Back Down to Earth


[Laberparade] Ich und Earl und das Mädchen - Jesse Andrews

Und das ist ein Teil der Hintergrundgeschichte von mir und Earl. Er wird später wahrscheinlich noch von Bedeutung sein, obwohl, wer weiß das schon so genau. Ich fasse es nicht, dass ihr immer noch dabei seid, das hier zu lesen. Am besten, ihr haut euch gleich mal selber ein paar rein, nur um die unsäglich bescheuerte Erfahrung, die dieses Buch darstellt, vollkommen zu machen.

INHALT
Greg ist ein relativ normaler 17-jähriger, wenn man mal davon absieht, dass er sich in panischen Momenten gern tot stellt und mit seinem besten Freund Earl absurd-schlechte Filme dreht. Doch im neuen Schuljahr, als er endlich denkt, dass alles gut und er als Oberstufenschüler anerkannt wird, kommt ihm seine Mutter dazwischen: Denn diese zwingt ihn dazu, etwas mit Rachel zu unternehmen, einer ehemaligen Freundin, die an Leukämie erkrankt ist. Greg wehrt sich mit Händen und Füßen, gibt sich dann aber doch geschlagen. Und so verbringt er mit ihr und Earl einige aberwitzige Wochen.

MEINE MEINUNG

SCHREIBSTIL
Ich weigere mich, Jesse Andrews hingerotzte Sätze als "Schreibstil" anzuerkennen. Das ist kein Stil, das ist keine Art und Weise, das ist einfach ein nervig-umgangssprachliches und völlig unglaubwürdiges Wirrwarr an sinnfreien Sätzen und endlosen Beschreibungen. Ab und zu wechselt der Autor in einigen keinem Muster folgenden Szenen in die Dialogform,  obwohl Greg die Geschichte aus seiner Sicht erzählt, was sich einem folglich also nie erschließt. Hinzu kommt das ewige Ansprechen des Lesers, um ihm mitzuteilen, man möge doch das schreckliche Buch nun weglegen, was man darauffolgend dann auch des Öfteren tun möchte.

CHARAKTERE
Aber bei den Figuren wird es noch schlimmer: Greg ist wahrscheinlich der unausstehlichste Protagonist, der mir je untergekommen ist. Er hält sich selbst für sehr intelligent und gewitzt, denkt aber permanent in Schubladen, objektiviert jede heiße Frau als Sexobjekt und gibt nur Blödsinn von sich. Dass er das selbst merkt, macht es nicht besser. Earl kann nicht viel mehr punkten: Mit widerlichen Äußerungen und einer kranken Aggressivität bringt er einen schnell gegen sich auf - immerhin zeigt er Rachel gegenüber aber wenigstens einen Hauch des Mitgefühls. Diese selbst ist okay, ganz niedlich in ihrer Art, oft und viel zu lachen, aber was sie an den Kerlen findet, bleibt einem schleierhaft. Der Rest ist Beiwerk und besteht aus Stereotypen oder wird diskriminiert, ist also nicht weiter nennenswert.

STORY
Eine Geschichte ist im Grunde nicht vorhanden. Es geht irgendwie lose um Gregs und Earls Filme, um Gregs Masterplan, um in der Highschool nicht aufzufallen, und das sterbende Mädchen, natürlich. Aber das alles wird immer und immer wieder durchbrochen von Gregs schier endlosen Ausführungen zu a) den Cliquen seiner Schule und wie sehr er zu keiner gehören will b) seinem Kumpel Earl und wie sie sich die Zeit vertreiben c) den Brüsten irgendwelcher Mädchen d) seinen dämlichen Aussagen gegenüber Rachel/setze beliebigen Frauennamen ein. Man kann auch zusammenfassend sagen: Es geschieht die meiste Zeit über nichts. Und wenn doch, bekommt man davon im Halbschlaf dann auch nichts mehr mit. 

UMSETZUNG
Ich bin normal nicht so gemein, denn jedes Werk verdient seine Leser. Aber nicht, wenn meiner Meinung nach mit einem solchen Thema so unsäglich rücksichtslos umgegangen wird. Natürlich muss nicht jedes Buch über Krebs eine poetische Liebesgeschichte à la John Green sein, denn seien wir mal ehrlich, so metaphorisch spricht auch kein Jugendlicher. Aber ein Buch über Krebs muss meiner Meinung nach wenigstens auch ein bisschen sensibel sein, denn es ist ein hartes Thema, eine schwere Krankheit und ein entsetzlicher Leidensweg für die Betroffenen. Doch hier wirkt die Leukämie von Rachel nur wie Beiwerk, etwas, um dem Ganzen den Stempel "Für Fans von John Green" aufdrücken zu können, und das stimmt ganz einfach nicht. Wie Greg selbst schreibt, er lernt aus der Geschichte nichts - obwohl da ein Mädchen stirbt. Das Ganze sollte wohl ein Versuch sein, dem Ganzen die Ernsthaftigkeit zu nehmen, aber die achtlose Weise ist mir einfach unangenehm aufgestoßen.

FAZIT
"Ich und Earl und das Mädchen" kann ich gerade Fans von "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" auf keinen Fall empfehlen, denn Greg ist ein so mieser Protagonist, dass ihn das Schicksal des sterbenden Mädchens herzlich wenig interessiert. Unsensibel, unlustig und unglaublich langweilig haut Jesse Andrews da seine Geschichte raus. Dafür mag ich nicht mehr als 1 Punkt vergeben.


