Funken zwischen ihnen. Ob Weihnachtsbäckerin und Weihnachtsmuffel einen Weg zueinander finden werden?

MEINE MEINUNG
In der Weihnachtszeit überkommt es auch mich: Da habe ich mal Lust auf eine locker-leichte Liebesgeschichte, die so richtig in winterlich-festliche Stimmung versetzt. "Weihnachten in Briar Creek" ist der letzte Band einer fünfteiligen Reihe und verspricht genau das. Ich bin komplett ohne Vorkenntnisse an den Roman herangegangen, was aber kein Problem ist, weil jeder davon von zwei anderen Protagonisten handelt. Erzählt wird das Ganze abwechselnd aus den Perspektiven der Turteltauben, der Schreibstil ist besonders in den Beschreibungen der Winterlandschaft zauberhaft - aber mehrmalige Wiederholungen einzelner Gegebenheiten sowie Unstimmigkeiten in den Beschreibungen (da ist der Teint erst blass, später dunkel) stören den Lesefluss.

Dafür hat die Autorin mit Kara aber eine wunderbar sympathische und liebenswerte Protagonistin geschaffen, die nach einer Vergangenheit als Wirbelwind, der nicht wusste, was das Leben bringen soll, zu sich selbst gefunden hat. Sie verfolgt ihren Traum von der eigenen Bäckerei eisern, wird aber selbstverständlich auch von Zweifeln geplagt. Nate ist schon eher von sich überzeugt, denn als erfolgreicher Geschäftsmann meint er, alles im Leben erreicht zu haben. Dass dem eventuell nicht so ist, stellt er erst in Briar Creek fest. Er ist ein netter Kerl, zieht aber oft voreilige Schlüsse und sein Weihnachts-"Trauma" fand ich recht weit hergeholt. Für die amüsantesten Momente sorgen definitiv die unterschiedlichen Stadtbewohner, die zum großen Teil natürlich einem gewissen Klischee entsprechen (die quirlige Schwester, die kuppelnde Tante, etc), aber auch immer wieder für Frische sorgen.

Dieser Roman ist eine Weihnachts-Romanze, damit habe ich gerechnet, und daher war ich positiv überrascht, wie viel Zeit sich mit der Liebesgeschichte gelassen wird - so können sich die Gefühle langsam entwickeln, Leser mit beiden Figuren warm werden und nichts wirkt überhastet. Gleichzeitig wird aber auch der "Konflikt" (dass Nate eigentlich in Boston lebt) arg ausgewalzt, was zu Wiederholungen und Längen führt. Zudem werden sehr unpassend noch kleinere Sequenzen aus der Perspektive von Karas Schwester eingestreut, die so gar keinen Mehrwert für die eigentliche Geschichte haben und dann am Schluss plötzlich ganz einfach fallen gelassen werden. Sowieso ist die Auflösung des ganzen Liebesdramas viel zu knapp und kommt sehr überraschend, ohne den Weg dorthin wirklich auszugestalten, was ein wenig enttäuscht. Nach Schnee sehnt man sich nach dem unvermeidlichen wie schönen Happy End aber trotzdem irgendwie.

FAZIT 
"Weihnachten in Briar Creek" ist, das sagen Titel und Cover schon ganz deutlich, eine winterliche Romanze mit einer Prise Kitsch und ganz viel Zärtlichkeit. Tatsächlich entwickelt sich die Liebesgeschichte angenehm langsam und bleibt so glaubwürdig - die Dramen waren mir dann aber doch ein wenig zu viel und das Ende wurde mir viel zu kurz abgehandelt. Insgesamt knappe 3,5 Punkte.

 

  3 Kommentare:

  1. Sali, Sonne.
    Ist inzwischen zwar schon Vergangenheit, aber auf Weihnachten zu wird nicht wenigen von uns romantischer zumute. Ausdruck findend in der Freude an Kugeln, Lichtern & Tannengrün.
    Oder darin englisch geprägten Vlogmas-Beiträgen zu folgen... :-)
    Passe - denn auf Dreikönig verschwinden Lichter wie Kugeln bei mir & das Wetter gibt sich derzeit sehr wie der April.

    Zum Buch noch angemerkt...der deutsche Verlag hat sich bei der Cover-Gestaltung immerhin etwas Mühe gegeben, betrachtet man/frau die Originalausgabe, auf dem Niveau von Heftromanen des Genres.

    bonté

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    1. Ich bin auch wirklich froh, dass das deutsche Cover so viel hübscher ist als das sehr trashig aussehende Original :D

      Ich habe es außerhalb der Weihnachtszeit auch nicht so mit Weihnachtsromanen (allgemein meistens nicht so), daher verschenke ich das Buch nun an eine sehr romantisch veranlagte Freundin, dann sind alle glücklich ;)

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    2. ...Leute verschenken viel zu selten die kleinen Herzwärmer. Ich tippe meinen Hut, Ma'am!

      bonté

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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