Back Down to Earth


[Filmrezension] Django Unchained

"Billy Crash! Da war doch was! Oh - ich weiß wieder! Das letzte Mal, als ich dich gesehen hab, hattest du deine Hände an meinen Eiern!"

STORY
Um den berüchtigten Brittle-Brüdern auf die Spur zu kommen, befreit der als Zahnarzt getarnte Kopfgeldjäger Dr. King Schultz einen Sklaven namens Django, der ihm den Weg weisen kann: Die Brüder hatten ihm einst seine Frau Broomhilda entrissen und verschleppt. Schultz nimmt den Sklaven unter seine Fittiche und bringt ihm den Umgang mit Waffen bei. Nachdem Django seinem Mentor geholfen hat, machen sie sich gemeinsam auf die Suche nach Broomhilda. Die Fährte führt in die Südstaaten, auf die Plantage Candieland, wo Calvin Candie mit Hilfe seines väterlichen Diener Stephen eine regelrechte Schreckensherrschaft ausübt...

MEINE MEINUNG
Tarantinos neuster Streifen "Django Unchained", angesiedelt im Genre des Italowestern, sorgte schon im Vorfeld für Furore, Kritik, Lob und kurz nach Kinostart für den besten Filmstart seiner Karriere. Die Story selbst wird wie üblich geprägt von einem Rachevorhaben, das mit Voranschreiten der Handlung ausgeführt wird - in diesem Falle ist es Django, der Vergeltung an den Entführern seiner Frau sowie dem Mann, der sie nun festhält, üben will. Tarantinos Film ist dabei Western durch und durch mit Action- und Splatterelementen und lässt das Ganze wirken wie aus einer anderen Zeit - beispielsweise durch einen Vorspann, der nur aus einem Bild und den nacheinander einblendenden Namen der Mitglieder des Casts besteht. Wer mit der Kategorie also nichts anfangen kann, sollte auch von diesem Werk die Finger lassen.

Jamie Foxx als Hauptcharakter Django ist definitiv die richtige Besetzung - denn er ist cool, lässig und hat eine Ausstrahlung, die einen schier umhaut. Sein Mienenspiel wird zwar nicht groß gefordert, er wirkt allerdings absolut glaubwürdig und überzeugt in seiner Rolle zu jedem Zeitpunkt. Das muss er auch, denn Django selbst muss zwischenzeitlich selbst auch schauspielern und einen Schauspieler dabei zu beobachten, wie er eine Rolle spielt, die schauspielert, ist immer klasse. Wie immer wunderbar anzusehen ist auch Christoph Waltz, dieses Mal als Dr. King Schultz, Kopfgeldjäger und ausnahmsweise mal nicht der Böse. Der gute Mann scheut zwar nicht vor Mord und Blut zurück, hat aber etwas gegen die Sklaverei, was Waltz in den Gesichtsausdrücken gut rüber bringt. Am besten sind natürlich seine Sprüche - das dürfte aber wohl jedem klar sein.

Leonardo DiCaprio sieht man nicht oft den widerlichen Fiesling spielen, hier gelingt ihm das aber grandios. Er ist eingebildet, böse und besitzt ein perverses Grinsen mit schlechten Zähnen - dabei die grausame Miene mit zusammengekniffenen Augenbrauen und als Zuschauer möchte man sich schütteln vor Abscheu. Hier wäre ein Oscar, oder zumindest eine Nominierung dafür, definitiv verdient gewesen! Auch Walton Goggins als Handlanger Billy Crash oder Samuel L. Jackson als seine eigene Rasse verachtender Hausdiener Stephen sind so schön böse, dass es eine wahre Wonne ist. Und ebenso Quentin Tarantino selbst ist als Sklaventreiber ist durchaus ganz witzig anzusehen. 

Die Geschichte selbst spielt im 19. Jahrhundert zwei Jahre vor dem Bürgerkrieg. Zu einer Zeit des Rassismus, der Sklaverei und der Unterdrückung ist es also zwangsläufig unvermeidlich, dass hier die damaligen Zustände gezeigt werden und das Wort "Nigger" [ja, ich schreibe es aus!] verwendet wird. Dies hätte sicherlich dezenter ausfallen können, hört man diese Bezeichnung doch sicherlich an die 100 Mal, ein wirklicher Kritikpunkt ist es aber nicht. Viel eher wirkt der Film zwischenzeitlich etwas zu lang. Die Story ist durchdacht und braucht seine Zeit, um an den Höhepunkt zu kommen, das ist ganz klar und auch so vom Zuschauer gewollt - müssen Django und Schultz doch erst eine Partnerschaft aufbauen. Dennoch hätte das Tempo durchaus manchmal etwas mehr angezogen werden können, auch wenn Action und Gewalt nicht zu kurz kommen.

