[Filmrezension] John Wick
"Was ist los mit diesem Kerl?! Ich glaube, ich brauche 'ne Waffe. Hat jemand 'ne Waffe?"
Vor wenigen Tagen erst ist seine Frau nach schwerer Krankheit gestorben, und John Wick ist untröstlich. Bis er plötzlich ein Paket mit einem kleinen Hund von seiner großen Liebe erhält, der ihm über die schwere Zeit helfen soll - und der ihm tatsächlich Hoffnung gibt. Doch dann kommt es an einer Tankstelle zu einem Streit mit Iosef, dem Sohn des Anführers eines russischen Syndikats, der daraufhin in der Nacht bei John einbricht, seinen Hund tötet und sein Auto klaut. Ohne zu wissen, mit wem er sich da angelegt hat. Denn John Wick ist kein einfacher Mann und er ist nicht zivilisiert. Und er wird ihn für seine Taten leiden lassen.
MEINE MEINUNG
In den letzten Jahren hat der Name Keanu Reeves im Kino nicht mehr unbedingt Jubelschreie ausgelöst - was wohl vor allem an einigen schlechten Entscheidungen lag. Da ist es umso schöner, dass er nun mit "John Wick" in teilweise alte Gefilde zurückkehrt, nämlich den richtig turbulenten Actioner. Natürlich, die Rachestory ist keinesfalls neu und die Regisseure sind völlig unbekannt, aber es funktioniert trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen. Und wenn einer John Wick ist, dann dieser Schauspieler.
Vor allem, weil Keanu Reeves eine so wunderbar unbewegte Gesichtsmimik hat. Charakterdarsteller wird er so wohl nicht mehr, aber den harten und mitleidslosen Auftragskiller nimmt man ihm ohne Weiteres ab. Die Choreografien der Kämpfe führt er außerdem grandios durch und seine Coolness ist fast unnachahmlich. Gegenspieler Iosef Tarasov ist der übliche verzogene Gangstersohn, und das bringt Alfie Allen ziemlich gut rüber, ebenso wie Filmvater Mikael Nyqvist mit dieser Mischung aus Boshaftigkeit und seltsamer Loyalität immer für eine Überraschung gut ist. Und mit Willem Dafoe und Adrianne Palicki hat man zwei weitere Darsteller gefunden, die wie gewohnt ihre jeweiligen Rollen, ob gut oder böse, glaubwürdig ausfüllen - da spielen die genretypisch flachen Nebenfiguren keine Rolle.
Denn dafür, sich auf diese zu konzentrieren, hat man sowieso keine Zeit. Ziemlich schnell gelangt der Film zum Kern der Sache und John Wick startet seien Rachefeldzug - bei dem er nicht zimperlich vorgeht. Er verletzt seine Gegenspieler nicht nur, er tötet sie alle, nur bei Frauen macht er manchmal Ausnahmen. Wenn man sich darüber im Klaren ist und im Zuge der Story auch kein Problem damit hat, erwartet einen wahres Spektakel mit einem wummernden, elektrisierenden und richtig gut passenden Soundtrack, der die verschiedenen Szenen perfekt untermalt. Um mitzureißen braucht es außerdem, wie man hier sieht, gar nicht mal so viel Kunstblut, auch so versetzt einen die Action in einen regelrechten Adrenalinrausch.
Da gibt es wilde Verfolgungsjagden im Auto wie auch zu Fuß, eine wilde Schießerei und Prügelei im Club, ein Gefecht im Schlafzimmer und einen Showdown auf dem Flugplatz - und sie alle haben es in sich. Die Griffe sitzen, die Atmosphäre ist aufgeladen, die Gesichter sind wutverzerrt, die Fäuste sind blutig. Und das alles sieht verdammt gut aus, nicht zuletzt weil John Wick ausnehmend schicke Anzüge trägt, der Portier im edel eingerichteten Hotel für Gangster bei Mord und Totschlag mit keiner Wimper zuckt und wunderschöne Autos mir nichts dir nichts zu Schrott gefahren wird. Abgesehen von den emotional gut inszenierten Momenten mit Wicks Frau und - zuckersüßem -Hund geht es hier auf stilvolle Weise dreckig und wild zu, und das macht richtig, richtig Spaß.
FAZIT
"John Wick" ist ein Actioner wie man ihn als Fan des Genres gern öfter zu Gesicht bekommen würde - rasant und voller gut ausgearbeiteter Kämpfe und Schießereien, ohne dabei mit viel Blut imponieren zu wollen. Keanu Reeves feiert damit ein richtig gutes Comeback zu den sehenswerten Filmen und könnte in dieser Rolle, glaubt man den Regisseuren, noch weitere Male die Kinoleinwand unsicher machen. 4,5 Punkte.
Hallo Sonja,
AntwortenLöschenalso ich die Vorschau zu dem Film gesehen hatte, habe ich mich
1. gefreut - Keanu - yeah
und
2. mich noch etwas vorsichtig zurückgehalten, da eben die letzten Jahre nicht so gut zu ihm in Filmen waren.
Umso mehr freut es mich, dass der Film überzeugen konnte und somit flammt meine Neugier wieder auf.
Sehr schöne Film-Rezension !
Und auch dein Blogdesign gefällt mir sehr.
Ganz liebe Stöbergrüße,
Hibi
Ich kann das total verstehen, dass du dich erst einmal zurückgehalten hast - ich fand zwar "47 Ronan" Anfang letzten Jahres durchaus auch ganz gut, aber im Genre des Actioners hat man Reeves eben schon länger nicht mehr gesehen, daher konnte man nicht wissen, was einen erwartet.
LöschenIch freue mich also, dass ich dein Interesse am Film nun wieder wecken konnte, denn wenn man das Genre mag und für Stil, Spannung und Atmosphäre über eine leicht klischeehafte Geschichte hinweg sieht, kann man hier richtig Spaß haben.
Ich danke dir für den Kommentar und für die netten Komplimente!