Back Down to Earth


[Filmrezension] Der große Gatsby

"Man kann die Vergangenheit nicht wiederholen!" - "Die Vergangenheit wiederholen?" - "Ja." - "Natürlich kann man die Vergangenheit wiederholen. Natürlich kann man das."

STORY
Der Nachwuchsautor Nick Carraway kommt im Frühjahr 1922 aus dem Mittelwesten nach New York City, das von lockeren Moralvorstellungen, Jazz-Glamour, mächtigen Alkoholschmugglern und ins Astronomische steigendenAktien geprägt wird. Auf seiner Suche nach dem amerikanischen Traum wird Nick der Nachbar des geheimnisvollen, rauschende Feste feiernden Millionärs Jay Gatsby. Auf der anderen Seite der Bucht wohnt seine Cousine Daisy mit ihrem Mann, dem blaublütigen Frauenhelden Tom Buchanan. So erlebt Nick die faszinierende Welt der oberen Zehntausend und lernt ihre Illusionen, Romanzen und Täuschungsmanöver kennen. Von außen und von innen beobachtet Nick diese Welt, die ihn zu der Geschichte einer unmöglichen Liebe, unzerstörbarer Träume und eines tragischen Autounfalls inspiriert...

MEINE MEINUNG
Mit der aktuellen Adaption des Klassikers von Scott F. Fitzgerald kommt "Der große Gatsby" bereits zum 4. Mal ins Kino. Dabei wird zehn Jahre nach der letzten Verfilmung auf großflächige Opulenz und teures 3D gesetzt, das die Fans, die Neugierigen und gleichwohl auch die Genießer der neusten Technik ins Kino locken soll. Obwohl die Geschichte 1922 spielt, gelingt es Regissetur Baz Luhrman doch, sie ins Moderne zu übersetzen, was wohl die Besonderheit ausmacht.

Tobey Maguire als Erzähler Nick Carraway überzeugt von Anfang an mit seiner Mimik und seiner anfänglichen Naivität bis hin zu seiner leidenschaftlichen Hilfe bei der Liebe zweier Freunde von ihm. Allerdings wirkt er in manchen Szenen glatt wie auf dem Abstellgleis, weil seine Geschichte so wenig beleuchtet wird, was ich ein wenig schade fand. Leonardo DiCaprio als wortgewandter und sehr geheimnisvoller Gatsby, aus dem man nie ganz schlau wird, stellt seinen Kollegen allerdings noch in den Schatten. Besonders der traurige Hundeblick bringt wohl jedes Frauenherz zum Schmelzen, und sein Charakter als Mann im Überfluss, dem doch zu viel fehlt, um glücklich zu sein, kommt wunderbar zur Geltung.

Aber auch Carey Mulligan als oftmals verzweifelte, einsame und traurige Daisy ist glaubwürdig und mitreißend, auch wenn man sich mit ihrer zwiegespaltenen Art nicht immer wirklich identifizieren kann. Die sonstigen Darsteller wie Ilsa Fisher als etwas penetrante Geliebte von Daisys Mann, oder Elizabeth Debicki, als hilfreiche, aber auch sehr mysteriöse, Jordan - das gesamte Cast ist sehr überzeugend, perfekt gewählt und lässt den Film so zu einem Feuerwerk der Gefühle werden.

Die Vorlage des Films habe ich persönlich nie gelesen, weswegen ich keinen Vergleich zwischen den beiden Medien anstellen kann. Meiner Meinung nach wurde die Geschichte jedoch sehr atmosphärisch und für den Zuschauer auch gut verständlich umgesetzt. Durch den sehr neumodischen Soundtrack und die wunderschönen Kulissen, Kleider und Farben wirkt der ganze Streifen sehr modern, was einen interessanten Kontrast zum frühen Jahrzehnt bildet. Das 3D ist jedoch extrem überflüssig und wirkt selten wirklich nah - nur in den Szenen, in denen es regnet, hat man das Gefühl, auch bei einem selbst würde gerade ein Wolkenbruch niedergehen.

Zwischenzeitlich hat das Ganze ein paar Längen, wenn die Story nicht so recht voranzukommen scheint, insgesamt aber fesselt die Liebesgeschichte zwischen Daisy und Gatsby doch sehr, verbunden mit der fast schon hilflosen Bereitschaft Nicks, ihnen zu beizustehen, auch wenn die Beziehung der beiden unaufhaltsam auf ein schreckliches Unglück zusteuert. Der ganze Film ist  dramatisch, tragisch und leidenschaftlich - und am Ende, auch wenn man den Ausgang bereits kennt, sehr schockierend. Wer sich also nach einer wenig fröhlichen, dafür aber umso geheimnis- und verhängnisvolleren Romanze sehnt, der ist hier sicherlich richtig. 

