Back Down to Earth


[Buchrezension] Throne of Glass: Die Erwählte - Sarah J. Maas

Der Mann keuchte beim Sprechen, als würden die Worte seine Kehle verbrennen, und schließlich schnappte er nach Luft.
Es wurde still. Celaena stellte die Kerze ab, schlich zum Treppenabsatz hinunter und spähte in den Raum. Die schwere Eichentür stand weit offen, ein riesiger Schlüssel steckte im Schloss. Im Inneren der kleinen Kammer kniete jemand vor einer dunklen Leere, so schwarz, als wollte sie im nächsten Moment die ganze Welt verschlingen. Jemand, den sie kannte. 

INHALT
Celaena war die gefürchtetste Assassinin der Welt - bis sie gefasst und in die Salzminen von Endovier geschickt wurde, in der jedermann dem Tode geweiht ist. Doch dann erhält sie eine neue Chance: In einem Wettstreit soll sie gegen 23 weitere Verbrecher antreten. Nur einer von ihnen gewinnt und wird daraufhin der "Champion" des grausamen Königs von Erilea, ein Handlanger und Mörder also. Celaena sträubt sich gegen den Gedanken, diesem Herrscher zu dienen, aber sie weiß, dass dies ihre einzige Möglichkeit ist, je wieder die Freiheit zu erlangen...

MEINE MEINUNG
High Fantasy ist ein Genre, das beherrscht werden muss, damit es funktionieren kann. Mit "Die Erwählte", dem Auftakt von Sarah J. Maas' geplant sechsteiliger "Throne of Glass"-Reihe beweist die Autorin, dass ihre Welt auf jeden Fall Potenzial hat, diese aber definitiv noch stark ausgebaut werden muss. Erzählt wird das Geschehen aus der personalen Sicht von Celaena, weswegen man nicht sofort einen richtigen Draht zu ihr findet. Dies wird aber mit dem bildlichen und schönen Schreibstil wieder wettgemacht, der dennoch gut die Emotionen und Gedanken der Figuren verdeutlicht. Außerdem kommen zwischenzeitlich auch Prinz Dorian und Gardist Chaol zu Wort, wodurch man diese besser kennen lernt.

Celaena ist eigentlich eine Protagonistin, wie ich sie wirklich gern mag: Nicht auf den Mund gefallen, mit Humor und einer Gelassenheit, um die man sie beneiden kann. Zudem ist sie stark, mutig und wirklich kämpferisch. Nur hatte ich mit der Zeit das Gefühl, dass sie etwas verweichlicht: Nicht nur lassen zwei Männer mit einem Mal wie aus dem Nichts ihr Herz erweichen, nein, sie zittert auch noch wie ein Häufchen Elend vor dem ach so bösen König, obwohl sie doch sonst mit jedem fertig wird. Und wäre das nicht schon schade genug, ist sie manchmal auch noch arg oberflächlich und kann, wenn sie über die positiven Eigenschaften einer Person nachdenkt, hauptsächlich nur aufzählen, wie unglaublich gut sie doch aussieht. Na denn...

Mit Prinz Dorian konnte ich dann leider auch so gar nichts anfangen, denn der ist ein ziemlicher Waschlappen, ich kann es nicht anders ausdrücken. Bevor Celaena ins Schloss kam, hat er nur den Frauen hinterhergejagt und sich von seinem Vater herumkommandieren lassen, als sie dann da ist, jagt er dafür ihr hinterher und lässt sich leider immer noch von seinem Vater herumkommandieren. Da gefiel mir Gardist Chaol schon besser - anfangs verbindet ihn mit Celaena eine tiefe Abneigung, diese löst sich jedoch glaubhaft und mitreißend in eine tiefe Freundschaft auf, die ich gerne verfolgt habe. Die klischeehafte Intrigantin zu Hofe darf dann natürlich auch nicht fehlen, diese hat jedoch immerhin einen Sinn und Zweck. Am besten gefiel mir ganz eindeutig die Prinzessin von Ellywe, Nehemia, die Celaena mit Rat und Tat zur Seite steht.

Die Geschichte selbst ist dann altbekannt - schließlich gab es solcherlei Wettstreits, bei denen nur eine Person gewinnen kann schon öfter in allen möglichen Medien. Dieser Aspekt wiegt jedoch nicht allzu schwer, denn die Thematik um die verschwundene Magie setzt die Autorin gut um. Zwar benötigte ich einige Zeit, um mich einzulesen, dann jedoch war ich doch überwiegend gefesselt. Die Kämpfe, die Celaena ausfechten muss, sind absolut klasse beschrieben und machen richtig Lust auf mehr. Das allerdings wird stark überdeckt von dem meiner Meinung nach völlig unnötigen Liebesdreieck. In einer Geschichte um eine Assassinin, die, um zu überleben, für einen verhassten König kämpfen muss, will ich nicht 200 von 500 Seiten endloses Liebesgeplänkel lesen müssen, vor allem nicht, wenn ich mich sowieso schon für einen Kerl entschieden habe. Sarah J. Maas stellt sich dadurch immer wieder selbst ein Bein und versenkt den Roman so manchmal in eine unerwartete Langatmigkeit.

