[Buchrezension] Das Haus der gebrochenen Schwingen - Aliette de Bodard
"Wir könnten das Blut aufsammeln", schlug er vor und zwang seine Stimme aus ferner Vergangenheit zurück. "Die alten Parfumflaschen benutzen, um selbst Elixire zu mixen."
Ninon sah nicht zu ihm auf, aber er hörte sie schnauben. "Blut ist Pillepalle", hob eine schlaffe, halb abgetrennte Hand hoch und musterte sie abschätzend. "Du weißt, dass man damit kein Geld verdienen kann."
"Ja, aber..."
"Was ist los? Hast du etwa loyale Regungen gegenüber deinen eigenen Leuten?"
Sie brauchte die Drohung nicht auszusprechen, brauchte ihn nicht darauf hinzuweisen, dass er eine nicht weniger ergiebige magische Quelle war [als] die Gefallene neben ihr.
"Komm, hilf mir", sagte sie und hob das Messer mit vor Gier leuchtenden Augen.
Nach dem großen magischen Krieg vor einigen Jahren liegt Paris in Trümmern, genauso wie das restliche Europa. Die verschiedenen Häuser, die gefallene Engel und mit Magie vertraute Menschen unter ihren Dächern versammeln, bekämpfen sich zwar nicht mehr bis aufs Blut, hassen sich aber noch immer. Als das Bandenmitglied Philippe von Haus Silberspitzen gefangen genommen wird, ist er bereit, alles für seine Freiheit zu tun - doch als ein gefährlicher und tödlicher Fluch entfesselt wird, muss er sich plötzlich mit anderen Mitgliedern des Hauses zusammen tun, wenn er überleben will. Aber niemand weiß, ob sie sich dem wahrhaft Bösen entgegen stellen können...
MEINE MEINUNG
Ein apokalyptisch angehauchtes, düsteres Paris voller Magie und Abgründe - kann es ein besseres Setting für einen Fantasy-Roman geben? In Aliette de Bodards "Haus der gebrochenenen Schwingen" kämpfen verschiedene Häuser um die Macht, ohne sich dabei der Gefahr eines alles verschlingenden Fluches bewusst zu sein. Mutig ist, dass sich hier der Zeit nach einem die Vergangenheit wie auch die Zukunft bestimmenden Krieg gewidmet wird, anstatt diesen selbst als Plot zu etablieren, was leider nicht immer funktioniert - zu oft hat man einfach das Gefühl, einiges verpasst zu haben. Hinzu kommt noch eine teilweise sehr holprige Übersetzung (oder ein holpriger Stil?), wobei Antworten nicht auf Fragen passen oder Sätze mittendrin ihren Sinn verlieren.
Die Charaktere sind, wie bei einer solch zerstörten und unwirtlichen Welt nicht anders zu erwarten, sehr ambivalent, schwer zu durchschauen und selbst eher düster angelegt. Sie alle verfolgen ihre eigenen Ziele, nehmen selten auf andere Rücksicht - ganz besonders nicht auf die Mitglieder anderer Häuser. Philippe hängt seiner verlorenen Vergangenheit nach und will nur in Freiheit leben, die doch auch keine Freiheit ist. Die junge Gefallene Isabelle sucht den Schutz ihres Hauses und zugleich die Nähe von Philippe, obwohl er sich gegen alles sträubt, was ihr wichtig ist. Und die Alchemistin Madeleine ist abhängig von einer tödlichen Substanz, geplagt vom Tod eines geliebten Menschen. Insbesondere Madeleines Zeit in einem der anderen Häuser hätte ich so viel spannender gefunden als ihren jetzigen Handlungsstrang, denn sie trägt wenig bei und hätte doch so viel mehr sein können. So erging es mir mit vielen Charakteren, vor allem aber mit der Person, die letztendlich hinter dem Fluch steckt und nicht viel klischeehafter hätte sein können in ihrer Rachlust.
Obwohl dieses Paris eine so düstere, schmutzige und kaputte Atmosphäre verströmt, dass es einem zeitweilig wohlige Schauer versetzt, fühlt man sich beim Lesen nicht wirklich involviert. Zu fern wirken die Charaktere, zu oft ergehen diese sich in seitenlangen Dialogen, die letztendlich zu keinem Ziel führen. Teilweise scheinen sie sich regelrecht im Kreis zu drehen, was die dazwischengestreuten action- und spannungsreichen Szenen immer wieder untergräbt. Besonders enttäuscht hat mich aber einfach die Auflösung des Fluches. Zwar müssen die Figuren dann endlich zusammenarbeiten und dies funktioniert auch nicht ohne Verluste - aber nachdem so viele Elemente tatsächlich schon einem Krimi zu entstammen schienen, gab es in dieser Hinsicht leider keinerlei Überraschungen, weil einfach jemand aus dem Hut gezaubert wurde. Das Ende ist trotzdem rasant und weiß durch die schonungslose Brutalität, die zu dieser zerstörten Stadt passt, zu überzeugen. Ob einem das aber letztendlich reicht, muss wohl jeder selbst entscheiden.
