[Buchrezension] Irgendwo im Glück - Anna McPartlin
"Du solltest jetzt gehen", sagte Maisie und es klang wie ein Befehl, keine Bitte.
"Maisie?" Er machte eine Bewegung, wollte sie berühren, aber sie wich zurück.
Sie will dich auch nicht hier haben, Fred Brennan.
"Okay, ich melde mich", sagte er und Bridie spürte seine Verletztheit und seine Besorgnis. Sie blieb ganz still, dachte nach, grub, so tief sie konnte, in ihrer Erinnerung.
Was ist passiert? Es ist da, es versteckt sich da irgendwo. Ich kann seinen Schatten sehen. Was habe ich gemacht? Was hat er gemacht?
Maisie Bean hatte es in ihrem Leben nicht leicht: Ihr gewalttätiger Ehemann hat sie und ihre Kinder regelmäßig in Gefahr gebracht und jetzt, wo er endlich weg ist, kann ihre Familie zwar wieder Freude empfinden - dafür leidet aber ihre Mutter mittlerweile an Alzheimer und das Geld reicht vorne und hinten nicht. Trotzdem scheint sich alles zum Besseren zu wenden, als sie das erste Date seit vielen Jahren hat und glaubt, endlich etwas für einen Mann empfinden zu können. Bis ihr Sohn Jeremy verschwindet und eine Hetzjagd der Journalisten auf ihre Familie entbrennt. Gerüchte werden gestreut und Lügen verbreitet, und Maisie muss all ihre Kraft sammeln, um sich dem entgegen zu stellen.
MEINE MEINUNG
Anna McPartlin hat ein Händchen dafür, Romane voller Lebensfreude und Witz zu schreiben, dabei aber ebenso stark in die Tiefe zu gehen, wie sie die Leser unterhält. Trotz der oft traurigen und erschreckenden Themen - Verlust, Krankheit, Gewalt - gelingt es ihr, trotzdem immer die Liebe zum Leben zu vermitteln und die Wichtigkeit von Hoffnung und Verzeihen herauszustellen. Genau das ist auch bei "Irgendwo im Glück" der Fall, das wie schon der vorhergegangene Bestseller vom lebendigen Stil und den authentischen Figuren lebt. Erzählt wird das Ganze aus verschiedenen Sichten: Am Häufigsten kommt Maisie zu Wort, dazwischen aber auch ihre Mutter, ihre Kinder und der Polizist Fred.
Maisie ist eine starke, intensive Frau, mit der man sich sehr schnell identifizieren kann. Sie liebt ihre Familie über alles und auch, wenn es ihr mit den beiden Kindern manchmal etwas zu viel wird, würde sie alles für sie tun. Ihr Sohn Jeremy ist ein absolut gutherziger Junge, weit ruhiger als die drei Frauen in seinem Leben, aber ebenso willensstark. Die Verletzlichkeit aufgrund eines Geheimnisses, das er immer mit sich herum trägt, macht ihn aber auch sehr menschlich. Die aufbrausende Tochter Valerie und die verwirrte Mutter Bridie sind ebenso ausdrucksstarke Persönlichkeiten wie Polizist Fred Brennan, der sich rührend um die Familie kümmert. Alle Charaktere wissen mit ihrer Einzigartigkeit zu überzeugen und entlocken einem immer wieder ein Lächeln.
Tatsächlich geht die Geschichte viel langsamer voran, als man sich das vom Klappentext her vorstellen würde und sie dreht deutlich mehr um den Zusammenhalt der Familie als um das Verschwinden selbst. Die Autorin zeigt jedoch sehr deutlich und dennoch sensibel den Schmerz und die Furcht, die man in einer solchen Situation empfindet. Und obwohl es viel mehr um das Innenleben der Charaktere geht, auch in Jeremys Rückblicken lange die Vorgeschichte erzählt wird, bis es zum eigentlichen Verschwinden kommt, fesselt der Roman die meiste Zeit über ungemein. Die Atmosphäre, die Dialoge und ganz besonders die Gefühle werden toll transportiert - sodass am Ende mit Sicherheit kein Auge trocken bleibt. Die Auflösung ist nicht wirklich überraschend, aber gut umgesetzt. Nur die Botschaft des Ganzen, die im Epilog deutlich gemacht wird, wirkt ein wenig zu mahnend und wurde vorher zu wenig angesprochen, um wirklich ihre Wirkung entfalten zu können. Das allerdings ist Meckern auf hohem Niveau.
FAZIT
Mit "Irgendwo im Glück" legt Anna McPartlin erneut einen ergreifenden, fesselnden und tiefgehenden Roman vor, der wichtige Themen anspricht und dabei nie kitschig wird. Die übergreifende Botschaft hätte etwas deutlicher mit der Geschichte verwoben werden können, aber auch so ist das Buch absolut lesenswert. Sehr gute 4 Punkte!
Titel: Irgendwo im Glück
Originaltitel: Somewhere Inside of Happy
Reihe: Nein
Reihe: Nein
Autor: Anna McPartlin
Übersetzer: Sabine Längsfeld
Verlag: rororo [Rowohlt]
Seitenzahl: 464 Seiten
ISBN-13: 978-3-499-27223-3
0 Kommentar/e:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über jeden Kommentar!
Für die erforderliche Zuordnung des Kommentars werden personenbezogene Daten gespeichert, nämlich Name, E-Mail und IP-Adresse. Durch Absenden des Kommentars erklärst du dich hiermit einverstanden. Mehr dazu und zum allgemeinen Datenschutz findest du in meiner Datenschutzerklärung.