Back Down to Earth


[Kurzspots] Gerald's Game, I'll Give You the Sun, Good Time, Die dreizehnte Fee, Blade Runner 2049

Die letzten Kurzspots sind noch gar nicht lange her, aber es hat sich schon wieder einiges angesammelt. So viel, dass in naher Zukunft wahrscheinlich die nächsten folgen werden - momentan scheine ich ein bisschen im Film-Fieber zu sein.
Mit dabei heute: Ein ungeplant tödliches Spiel, ein zerstrittenes Geschwisterpaar und ein kriminelles Geschwisterpaar, eine Liebesgeschichte zwischen Fee und Hexenjäger, und ein Blade Runner der Zukunft.

Gerald's Game
mit Carla Gugino, Bruce Greenwood, Henry Thomas
Bildergebnis für geralds game plakat netflixUm etwas Würze in ihr Eheleben zu bringen, fahren Jessie und ihr Mann Gerald gemeinsam in ihr Ferienhaus, wo sie planen, Fesselspiele auszuprobieren. Doch Gerald will vor allem seine Vergewaltigungsfantasien ausleben, was Jessie gar nicht behagt. Als sie sich wehrt, erleidet er einen Herzinfarkt und stirbt. Jessie ist noch immer mit Handschellen an das Bett gefesselt - und die nächsten Tage wird niemand zum Haus kommen...

2017 ist ein Jahr der Literaturverfilmungen - nicht nur von Büchern von Margaret Atwood, sondern auch oder gerade von Stephen Kings Werken. "Gerald's Game" galt dabei immer als unverfilmbar, weil sich der größte Teil der Handlung im Kopf der Protagonistin abspielt - und doch ist Regisseur und Drehbuch-Autor Mike Flanagan ein spannender, erschreckender und mitreißender Film gelungen. Carla Gugino liefert eine famose One Woman-Show ab und überzeugt sowohl in ihrer Verzweiflung, als auch in den Momenten, in denen sie Halluzinationen ihrer selbst als starke, freie Frau hat. Rückblicke in ihre Kindheit, die von einem noch immer unverarbeiteten Trauma geprägt ist, helfen ihr, einen Weg aus ihrer tödlichen Misere zu finden. Zugegeben, ihre psychischen Probleme setzen ein wenig zu früh ein, aber darüber sieht man gern hinweg, weil sie die treibende Kraft sind. Hautnah erleben wir nicht nur ihren Schmerz und ihre Angst mit, sondern auch den Mut, den sie immer und immer wieder sammelt. Das Finale ist nichts für schwache Gemüter, denn Jessie muss für ihre Befreiung so einiges opfern - aber wir werden belohnt mit einem guten und passenden Schluss. 4,5 Punkte.

I'll Give You the Sun
von Jandy Nelson
Bildergebnis für i'll give you the sun jandy nelson coverDie Zwillinge Jude und Noah waren sich immer ganz nahe. Doch irgendetwas ist geschehen, das ihren Zusammenhalt zerbrochen hat. Etwas, das mit Kunst zu tun hat, mit der ersten Liebe und auch mit ihrer Mutter.

Jandy Nelson schreibt mit einer unvergleichlichen Kraft, das war schon in ihrem Debüt "Über mir der Himmel" der Fall, und wenn das möglich ist, überwältigt einen "I'll Give You the Sun" tatsächlich noch mehr. Ihre Charaktere sind wunderbar unperfekt, ihre Dialoge mal schreiend komisch und mal herzzerreißend traurig. Vor allem aber erzählt sie so natürlich von Jugendlichen, ihren Leben, ihrem Leid und ihrer Liebe, dass diese komplett real wirken. Ich hatte oft das Gefühl, Noah und Jude persönlich zu kennen. Der metaphorische, literarische Schreibstil der Autorin mag nicht für jeden das Richtige sein, ebenso nicht die Art der Erzählung - denn während Judes Geschichte in der Gegenwart spielt, liegen Noahs Erlebnisse bereits in der Vergangenheit. Dieser Aufbau ergibt aber tatsächlich Sinn und wer sich darauf einlässt, wird eine sensibel erzählte Geschichte von Verlust, Freundschaft und Vergebung erleben, die ebenso zum lauten Lachen bringt wie zu der ein oder anderen Träne. Gute 4,5 Punkte.