Titel: Ich und Earl und das Mädchen
Originaltitel: Me & Earl & the Dying Girl
Autor: Jesse Andrews
Übersetzer: Ruth Keen
Verlag: Heyne fliegt
Seitenzahl: 304 Seiten
ISBN-13: 978-3-453-26784-8


  8 Kommentare:

  1. Ach Sonne,
    du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du das genauso siehst :D. Ich konnte absolut nicht nachvollziehen, wieso das Buch auch noch verfilmt wurde.
    Die Drehbuch-Szenen fand ich auch extrem unnötig (Der Autor hätte ja gleich ein Drehbuch schreiben können, dann hätte man sich den anderen Mist sparen können.) und das ganze Geheule darüber, wie schlecht das Buch sei - JA! IST ES! Warum mussten dann Bäume dafür sterben?

    Oh Mann, ja, Earl mit seiner ständig vulgären Sprache und diesem krankhaft-cholerischen Verhalten ging mir auch dermaßen auf den Geist.

    Das sehe ich alles genau wie du: Man muss ja nicht immer ein zu Tränen rührendes Drama schreiben, aber wenn man sich ein ernstes Thema sucht, sollte man es auch ernst behandeln. Dieses Buch hätte auch funktioniert oder eben nicht funktioniert, wenn man Rachels Krebs ganz rausgenommen hätte. Viel Story wäre ja nicht verlorengegangen.



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    1. Ich kann dich so verstehen! Der Film soll ja teilweise wohl besser sein und den werde ich mir wohl auch irgendwann nochmal anschauen (ich mag die Schauspielerin, die Rachel spielt, sehr gern - wegen Bates Motel). Aber das Buch ist einfach nicht zu ertragen.
      Ich glaube, das hier die Idee gezogen hat, dass mit dem Krebs mal nicht so tränendrüsig und melodramatisch umgegangen wird. Dafür ist es halt unsensibel und abartig, das finde ich nicht besser.

      Ich hab's echt gehasst und ich sehe, du auch. Sehr beruhigend :D

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  2. Guten Morgen =)

    Ohje... das klingt ja gar nicht gut ^^.
    Mit unausstehlichen Protagonisten hat man es wirklich nicht leicht. Ich kann deine Kritik nachvollziehen, wirklich gut geschrieben. Das Buch stand ohnehin nicht auf meiner To-Read-Liste und da wird es wohl nun auch nicht mehr landen. Obwohl ich sagen muss, dass ich mir eigentlich schon gern ein Bild machen möchte, ob es wirklich so schlimm ist =)

    LG
    Anja

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    1. Es gibt durchaus auch Leute, die das Buch mochten - wie das mit jedem so ist. Denen hat halt gefallen, dass hier nicht so melodramatisch mit dem Thema Krebs umgegangen wird. Meiner Meinung nach ist das aber eh nur eine Ausrede, um dem Buch wenigstens einen winzigen Sinn zu geben, denn ansonsten ist es absolut nichtssagend. Und der Protagonist macht's echt zunichte.

      Ich kann natürlich nicht sagen, ob es dir vielleicht besser gefiele. Aber ich kann auch das Ausprobieren nicht empfehlen :D

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  3. Haha, sehr vernichtend :D
    Auf der einen Seite kann ich das echt nachvollziehen, denn mit diesem Buch hat man tatsächlich nicht den gewöhnlichen "Krebsroman" in der Hand und muss auf Gefühle weitesgehend verzichten. Allerdings muss ich sagen, dass es mir zwar damals auch nicht 100%ig gefallen hat, ich Gregs Verhalten aber immer als Selbstschutz interpretiert habe. Das macht ihn nicht unbedingt sympathischer, aber sein Handeln vielleicht etwas nachvollziehbar.

    Hattest du vor, den Film zu gucken? Den mochte ich lieber als das Buch (Krebsthematik wird dort besser behandelt und es werden auch mal Gefühle zugelassen). Mir kam es beim Film auch beinahe so vor, als hätte der eine ganz andere Botschaft als das Buch. Trotzdem etwas ausgefallen aber in meinen Augen sehenswert. Greg würde dir da jedoch warscheinlich auch nicht gefallen xD (also nehm' ich die Empfehlung wahrscheinlich gleich wieder zurück).

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    1. Selbstschutz ist natürlich eine mögliche Erklärung, das will ich durchaus nicht abstreiten. Aber dieses nervige Gehabe legt er ja auch schon vor Rachel an den Tag, und ich hatte schon das Gefühl, dass er zum Großteil einfach ein Idiot ist :D

      Ich habe vor den Film zu schauen, ja! - Also, irgendwann, wenn ich mal Zeit habe. Könnte mir nämlich auch vorstellen, dass der Regisseur das Ganze nicht so mies gelassen hat. Ich will es auf jeden Fall ausprobieren. Schön zu wissen, dass er dir besser gefallen hat, dann habe ich Hoffnung ;)

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  4. hahaha, das buch klingt so schlecht, dass ich fast überlege, es deswegen zu lesen ;D oder zumindest eine seite davon.

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    1. Kenn ich, das hab ich auch manchmal, aber ich sage dir - es ist die Qual nicht wert :D

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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