Die Charaktere sind, wie bei einer solch zerstörten und unwirtlichen Welt nicht anders zu erwarten, sehr ambivalent, schwer zu durchschauen und selbst eher düster angelegt. Sie alle verfolgen ihre eigenen Ziele, nehmen selten auf andere Rücksicht - ganz besonders nicht auf die Mitglieder anderer Häuser. Philippe hängt seiner verlorenen Vergangenheit nach und will nur in Freiheit leben, die doch auch keine Freiheit ist. Die junge Gefallene Isabelle sucht den Schutz ihres Hauses und zugleich die Nähe von Philippe, obwohl er sich gegen alles sträubt, was ihr wichtig ist. Und die Alchemistin Madeleine ist abhängig von einer tödlichen Substanz, geplagt vom Tod eines geliebten Menschen. Insbesondere Madeleines Zeit in einem der anderen Häuser hätte ich so viel spannender gefunden als ihren jetzigen Handlungsstrang, denn sie trägt wenig bei und hätte doch so viel mehr sein können. So erging es mir mit vielen Charakteren, vor allem aber mit der Person, die letztendlich hinter dem Fluch steckt und nicht viel klischeehafter hätte sein können in ihrer Rachlust.
Obwohl dieses Paris eine so düstere, schmutzige und kaputte Atmosphäre verströmt, dass es einem zeitweilig wohlige Schauer versetzt, fühlt man sich beim Lesen nicht wirklich involviert. Zu fern wirken die Charaktere, zu oft ergehen diese sich in seitenlangen Dialogen, die letztendlich zu keinem Ziel führen. Teilweise scheinen sie sich regelrecht im Kreis zu drehen, was die dazwischengestreuten action- und spannungsreichen Szenen immer wieder untergräbt. Besonders enttäuscht hat mich aber einfach die Auflösung des Fluches. Zwar müssen die Figuren dann endlich zusammenarbeiten und dies funktioniert auch nicht ohne Verluste - aber nachdem so viele Elemente tatsächlich schon einem Krimi zu entstammen schienen, gab es in dieser Hinsicht leider keinerlei Überraschungen, weil einfach jemand aus dem Hut gezaubert wurde. Das Ende ist trotzdem rasant und weiß durch die schonungslose Brutalität, die zu dieser zerstörten Stadt passt, zu überzeugen. Ob einem das aber letztendlich reicht, muss wohl jeder selbst entscheiden.
FAZIT
"Das Haus der gebrochenen Schwingen" lebt von dem absolut atmosphärischen und originellen Setting, verschenkt aber vieles bei den eher kühlen Figuren und beim oft einbrechenden Spannungsbogen. Für Leser düsterer Fantasy-Romane mit frischen Ideen und einer ganz eigenen Stimmung aber einen Blick wert. 3 Punkte.
"Das Haus der gebrochenen Schwingen" lebt von dem absolut atmosphärischen und originellen Setting, verschenkt aber vieles bei den eher kühlen Figuren und beim oft einbrechenden Spannungsbogen. Für Leser düsterer Fantasy-Romane mit frischen Ideen und einer ganz eigenen Stimmung aber einen Blick wert. 3 Punkte.
Meine Empfehlung für Leser opulenter Urban Fantasy ohne Romantik, die vor allem auf Atmosphäre und Ideen setzt.
The House of Shattered Wings ist mir bereits einmal wegen dem wundervollen Cover aufgefallen und deine Rezension macht mich jetzt wirklich sehr neugierig auf das Buch - alles in allem klingt es nach etwas das mir sehr gefallen könnte, ich liebe Bücher mit starker Atmosphäre. Allein das Setting klingt hier total interessant, düster und magisch ... Das Buch ist auf jeden Fall jetzt ganz oben auf meiner Wunschliste :D
AntwortenLöschenLG Julia
Ich freue mich sehr, dass ich dich trotz meiner nicht nur positiven Rezension neugierig auf das Buch machen konnte! Das Cover ist in Wirklichkeit noch viel hübscher und das Setting wirklich genial - bedrückend auf jeden Fall, aber die Düsternis hat auch eine ganz besondere Atmosphäre.
LöschenSolltest du es ausprobieren, wünsche ich dir viele angenehme, magische Lesestunden!