Back Down to Earth


[Filmrezension] Doctor Strange

"Du wirst sterben beim Versuch, die Welt zu verteidigen, Mister! - "Doctor." - "Mister Doctor?" - "Strange!" - "Möglich. Wer bin ich zu urteilen?"

STORY
Der arrogante Stephen Strange lebt für seine Arbeit als talentierter Neurochirurg - ansonsten langweilt ihn alles. Als er sich bei einer Autofahrt von seinem Telefon ablenken lässt, hat er einen schweren Unfall, der ihm die Kontrolle über seine Finger raubt und damit den einzigen Sinn seines Lebens. Verzweifelt sucht er nach einer Heilung und stolpert dabei über den geheimnisvollen Ort Kamar-Taj. Die dort lebende Älteste führt ihn in die im Orden praktizierte Zauberkunst ein. Hartnäckig kämpft Strange dafür, besser zu werden und eine Heilung herbeizuführen. Doch der abtrünnige Kaecilius kommt ihm dabei in die Quere - und droht die gesamte Welt zu vernichten.

MEINE MEINUNG
Endlich sehen wir "Doctor Strange" auf der großen Leinwand - ein stranges, flimmerndes Spektakel, das sich selbst nicht zu ernst nimmt, und mit dem wahrscheinlich arrogantesten Helden seit Tony Stark. Regie führte Scott Derrickson, der sonst eher im Horror-Genre zuhause ist, für Humor aber offenbar auch ein Händchen hat. Wirklich neu ist hier zwar weder die Geschichte, noch deren Ausführung - nichtsdestotrotz macht das Ganze aber großen Spaß.

Es gibt wohl keinen Schauspieler, der so gut für die Rolle des arroganten, herablassenden Stephen Strange geeignet ist, wie Benedict Cumberbatch. Mit dem Bart sieht er der Comic-Figur sogar außerordentlich ähnlich. Es gelingt ihm, gleichzeitig unausstehlich und unverschämt charmant zu sein, und sein ewiges Bestehen darauf "Doctor" genannt zu werden, entwickelt sich zu einem sympathischen Running Gag. Dass die Älteste keine Asiatin ist, finde ich dagegen äußerst betrüblich - so genial Tilda Swinton im Allgemeinen und in dieser Rolle auch ist. Mit Benedict Wong als Bibliothekar Wong gibt es zwar einen Darsteller mit chinesischen Wurzeln und mit Chiwetel Ejiofor weitere Diversität, dennoch wurde insgesamt einfach wieder zu viel "Whitewashing" betrieben. Mads Mikkelsen spielt Kaecilius genial, besonders in den verständnislosen Momenten - allerdings gibt seine Rolle wie so oft bei Marvel-Bösewichten nur wenig Tiefe her.

Der gesamte Aufbau der Handlung ist altbewährt: Ein Bösewicht gelangt an Macht, ein normaler Mensch an übermenschliche Fähigkeiten, und fertig ist die Ausgangslage für epische Kämpfe. An dieser Stelle kommt auch das ins Spiel, was den Film so anders macht: Die Portale, die Spiegelwelt, die selbst erschaffenen Waffen und die eigenwilligen Reliquien - hier wird eine visuelle Wucht gezeigt, die man so neuartig selten sieht. Ein bisschen Inception-mäßig werden hier auch Städte ummodelliert, was absolut atemberaubend aussieht. Und der Soundtrack von Michael Giacchino trägt ebenso zur phantastischen, aufregenden Stimmung bei - obwohl er sehr eindeutig vieles von seinen "Star Trek"-Scores recycelt hat. Das Finale ist ganz anders und deutlich weniger kämpferisch als erwartet - gerade dadurch aber auch sehr originell. Obwohl der übergeordnete Strippenzieher nicht wirklich besiegt wurde, wird in der Post Credits-Szene aber ein anderer Bösewicht für den nächsten Teil angeteasert. Ob das eine gute Idee ist, wird sich zeigen.

FAZIT 
"Doctor Strange" macht nicht besonders viel anders als die übrigen Filme des MCU - ist aber aufgrund der humorvollen Einlagen und der grandiosen, schwindelig machenden Effekte genauso unterhaltsam. Das Ganze hat relativ wenig mit den bisherigen Geschehnissen der früheren Streifen zu tun, legt aber dennoch einen wichtigen Grundstein für "Infinity War" - wodurch man sich umso mehr darauf freut, Stephen Strange dort wieder zu begegnen. 4 Punkte!
 


  7 Kommentare:

  1. Sehr tolle Rezension und ich stimme dir in allen Punkten zu - perfekt ausgedrückt! Vielleicht gerade deswegen, weil es mal anders und etwas strange war? ;)
    Marvel macht meiner Ansicht nach bei den Filmen einfach alles richtig! Ich freue mich auf die nächsten Streifen von denen! ;)

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    1. Ja, für einen Marvel-Film war das Ganze durchaus mal ein bisschen besonders. "Alles richtig" machen die meiner Meinung nach trotzdem nicht - die ewig gleichen Geschichten und leider sehr langweiligen Bösewichte könnten sie durchaus mal verändern. Unterhaltsam ist es nichtsdestotrotz ;)

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  2. Optisch definitiv ein Genuss. Das die Story dagegen nur so lahm daher kommt, ist da schon verzeihlich, weil mittlerweile ja auch schon Marvel-typisch...

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    1. Da gebe ich dir recht. Seltsam eigentlich, dass die Leute - auch ich - immer noch reinrennen, obwohl die Geschichten nicht besser werden. Ich hoffe, da kommt nochmal was.

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  3. Servus, Sonne.
    Daß sich die einschlägigen Superhelden filmisch inzwischen die Klinke in die Hand geben, erhöht mein Interesse an der Marvel-DC-Welle auch nicht weiter. Selbst die darstellerischen Qualitäten von Benedict Cumberbatch können da nicht locken.
    Dir geht es ja mit STAR WARS ähnlich... ;-)

    bonté

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  4. Ich hab ja schon in deinem Kommentar bei mir gelesen, dass wir uns hier wieder sehr einig sind :).

    Ich sehe es auch so, dass hier zwar nichts großartig Neues passiert, der Film aber zumindest großen Spaß macht.

    Dass Strange immer auf den Doctor besteht, erinnert mich an bisschen an Jack Sparrow mit seinem "Captain"^^.

    Mikkelsen ist ja wirklich ein genialer Schauspieler, aber seine Rolle konnte ich nicht so recht ernst nehmen. Einerseits wegen der fehlenden Tiefe, teilweise aber auch wegen des albernen Aufzugs, vor allem dieses Zeugs um die Augen...

    Die Optik ist hier natürlich wirklich eindeutig das Beeindruckendste. Und das Ende fand ich auch ganz intelligent, wenn auch etwas zu einfach gelöst.
    Dass ein neuer Bösewicht angeteasert wird, finde ich eigentlich ganz gut, weil er mir interessanter erscheint. Ich bin gespannt.

    Schön,dass wir uns wieder einig sind :)

    Liebe Grüße!

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    1. Mit Mads geht es mir ziemlich ähnlich (obwohl ich das Make-Up eigentlich ganz cool fand). Aber so klasse er auch ist, die Rolle war langweilig und kam zum Beispiel nicht einmal in Ansätzen an Hannibal heran. Schade, dass ihm nicht mehr Stoff gegeben wurde.
      Aber das Visuelle ist klasse, fand ich auch. Würde ich auch alles sehr gerne selber können :D

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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