Erst mit dem Geheimnis um die Wyrd-Zeichen und den Morden an einigen der Champions wird es richtig spannend und größtenteils überwiegt dieser Aspekt dann auch den der Romantik. Obwohl jedem Leser eigentlich von Anfang an klar sein müsste, wer dahinter steckt, denn die Autorin streut weitreichend Hindernisse und nimmt tatsächlich die offensichtlichste Lösung, was ich doch etwas lahm fand. Dennoch: Das Finale ist unglaublich spannend und mit überraschenden Wendungen gespickt, die mich wahnsinnig gepackt haben. Die Action kommt hier noch einmal sehr gut zur Geltung und weiß vollständig zu überzeugen. Das Ende ist zwar wie erwartet, aber dennoch gut gestaltet - und so bleibt trotz der Schwächen schlussendlich doch die Lust zum Weiterlesen.

FAZIT
Sarah J. Maas verarbeitet in ihrem Auftakt zur "Throne of Glass"-Reihe durchaus interessante Ansätze, komplett gelungen ist die Umsetzung jedoch nicht. Dafür ist die Welt zu unspektakulär, die Story zu altbekannt und die Charaktere an einigen Stellen zu unausgereift. Zudem gibt es ein sehr unnötiges Liebesdreieck, das mich an vielen Stellen arg genervt hat, weil es von den grandios geschriebenen Kampf-Szenen so ablenkt. Ich hoffe, dass sich im 2. Band mehr auf die Action und Rebellion konzentriert wird und vergebe gute 3 Punkte für "Die Erwählte".



Titel: Die Erwählte
Originaltitel: Throne of Glass
Autor: Sarah J. Maas
Übersetzer: Ilse Layer
Verlag: dtv
Seitenzahl: 500 Seiten
ISBN-13: 978-3423760782


  4 Kommentare:

  1. Wuhuhuuu ich wusste es :D!!! *schulterklopf*

    Nachher kommt noch ein seriöser Kommentar, aber jetzt musste ich sofort diese Rezi lesen! Muss jetzt aber los ;)...

    Stimme dir zu (das schonmal vorweg ^^)

    Alles Liebe, Clärchen

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  2. Hmm, ich hoffte ja auf High-Fantasy a la "Die Beschenkte". Eine unsprektakuläre Welt reißt mich jetzt nicht so vom Hocker .... aber ein Schwert im Buch heißt "Damaris" (hast du das gesehen??!), wurde mir natürlich sofort berichtet :-)
    Drück dich!
    Damaris

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  3. Also gegen den ersten Absatz habe ich nicht - der Schreibstil war ja auch wirklich schön ;)

    Zu Celaena sage ich gern nochmal das, was ich schon gesagt habe: Sie ist einfach jung, ich finde das natürlich. Wenn du von klein auf zum Töten getrimmt wirst, glaube ich einfach nicht, dass du nur daran denkst. Auch dann hat man Ängste und Schwächen - in dem Fall eben der gutaussehende Prinz ;)

    Dorian ist KEIN Waschlappen. Er ist auch jung (damit verteidige ich jetzt alle :P) - also ich mag genau solche Typen und fand ihn toll. Weiß auch nicht ;) Steh eh nicht mehr so auf die Arschlöcher...
    Chaol fand ich auch gut, aber eben nicht soo überragend.
    Und Nehemia, Gott, die Frau! Die liebe ich <3

    Das andere, wie die Geschichte aufgebaut ist - tja, das ist einfach Geschmackssache. Mir hat die Abwechslung gut gefallen :) Ich mag es doch eh so dramatisch und so. Steh ich drauf :D

    Also denn, die Meinung wird GERADE SO akzeptiert... ;) <3

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  4. @Clärchen:
    Ob das jetzt so ein Grund zum Freuen ist, dass das Buch leider nur Mittelmaß war, weiß ich ja nicht, aber ich freue mich, dass wir einer Meinung sind :D
    Den Kommentar bei LB hab ich bereits gelesen, darauf folgt die Tage dann noch eine Antwort...

    @Damaris:
    Bei dem Schwert musste ich auch immerzu an dich denken, ich gebe es zu :D Sehr witzig!
    Ansonsten: Das Buch ist klasse geschrieben, aber man lernt nur wenig von der Welt kennen, und dann hauptsächlich sehr oberflächlich. Unter High Fantasy verstehe ich mir einfach mehr als Liebesgeplänkel und Hof-Intrigen...Aber möglicherweise wäre es auch genau deins, das ist schwer zu sagen ;)

    @Lisa:
    Nun, über unsere verschiedenen Ansichten zu diesem Buch haben wir ja nun schon zur Genüge diskutiert, ne :D
    Nur ganz kurz:
    Dorian IST ein Waschlappen. Und zwar einer der schlimmsten, die ich je erlebt habe. [Aber nicht so schlimm wie der Prinz aus "Totentöchter" :D] Und du weißt ganz genau, dass ich diese "Ich stoße dich weg denn ich bin sooo böse"-Kerle auch nicht mag. So einer ist Chaol ja auch nicht. Der ist einfach witzig ;)
    Lassen wir das! Ich freue mich immer noch, dass es dir gefallen hat. Mir halt nicht. Ich denke zu viel, wie du so schön sagst :D

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Die Bloggerin

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