Good Time
mit Robert Pattinson, Jennifer Jason Leigh, Benny Safdie
Mein letzter KinobesuchNick und Connie sind zwei ungleiche Brüder: Der eine geistig zurückgeblieben, der andere kriminell. Connie plant einen Banküberfall und nimmt Nick dazu mit, doch auf der Flucht explodiert eine Farbpatrone und Nick wird gefasst. Von nun an versucht Connie alles, um seinen Bruder wieder auf freien Fuß zu bekommen.

Robert Pattinson versucht seit fünf Jahren alles, um sein "Twilight"-Image loszuwerden, was ihn durchaus sympathisch macht. Anspruchsvolle Filme großer Regisseure sind mittlerweile ebenso in seinem Portfolio zu finden wie Indie-Werke wie es auch "Good Time" eines ist. Der Wille ist da, aber das muss nicht heißen, dass er oder seine Streifen mir besonders gefallen würden. Zugegeben, diesen hier hätte ich mir ohne eine Sneak Preview auch niemals freiwillig angesehen. Ich bin eigentlich ein großer Thriller-, Krimi- und Action-Fan und tatsächlich ist der Protagonist hier permanent auf Achse, aber ansonsten hat das Ganze herzlich wenig mit diesen Genres zu tun. Die Story ist total konfus und ergibt an vielen Stellen einfach keinen Sinn. Connie bewegt sich von einem Ort zum nächsten, um an das Geld für die Kaution seines Bruders zu kommen, aber er führt seine Pläne selten aus und trifft komplett unlogische Entscheidungen. Natürlich kann das teilweise mit seiner Verzweiflung begründet werden, aber es machte größtenteils eher den Eindruck, damit die Geschichte voran treiben zu wollen. Robert Pattinson stellt diesen kaputten Mann glaubwürdig dar und vor allem Benny Safdie spielt den behinderten Nick sehr authentisch, aber die restlichen Charaktere sind nervig und überzogen. Immerhin ist das Ende konsequent, aber mehr Gutes gibt es auch kaum zu sagen. Sehr knappe 2,5 Punkte.

Die dreizehnte Fee: Erwachen
von Julia Adrian
Bildergebnis für die dreizehnte fee1000 Jahre hat die dreizehnte Fee Lilith geschlafen, in eine Falle gelockt von ihren Schwestern. Nun wurde sie erweckt - und sie sinnt auf Rache. Gemeinsam mit einem Hexenjäger macht sie sich auf den Weg, um die Verräterinnen zu töten, doch sie weiß, am Ende muss auch sie sterben...

Die Trilogie um "Die dreizehnte Fee" ist nicht nur eine Abwandlung des Märchens von Dornröschen, sondern dreht sich auch um viele weitere alte Geschichten - Hänsel & Gretel und die Eiskönigin etwa. Protagonistin Lilith sinnt auf Rache und erhält dabei unerwartet Hilfe vom Hexenjäger, der die gefährlichen Feen - größtenteils Mörderinnen - zur Strecke bringen will. Lilith spricht immer wieder von sich selbst als böser Fee, aber böse ist in dieser Beziehung eigentlich nur der Hexenjäger, der sie ausnehmend schlecht behandelt und dennoch mehr als einmal Sex mit ihr hat (übrigens auf gerade einmal 200 Seiten). Problematisch ist an dieser Stelle, dass die Protagonistin ihn so mit sich umgehen lässt, ohne Gründe dafür zu liefern. Der Schreibstil ist bildlich und wunderschön und die kleinen Details, mit denen die bekannten Märchen verändert wurden, wissen zu begeistern. Aber es geht alles viel zu schnell: Nicht selten hat man das Gefühl, dass sich viel mehr Zeit hätte gelassen werden können, nicht nur für die Liebesbeziehung, sondern auch, um Hintergründe näher zu beleuchten. Schließlich sind bestimmt allein 20 Seiten des Buches einfach komplett leer - zwischen jedem Kapitel nämlich wird eine frei gelassen. Vollständig, also vorne und hinten! Dass das eine enorme Papierverschwendung ist, muss ich wohl nicht extra sagen. Zuletzt noch etwas, das mich unverhältnismäßig ärgert, deswegen allerdings auch nicht zur Wertung beiträgt: Weshalb eigentlich ist der Titel des ersten Bandes, "Erwachen", ein Nomen, während die beiden folgenden, "Entschlafen" und "Verzaubert", Adjektive sind? Aber lassen wir das. Für die tollen Ideen gibt es 3 Punkte, doch es hätten auch leicht mehr werden können.

