Back Down to Earth


[Buchrezension] Am Abgrund des Himmels - Sue-Ellen Pashley

Ich war nie der rührselige, romantische Typ. Eher das Gegenteil. Schmonzetten, in denen sich ein Junge und ein Mädchen mögen, dann passiert irgendwas, das sie auseinanderbringt, dann lieben sie sich wieder, bla, bla, bla, lassen mich total kalt, und ich kann mit Stolz von mir behaupten, dass ich noch nie Valentinstag gefeiert habe – echt jetzt, was für ein Quatsch. Ich hatte zwar in den letzten Jahren einige Freundinnen, aber keine der Beziehungen war auch nur ansatzweise ernst.
Doch in dem Augenblick, als die Autotür aufgeht und ein Mädchen aussteigt – ein Mädchen mit langen knallroten Haaren, die in der Nachmittagssonne förmlich zu brennen scheinen –, bleibt mein Herz stehen, als wisse es nicht mehr, wie es schlagen muss, Adrenalin flutet durch meinen Körper, und es ist derselbe Kick wie damals, als ich zum ersten Mal geflogen bin.
Und so bescheuert es klingt, ich glaube, so fühlt sich Liebe auf den ersten Blick an.

Bildergebnis für am abgrund des himmelsINHALT
Um ihrem gewalttätigen Exfreund zu entfliehen, zieht die junge Grace mit ihrer Großmutter auf die kleine Insel Bruny. Sie will endlich alles vergessen und möglichst erst einmal für sich sein, um ihr gerade erst gebrochenes Herz zu schonen. Doch bereits nach kurzer Zeit trifft sie auf Nick - und für die beiden ist es schnell die große Liebe, auch wenn zumindest Grace sich anfangs entschieden dagegen wehrt. Nur taucht bald ihr Exfreund wieder auf und bedroht die Beziehung. Und als wäre das nicht genug, hat Nick auch noch ein Geheimnis, das ihre Liebe unmöglich macht...

MEINE MEINUNG
Ich bin dem Romantasy-Genre zwar mittlerweile ein bisschen entwachsen, aber ab und zu versuche ich es doch noch einmal - immer hoffend auf die eine Perle. Wunderhübsche Aufmachungen wie die von "Am Abgrund des Himmels" tun da natürlich ihr Übriges. Sue-Ellen Pashleys Debüt aber war genau das Gegenteil von dem, was ich mir erhofft hatte, denn die Autorin scheint von "weniger ist mehr" noch nie gehört zu haben. Schnell wird mit Liebesschwüren um sich geworfen - das obrige Zitat stammt von Seite 14 - und so ist bald auch klar, dass das Buch mehr Romantik als Fantasy beinhaltet.

Die Figuren sind eher Abziehbilder realer und vor allem interessanter Charaktere. Zwar hat Grace durch die toxische Beziehung in ihrer Vergangenheit ein paar verständliche Macken mitgenommen - aber ihre weinerliche und furchtbar unsichere Art ändert sich leider im Verlaufe des Buches so gut wie gar nicht, sodass sie mir bald extrem auf die Nerven ging. Nick ist immerhin das Gegenteil des Bad Boys und würde alles für Grace tun, aber er ist einfach zu kitschig, zu gut, um noch in irgendeiner Weise glaubwürdig zu sein. Die restlichen Charaktere gehen dagegen ziemlich unter, auch wenn Grace' Großmutter mit ihrer liebevollen Sorge sympathisch ist. Exfreund Ben ist das Klischee eines gewalttätigen Mannes und schafft es grundsätzlich, auf die Minute genau an den Orten aufzutauchen, an denen Grace sich gerade aufhält, und Nicks Vater Henry erhält zwar einzelne Kapitel aus seiner Sicht, diese wirken aber komplett deplatziert und unglaubwürdig.

Genau dieser Makel trifft auch auf die Dialoge und viele Geschehnisse innerhalb des Buches zu. Alles wirkt so gestelzt, so krampfhaft bemüht, wodurch stark an Originalität eingebüßt wird. Die Autorin versucht, gleichzeitig den Tod von Familienmitgliedern, eine phantastische Gabe und einen misshandelnden Exfreund in ihrem Buch unterzubringen, was alles nicht wirklich zusammenpasst. Insbesondere Nicks Fähigkeit, seine Gestalt zu wandeln, wirkt wie Beiwerk, wird nicht mit Hintergründen beleuchtet und besitzt dementsprechend überhaupt keinen Mehrwert. Vor allem wird nicht deutlich, warum es so wichtig ist, diese Fähigkeit weiter zu vererben, wenn sie letztendlich keinen Zweck hat, außer dass ab und zu mal "spazieren gefolgen" wird.  Der eigentlich recht wichtige Strang um Grace und ihren Exfreund, der ihr nun weiterhin auflauert, geht immer wieder unter in der furchtbar kitschigen Liebesgeschichte und wirkt wie ein Element, um die Spannung zu erhalten, nicht um eine von Gewalt geprägte Beziehung realistisch darzustellen. Und auch am Ende wird es nicht besser: Überzogen dramatisch werden Verlustängste geschürt, obwohl sich jeder denken kann, wie das Ganze ausgeht. Ein paar Überraschungen hätten dem Ganzen hier eventuell gut getan.

FAZIT 
"Am Abgrund des Himmels" aus dem Hause Beltz habe ich so oder so ähnlich schon viel zu oft gelesen. Prinzipiell hätte das nicht schlimm sein müssen, aber die kitschige Liebesgeschichte nimmt leider viel zu viel Raum ein und die Fantasy-Elemente wirken eher wie Beiwerk. Möglicherweise eher für Leser, die in diesem Genre unerfahren sind. Von mir daher nur 2 Punkte.

Meine Empfehlung für Fans von Liebe auf den ersten Blick, die ruhig ein bisschen kitschiger sein darf und von phantastischen Elementen nur aufgelockert wird.  


https://www.beltz.de/kinder_jugendbuch/produkte/produkt_produktdetails/34883-am_abgrund_des_himmels.html
Bereitgestellt durch www.bloggdeinbuch.de

  2 Kommentare:

  1. Huhu :)

    Schade, dass dich die Geschichte nicht wirklich überzeugen konnte. Den Klappentext fand ich richtig stimmig. Aber deine Rezi ist nicht die erste kritische Bewertung, die ich lese, also werde ich wohl doch die Finger vom Buch lassen ;)

    Liebe Grüße,
    Lisa von Prettytigers Bücherregal
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    1. Wenn du nicht ein großer Fan sehr kitschiger Liebesgeschichten bist, würde ich an deiner Stelle auch lieber die Finger davon lassen - viel anderes passiert hier leider nicht. Schade meiner Meinung nach vor allem um das wunderschöne Cover :D

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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