Please don't hate me - A.S. King
Ist es schlimm, dass ich einen Typen hasse, der tot ist? Auch wenn ich ihn früher geliebt habe? Auch wenn er mein bester Freund war? Ist es schlimm, jemanden dafür zu hassen, dass er gestorben ist?
Inhalt:
Veras bester Freund Charlie ist tot und sie hasst ihn. Dafür, dass er gestorben ist, aber vor allem dafür, dass er sie fünf Monate zuvor hintergangen und tief verletzt hat. Die Frage ist, darf man jemand Totes hassen? Darf man den Jungen hassen, der einmal sein bester Freund war und dessen dunkelste Geheimnisse man kannte?
Vera tut es. Und gleichzeitig liebt sie ihn. Und sie ist die Einzige, die weiß, was in der Nacht geschah, in der Charlie starb.
Meine Meinung:
Ich weiß nicht genau, was ich über dieses Buch sagen soll. Einerseits konnte ich mich in die Storyline sehr gut einfinden, denn es ist noch nicht allzu lange her, dass auch ich von meinem besten Freund verraten wurde, sodass alles zerbrochen ist. Gleichzeitig ist die Geschichte aber zwischendurch auch so abgehoben, dass sie glatt unglaubwürdig wirkt.
Vera mochte ich. Sie versucht, der Vergangenheit ihrer Eltern zu entkommen und auf keinen Fall so zu werden wie sie, aber es gelingt ihr nicht. Wie auch? Irgendwie werden wir doch immer von unseren Eltern geprägt. Veras Gedanken und Gefühle konnte ich sehr gut nachvollziehen, hat sie doch im Grunde so etwas ähnliches erlebt wie ich. Ich konnte mich also sehr in sie hineinversetzen.
Dann war da aber diese Sache mit ihren seltsamen Halluzinationen von tausenden von Charlies. Die kamen meistens, wenn sie betrunken war, aber manchmal auch einfach so. Und das finde ich doch nun reichlich übertrieben. Man kann ja gern trauern und sich schlecht fühlen und vielleicht depressiv werden, aber Wahnvorstellungen bekommen? Dadurch, dass der beste Freund, den man eh schon hasste, gestorben ist? Erscheint mir nicht grade glaubwürdig. Wahrscheinlich sollten sie der Story mehr Spannung verleihen und alles bedrückender machen, aber leider hat das nicht so gewirkt, jedenfalls nicht auf mich. Ich habe da eher den Kopf geschüttelt.
Aber auch mit diesem offensichtlichen Versuch kam keine wirkliche Spannung auf. Die Story plätscherte so dahin, Vera erzählt von ihren Kindheitserinnerungen an Charlie und sich, wie sie Freunde waren und sich schließlich vielleicht oder sehr wahrscheinlich sogar ineinander verliebten - wo ich mir die Frage gestellt habe, ob das denn eigentlich wirklich immer sein muss. Bei diesen Erinnerungen hätte man gut und gerne zehn Stück weglassen können, weil sie Handlung leider überhaupt nicht voranschreiten ließen. Gut, man erfährt, was bei ihm zuhause los ist und weswegen er sich so seltsam verhält, aber das wusste man auch schon nach 150 Seiten, dafür brauchte es nicht noch 250 weitere! Außerdem hat es mich ein bisschen aufgeregt, dass die paar Kapitelchen aus anderen Sichten so Überschriften hatten wie Hier spricht wieder der tote Typ oder Und wieder meldet sich Ken Dietz (Veras verhasster Vater) zu Wort. Wie klingt denn das? Eindeutig nicht sonderlich gut!
Dafür ist der Schreibstil der Autorin sehr angenehm zu lesen, wenn auch, wie bereits gesagt, etwas langatmig, spannungsarm und zu ausufernd. Aber ich konnte mir alles sehr gut vorstellen, ich denke, ich weiß auch, wie Charlie aussah und wie er drauf war - bestimmt ein interessanter Junge, wenn auch eindeutig nicht mein Typ. Er war mir doch etwas zu krass.
Insgesamt mag ich "Please don't hate me", aber ich habe mir auch weitaus mehr davon versprochen. Das Buch ist gut, weil es sehr intensiv von Veras und Charlies Freundschaft und seinem Absturz erzählt. Aber die ganze Geschichte war leider einfach zu langweilig, das meiste handelte von Veras Vollzeitjob - noch etwas, was ich seltsam finde: Welcher Vater lässt seine 17jährige Tochter einen Vollzeitjob von 16 bis 24 Uhr annehmen? - und ihren Rückblicken. Bis es dann endlich mal zu der Nacht, in der Charlie starb kam, waren 300 Seiten um. Außerdem hat mir das Ende nicht sonderlich gefallen, hat Veras Vater sich doch ganz plötzlich vom gefühlskalten Kontroll- und Angsthasentypen in einen gutmütigen Vater verwandelt, und war Vera doch zum Beispiel James plötzlich total egal.
Schade, wirklich, habe ich mich doch so auf dieses Buch gefreut. Ich vergebe 3 Punkte.
Hmm, das Buch hört sich wohl doch nicht so gut an, wie als erstes der Inhalt..
AntwortenLöschenIch finde deinen letzten Satz irgendwie lustig. Klar macht er Sinn, weil danach die Bücher folgen, aber er hört sich einfach lustig an (nicht im negativen Sinne) ^^