Back Down to Earth


[Filmrezension] Gangster Squad

"Schon mal vom Siedler-Manifest gehört? Jeder nimmt sich, was er kann und wann er kann. Die Bohnenfresser haben's den Rothäutern weggenommen, wir haben's den Bohnenfressern weggenommen und jetzt nehme ich dir alles weg. Und nicht nur, weil ich's kann. Sondern weil das meine Bestimmung ist! Los Angeles ist meine Bestimmung, du gottverdammtes Stück Scheiße!"

STORY
Los Angeles, 1949. Der ehemalige Boxmeister Mickey Cohen beherrscht als mitleidloser Mafioso brutal das Drogen- und Prostitutionsgeschäft der Stadt. Polizeichef William Parker beschließt ein Undercover-Team gegen ihn zusammen zu stellen. Er rekrutiert den Kriegsveteranen John O'Mara, den sich zuerst sträubenden Sergeant Jerry Wooters, sowie vier weitere Männer. Diese vor nichts Halt machende Truppe erweist sich als effektive Waffe gegen Cohen. Sie greifen seine Geschäftsstellen an, zerstören Geld und Drogen und liefern sich mit seinen Schergen ausgedehnte Schussgefechte...

MEINE MEINUNG
Gangster-Filme schaue ich immer wieder gern und so konnte ich mir selbstverständlich auch "Gangster Squad" nicht entgehen lassen. Die Geschichte klingt weder besonders originell, noch ist sie es - nicht selten geht es schließlich in irgendeiner Weise um die Mafia -, dennoch weiß der Streifen durchaus von Anfang an zu fesseln. Regisseur Ruben Fleischer, der auch für "Zombieland" zuständig war, macht seine Sache gut und scheint durchaus etwas von seinem Handwerk zu verstehen, über die Schwächen der Story kann dies jedoch nicht ganz hinwegtäuschen.

Sean Penn als Mafia-Boss Mickey Cohen ist absolut genial und die ideale Besetzung. Er stellt den gewieften, bösartigen und gefühlskalten Mann so glaubwürdig dar, dass es einem schon fast Angst macht. Er ist dabei selbstverständlich kein Sympathieträger, aber er hat eine ungemeine Ausstrahlung, die nicht zu verachten ist. Protagonist John O'Mara wird gespielt von Josh Brolin, der zwar durchaus authentisch ist, meiner Meinung nach einen Film aber nicht wirklich als Hauptfigur tragen kann. Dafür ist seine Mimik einfach nicht ausgeprägt und lebhaft genug, auch wenn er durchaus ziemlich cool ist.

Ryan Gosling als Jerry Wooters, der sich in Cohens Geliebte Grace verliebt, ist in seiner Art wie eigentlich immer sau-lässig und sorgt mit einigen flotten Sprüchen durchaus für etwas Auflockerung. Emma Stone jedoch kam mir als Grace definitiv zu wenig vor; ihre Figur bleibt blass und ein Lückenfüller. Wer ihr Talent kennt, weiß, dass sie definitiv mehr drauf hat, als verrucht oder sorgenvoll zu schauen. Dagegen fand ich die Charaktere von Anthony Mackie und Giovanni Ribisi - hier ausnahmsweise mal nicht als Bösewicht - so gut, dass es das fast schon wieder aufwog, auch wenn keine der Figuren besonders großartige Eigenschaften aufweist.

"Gangster Squad" hat eben wie so oft die typische Gangster-Story: Irgendwer ist ziemlich böse und dem muss jetzt mal ordentlich eingeheizt werden, wobei Rücksicht ein Fremdwort ist. Dabei sind die Gegner der Fieslinge Polizisten im geheimen Einsatz, und nicht alles geht geordnete Wege, was durchaus sehr erfrischend ist. Durch zwischenzeitlich einsetzendes und ziemlich unterhaltsames Chaos bleibt der Film nämlich auf einem durchweg recht hohen Spannungsniveau. Überraschungen darf man hier keine erwarten - diese sind aber eigentlich auch nicht wirklich nötig, denn auch so ist das Geschehen äußerst fesselnd. Einen Kritikpunkt habe ich jedoch noch: Die Liebesgeschichte zwischen Jerry und Grace geht so schnell und ist so wenig nachvollziehbar, dass es richtig schade ist. Warum die beiden sich schon kurz nach dem ersten Treffen füreinander in Gefahr bringen, wird einfach nie ganz klar.

Ruben Fleischer setzt hier jedoch sehr geschickt zwischenzeitliche Slow Motion in wichtigen Schussgefecht-Szenen oder flackernde, und so nur einzelne Standbilder zeigende, Lichter ein, wodurch der Streifen eine ganz besondere Atmosphäre entwickelt und einigermaßen über die etwas unglaubwürdige Liebesgeschichte hinweg gesehen werden kann. Dann wieder ist der Film aber so klischeehaft, dass man sich fragt, ob den Leuten eigentlich nichts Neues mehr einfällt. Nur zum Ende hin gibt es dann die lang ersehnte Kampfszene, in der die Fäuste fliegen - denn das ist es wohl, was man beim ehemaligen Boxweltmeister Cohen erwartet. So mündet das Ganze zwar in ein vorhersehbares Ende, aufgrund der Spannung und der guten Action ist es aber dennoch äußerst zufriedenstellend.

FAZIT
"Gangster Squad" erfindet das Rad ganz bestimmt nicht neu und ist wenig überraschend, überzeugt aber mit tollen Kampf- und Schuss-Szenen sowie einem wunderbar bösen Sean Penn. Emma Stone kam mir zu wenig vor und die Klischees waren mir ein paar zu viele - insgesamt ist der Film aber durchaus sehr unterhaltsam und wie geschaffen für einen netten DVD-Abend. 4 knappe Punkte!



  6 Kommentare:

  1. Irgendwie ging der Film bisher total an mir vorbei. Ich werde ihn mir jetzt aber mal etwas genauer ansehen und bei einen netten DVD-Abend macht er sich bestimmt recht gut. Danke für die informative wie lustmachende Review/den Tipp!

    Liebe Grüße
    Reni

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  2. Ooh den Film würde ich auch total gerne noch sehen, aber bei uns in der Nähe läuft er natürlich nicht :(

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  3. @Reni:
    "Gangster Squad" ist auch für nicht-Fans des Genres sicherlich durchaus unterhaltsam. Solltest du ihn dir irgendwann tatsächlich auf DVD anschauen, wünsche ich dir natürlich ganz viel Spaß ;)

    @Katie:
    So ging es mir auch zuerst - letzte Woche ist er aber glücklicherweise doch noch reingekommen [und nach einer Woche wieder draußen gewesen]. Ist aber sicherlich auch etwas für einen schönen DVD-Abend!

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  4. Den Film will ioh unbedingt noch schauen :)

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  5. Hi, Sonne.
    Dann bist Du auch Fan von hardboiled Filmen. Du kennst den (für mich) genialen 'L.A. Confidential'?!

    Deine Abfrage geht übrigens voll ok. Dieser verfrellten Spammer!

    bonté

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  6. @RoM:
    Natürlich kenne ich "L.A. Confidential" ;) Also wenn man den nicht kennt...
    Und danke dir! Die Spambots waren die Tage in der Tat bei mir ein wenig heftig unterwegs, da wollte ich mal für einen Tag einen Riegel vorschieben. Sollte das wiederkehren, muss ich es wohl leider mal für ein paar mehr Tage einführen - dann gebe ich aber Bescheid.

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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