Wer sich diesen Western anschauen möchte, sollte sich vorher über eines im Klaren sein: Wie Django selbst sagt, ist es in seiner Welt schmutzig. Dem entsprechend roh und blutig sind die Kämpfe - cool, fesselnd und mitunter witzig, aber eben auch grausam und fast schon Ekel erregend. Wen dies aber nicht stört, dürfte hier seinen Spaß haben, denn der Streifen ist eben auch unterhaltsam und besitzt ein interessantes Thema, wodurch es beinahe die gesamte Zeit über spannend bleibt. Nur beim Finale wird das Ganze dann doch etwas überzogen - dass im Showdown so viele Personen von nur einer Figur innerhalb von nicht einmal 5 Minuten getötet werden, ist unlogisch, auch wenn man durch diesen wahrlich gigantischen Ausdruck von Gewalt darüber hinwegsehen kann. Dass die Sklaventreiber kurz vor Ende jedoch auf eine so einfache Farce reinfallen, ist dann wirklich zweifelhaft. Und dennoch - der Schluss kann letztendlich überzeugen und hinterlässt so einen sehr zufriedenen Eindruck.

FAZIT
"Django Unchained" ist definitiv nichts für zarte Gemüter, denn das Blut und die Gedärme spritzen hier sehr ungeniert. Fans davon werden jedoch definitiv ihren Gefallen an diesem Western finden, der durchaus witzig und manchmal ernst das Thema von Rache, Sklaverei und Unterdrückung widergibt. Nur zum Ende hin wird das Ganze arg unrealistisch, weswegen die volle Wertung verwehrt bleibt. Dennoch absolut sehenswert! 4,5 Punkte.



  7 Kommentare:

  1. Western mag ich eigentlich nicht so, aber Leonardo Di Caprio finde ich toll! Anschauen werde ich den nicht, aber schöne Rezi ;-)

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  2. Hallo Sonne.
    Im Grunde mag ich nur einen Italo-Western richtig - während ich die anderen für langatmig bis handwerklich diletantisch halte - Sergio Leones 'The Good, The Bad And The Ugly'. Allein der Score!!!

    Freut mich aber zu lesen, daß Du mit Tarantino feine Kinozeit hattest.

    Witzig fiel mir im Trailer auf, daß King ein Henry-Gewehr besitzt, das erst zwei oder drei Jahre später fabriziert wurde. Herrlich...wie unterhaltsam.
    Klingt jetzt hoffentlich nicht allzu sehr pedantisch.

    bonté

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  3. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  4. @Juna:
    Schade, dass du den Film nicht gucken magst - er ist definitiv absolut sehenswert,schon allein eben wegen DiCaprio und natürlich Waltz ;) Aber wenn er nichts für dich ist, ist es ja besser, dafür kein Geld auszugeben :D

    @RoM:
    Ich bin eigentlich allgemein gar kein Western-Fan [und schon gar keiner von Italo-Western] - "Spiel mir das Lied vom Tod" beispielsweise finde ich grausam! Aber "The Missing" mit Cate Blanchett, den ich letztes Jahr irgendwann mal gesehen habe, hat es mir echt angetan, seitdem bin ich durchaus nicht abgeneigt ;)
    Ich fand Tarantinos Film durchaus sehr gelungen, aber ich achte eben auch nicht so auf Details. Das Gesamtwerk muss stimmen, finde ich jedenfalls! ;)

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  5. Oh ich liebe Tarantino-Filme! Den muss ich mir unbedingt anschauen ;)

    Liebe Grüße,
    Inessa

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  6. So, nachdem meine Rezension geschrieben ist, habe ich auch deine gelesen ;)
    Aber was soll ich sagen? 100% Zustimmung :D

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  7. @Inessa:
    Ich kann dir wirklich nur empfehlen, dir den neusten Tarantino-Film anzusehen - super gemacht, total witzig und klasse geschauspielert. Viel Spaß wünsche ich dir!

    @Katie:
    Hach, ich habe mir gedacht, dass wir hier einer Meinung sind, genau wie bei Nolans Batman. Und ich bin froh drum! ;) Freue mich auf deine Rezension!

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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