FAZIT
"Der große Gatsby" aus dem Jahr 2013 hebt sich von den älteren Verfilmungen des Buches von Scott F. Fitzgerald insofern ab, dass er moderner und bildgewaltiger ist, ohne dabei jedoch die tragisch-mitreißende Geschichte zu vernachlässigen. Das Ganze erdrückt manchmal etwas und hat die eine oder andere Länge, ist insgesamt aber schon allein der Darsteller wegen absolut sehenswert. Außerdem ist dies Leonardo DiCaprios vorletzter Film vor einer längeren Pause; wer ihn also noch einmal sehen möchte, sollte sich das schnell überlegen. Ich vergebe 4 Punkte!



  6 Kommentare:

  1. Wie, Leonardo Dicarpio macht eine größere Pause? Warum?! :O Jetzt bin ich schockiert. Ich sehe ihn doch in Filmen so gerne!

    Ansonsten: Schöne Rezension :) Hat sich doch gelohnt für dich ;)

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    1. Was meinst du, wie es mir ging, als ich das las! Aber was mut dat mut, und der gute Mann arbeitet ja auch genug...
      Danke dir jedenfalls! :-*

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  2. Morgen, Sonne.*
    Die Filme von Baz Luhrmann sind nie Teil meiner Filmwelt geworden. Seine Interpretation von Romeo & Julia wird nur von Shakespeares Zeilen und dem Spiel von Leonardo & Claire (Danes; blutjung)getragen. Nach diesem Film genügte für mich die Erwähnung des Namens Luhrmann, um hasta la vista zu denken.
    So ließ mich auch eine Radio-Kritik aufmerken, die den Blendfaktor des Films anmahnte. Ausstattungs-Overkill & 3D. Tünche, die für die Story nicht notwendig sei aufzufahren. Ich dachte mir nur, "Luhrmann eben!".
    Immerhin, wenn ich Deine Worte jetzt lese, sind die Schauspieler wie ihre Arbeit dabei nicht zugekleistert worden.

    Angeboten hätte es sich ja, die Intensionen des Romans in den derzeitigen sozialen, wirtschaftlichen Mißständen Amerikas zu spiegeln.
    Gut, dann hätte man auch nicht tonnenweise Chi-Chi auffahren können. :-)

    Leo wird sich wieder die Seele aus dem Leib gespielt haben. Kein Wunder also, daß er sich jetzt seine Zeit nimmt, um anderes noch in seinem Leben zu machen. Für die Gage muß er ja seit Jahren nicht mehr arbeiten.

    bonté

    *nettes Wortbild

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    1. Also ich habe ja nichts gegen großartige Kulissen tolle Kostüme und Opulenz - wenn sie passt. Wie in "Anna Karenina" [meiner Meinung nach]. Hier ist das auch gut gelungen, nur manchmal etwas zu viel gewesen. Die anderen Filme des Regisseurs habe ich nicht gesehen, das hole ich aber vielleicht mal nach.
      Aber allein wegen der schauspielerischen Leistung ist das Filmchen durchaus einen Blick wert! ;)
      Und das mit der Auszeit sehe ich auch so, irgendwann muss der ja mal ne Pause machen. Ich warte da noch bei James Franco drauf. Der muss ja bald nen Burn-Out haben...
      Und wunderschönes Wortbild, ich stimme zu ;)

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  3. Sehr aufschlussreiche und wie immer wunderbar geschriebene Rezension :), liebe Sonne.

    Ich glaube, nach der Enttäuschung des Buches muss ich mit den Film trotz allem auch mal zu Gemüte führen. Ehrlich gesagt habe ich den Roman ohnehin nur gelesen, weil ich den Film aufgrund der Kulisse, Kostüme und der Atmosphäre sehen wollte, die bereits im Trailer so gut rüberkommen. Leo als Gatsby wurde ja sehr gelobt und ich hoffe, dass durch ihn die Figur besser rüberkommt als im Buch, wo er einfach nur ein langweiliger, reicher Typ ist, der nichts anderes tut, als reich zu sein.

    Wenn du die Romanvorlage nicht kennst, hast du wirklich nichts verpasst. Die Handlung zieht sich (bis dann am Ende alles auf einmal passiert) und die Figuren sind entweder unaussteglich (Daisy) oder schnarchlangweilig (Nick).
    Nur der Schreibstil ist wunderschön.

    Nach deiner Rezension werde ich den Film aber auf jeden Fall noch sehen - vermutlich aber erst auf DVD :/.

    Liebe Grüße =)
    Charlie

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    1. Klingt ja alles sehr blöd, vor allem, dass Gatsby nur reich ist und nichts weiter :D Das ist hier durchaus anders! Und DiCpario bringt die Verzweiflung der Figur wunderbar rüber! [Aber er ist ja auch einfach toll ;)]
      Ich hoffe, dir wird der Film besser gefallen als das Buch!

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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