Back Down to Earth


[Buchrezension] Red Rising - Pierce Brown

"Ich danke dir, Matteo", sage ich mit Tränen in den Augen. Trotz seines Protests hebe ich ihn hoch und umarme ihn. "Wenn ich länger als eine Woche überlebe, muss ich mich dafür bei dir bedanken, mein Bester." Er errötet, als ich ihn wieder auf den Boden stelle.
"Zügle dein Temperament", ermahnt er mich mit einem düsteren Unterton in der leisen Stimme. "Manieren, Manieren, und dann sollst du ihr drecksverdammtes Haus bis auf die Grundmauern niederbrennen."

INHALT
Die Menschheit hat die Erde verlassen und sich in das Universum vorgewagt, im Begriff, neue Planeten zu besiedeln und Ressourcen zu erschließen. Der junge Darrow ist einer der Arbeiter, die den Mars bewohnbar machen sollen, weswegen er von früh bis spät unter der Oberfläche schuftet. Doch als er eines Tages herausfindet, dass der Mars in Wirklichkeit bereits zu einer Metropole herangewachsen ist, in der die Reichen und Schönen im Überfluss schwelgen, während er und seine Familie hungern, kennt seine Wut keine Grenzen. Gemeinsam mit einem Team von Rebellen schafft er es, sich in ein Institut einzuschleusen, in dem die Besten der Besten ausgewählt werden, um neue Anführer in dieser Gesellschaft zu werden. Das ist es, was Darrow will - um die machtgierigen Herrscher zu stürzen. Doch der Weg dorthin bedeutet Leid und Tod...

MEINE MEINUNG
Pierce Browns "Red Rising" ist eine Mischung aus Sciene Fiction und Dystopie in einer Welt der fremden Planeten und grausamen Führung. Die Geschichte vereint Bekanntes, wie etwa die Einordnung der Menschen in Klassen, mit originellen Details wie der Art, wie das Institut, das hier eine große Rolle spielt, aufgebaut ist. Die Filmrechte sind bereits verkauft, ein Regisseur für die Adaption ist gefunden - und das ist alles auch kein Wunder, denn dieser Roman hebt sich von den anderen seines Genres so stark ab, dass es eine wahre Freude ist, mal wieder mit solch einer Kreativität in Berührung zu kommen. 

Und diese Kreativität beginnt bereits bei den Charakteren. Protagonist Darrow erzählt aus der Ich-Perspektive, weshalb man über seine Gedanken und Gefühle grundsätzlich bestens informiert ist. Er ist ein wütender und manchmal auch brutaler junger Mann, der sich allerdings immer um die Menschen, die er liebt, sorgt. Er macht viele Fehler und muss noch einiges lernen, was ihn authentisch wie auch sympathisch macht. Während es natürlich einige Bösewichte gibt, die Leid zufügen aus Spaß an der Freude, können einen auch immer wieder Figuren überraschen, die ganz anders sind als sie zuerst wirken. Aus Freunden werden Feinde, aus Feinden Freunde, und Hilfe kommt manchmal aus unerwarteter Richtung. Klischeehaft ist hier nichts, und das weiß zu begeistern.

Pierce Brown versteht es außerdem sehr gut, den Leser langsam in diese neue Welt und das System einzuführen, bevor es los geht, ohne dabei je in die Langeweile abzurutschen. Man erlebt Darrows Leben als Arbeiter ebenso mit wie seine Wandlung, durch die er sich in das Institut einschleusen will. Durch die klare Darstellung der Verhältnisse, in denen die Menschen leben, verspürt man schnell die gleiche Wut auf das alles wie Darrow, was es einem leicht macht, seine Entscheidungen, ob gut oder schlecht, nachzuvollziehen. Die Geschehnisse unter der Erde, wo er anfangs lebt und arbeitet, als auch während seiner Qualifikation für eine hohe Position innerhalb der Gesellschaft, sind dabei natürlich nicht wenig brutal. Die niedrig gestellten Menschen leiden, während die anderen auf ihnen herum trampeln. Das Maß an Gewalt muss einem also bewusst sein, es wirkt jedoch nie verherrlichend.

Klasse ist besonders, dass die Rebellion hier nicht durch offen heraus geschriene Drohungen einer Armee von Widersachern funktioniert, sondern dass sie von innen vorgenommen wird. Dafür muss Darrow nicht nur kämpfen und töten können, sondern er muss sich ebenso in die Köpfe und Gedanken derjenigen hineinversetzen, für die er glühenden Hass empfindet; etwas, das ihm alles abverlangt, ihm aber auch zeigt, dass nicht alle gleich sind. Zum zweiten Band hin wird es nach einem nervenaufreibenden Showdown nun einen Orts- und Situationswechsel geben, auf den ich mich schon sehr freue. Gut also, dass der Nachfolger bereits Ende April 2015 auf Deutsch erscheint.

FAZIT
Eine Mischung aus Dystopie und Science-Fiction, gewürzt mit Krieg, Schmerz und ganz viel Wut. Auch wenn die treibende Kraft hier Liebe ist, geht es innerhalb des Romans doch recht brutal zu - und das passt auch, denn ansonsten wäre das System nicht halb so erschreckend. Mit viel Originalität und Leidenschaft erzählt Pierce Brown in "Red Rising" die Geschichte einer beginnenden Rebellion. Unbedingt zu empfehlen! 5 Punkte.



Titel: Red Rising
Originaltitel: Red Rising
Autor: Pierce Brown
Übersetzer: Bernhard Kempen
Verlag: Heyne fliegt
Seitenzahl: 560 Seiten
ISBN-13: 978-3453269576



  2 Kommentare:

  1. Mir hat es auch richtig richtig gut gefallen. War total überrascht, dass es sich dann ganz anders entwickelt hatte, als erwartet. Und auch die Brutalität hat richtig dazugepasst, wenn nichts auf dem Spiel gestanden hätte, wäre es nur halb so spannend gewesen.

    Tolle Rezi, der ich nur zustimmen kann!

    Liebe Grüße,
    Tina

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    1. Ging mir ähnlich - ich hätte absolut nicht gedacht, dass hier einmal ein Aufstand von innen angezettelt werden soll, sondern dass es wie immer halt eine große Rebellion gibt. Mit den Kriegsspielchen fand ich das so sehr anders, aber richtig gut. Mag ich gerne, so Strategie ;)
      Bin schon sehr gespannt auf Band 2 und hoffe, dass dieser uns beiden wieder ebenso gut gefallen wird!

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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