Blade Runner 2049
mit Ryan Gosling, Robin Wright, Sylvia Hoeks
Bildergebnis für blade runner 2049 plakatIn der Zukunft, nachdem die Konkurs gegangene Tyrell Corporation von Niander Wallace übernommen wurde, werden Replikanten nicht mehr als Sklaven angesehen. Da einige frühere Versionen dieser Klone sich aber noch immer verstecken und als gefährlich gelten, gibt es weiterhin die Blade Runner, die sie aufspüren und töten sollen. Solch einer ist auch Officer K. Als dieser jedoch einem Geheimnis auf die Spur kommt, das nie jemand für möglich gehalten hätte, beginnt er zu zweifeln.

Ich oute mich gleich zu Beginn: Den originalen "Blade Runner" habe ich nie gesehen - und wahrscheinlich werde ich es auch nicht mehr tun. Trotzdem wollte ich diesen sehr späten Nachfolger sehen, und das lag nicht einmal wirklich an Ryan Gosling, sondern zum einen eher an Regisseur Denis Villeneuve, und zum anderen an dieser düsteren dystopischen Zukunft, die mich schon in den Trailern beeindruckt hat. Zugegeben - diese Vorschauen haben etwas anderes versprochen, als der Film dann geboten hatte und das wird wahrscheinlich mit ein Grund dafür sein, dass er nicht die Aufmerksamkeit erhalten hat, die er verdient gehabt hätte. "Blade Runner 2049" ist kein Actionfilm mit Explosionen und Verfolgungsjagden, auch wenn es durchaus Kampfszenen gibt. Das Tempo ist stattdessen eher zurückgenommen, und es wird viel Wert darauf gelegt, diese verstrahlte Welt mit ihrer alles umfassenden Technologie zu zeigen, die den Menschen die Menschlichkeit nimmt. Ein starker Protagonist, aber noch viel stärkere Frauenfiguren, runden das Bild ab. Jared Letos von einem Gottkomplex getriebener Wallace ist mysteriös und ganz eindeutig nicht bei Sinnen, aber er kam mir als Einziger zu kurz vor. Der Film ist wohl kein Blockbuster für den typischen Kinogänger, denn er erfordert ein Mit- und Nachdenken. Wer sich darauf einlässt, wird belohnt werden. Gute 4 Punkte.

  1 Kommentar:

  1. Hyvää iltaa, Sonne.
    'Blade Runner' ist einer meiner Klassiker der SF-Genres - selbst in der "Der-Film-braucht-ein-Happy-End!"-Version der damals (1982) kaltfüssig gewordenen Produzenten.
    Egal welchen Cut man/frau nun goutiert, 'Blade Runner' ist in den gut drei Jahrzehnten nicht um eine Sekunde gealtert (cineastisch), noch hat die Handlung einen Yota an Relevanz verloren. Geschieht mit Filmen nicht wirklich oft.

    Du schreibst, dass Dich die Bilder Villeneuves beeindrucken konnten - dabei kommen sie nie "über" die atmosphärische Dichte des Vorgängers. Eine jede Einstellung atmet Lebendigkeit & gleicht einem vollendet komponierten Gemälde.

    Ob ich Dein Interesse für die literarische Inspiration wecken könnte!?
    Philip K. Dicks "Do Androids Dream Of Electric Sheep"...

    Apropos!
    Mit "Electric Dreams" gibt es aktuell eine britische Serie, die sich jeweils einer Kurzgeschichte von Dick annimmt. Hier der Link zu einer kurzen Review der ersten Episode.

    https://www.youtube.com/watch?v=ktwg3ZpdKHQ

    for your consideration.

    bonté

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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