Back Down to Earth


[Filmrezension] Der Diktator

"Alter, wer bist du? Osama bin Ladens bester Freund?" - Nein, er ist nicht mein bester Freund. Obwohl er in meinem Gästehaus wohnt, seit letztes Jahr sein Doppelgänger erschossen wurde."

STORY
In der Selbstwahrnehmung vom Volk geliebt, herrscht Admiral General Aladeen allein über Wadiya. Sporadische Attentate und die Forderung der UN, sein Atomprogramm transparent zu machen, trüben die Perfektion. So entschliesst sich Aladeen, in New York die Segnungen seiner Herrschaft zu erklären. Kurz nach der Ankunft aber wird der Diktator entführt, von einem Doppelgänger ersetzt. Seiner Macht und seines markanten Barts beraubt, lernt er als einfacher Mann die Demokratie und die liebenswert naive Zoe kennen, während er versucht, seinen Platz als Unterdrücker wieder zu erlangen.

MEINE MEINUNG
Wie lange habe ich auf den neusten Streich von Sacha Baron Cohen hingefiebert! Schon über die Szenen im Voraus konnte ich mich immer wieder schlapp lachen, daher war der Kinobesuch für mich ein Muss. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch - denn komplett überzeugen konnte mich der Film dann leider nicht.

Im Gegensatz zu "Borat" und "Brüno" weist "Der Diktator" tatsächlich einen Plot auf und besitzt einen roten Faden, der auch die meiste Zeit auffindbar ist. Von Anfang an, auch ohne Vorwissen, wird klar, dass Cohen hier so einiges auf die Schippe und sich selbst und den Film nicht sonderlich ernst nimmt - natürlich nicht. Zwischenzeitlich wirkt die Geschichte trotz der originellen Idee allerdings relativ konstruiert und ist in einigen Szenen auch definitiv zu voraussehbar, weshalb ein wenig Spaß flöten geht.

Sacha Bahar Cohen spielt die Hauptrolle des Admiral General Aladeen ausgezeichnet irre und urkomisch. Der Charakter ist natürlich definitiv überzeichnet und kaum ernst zu nehmen, macht grade dadurch aber so viel Freude. Besonders in der Helikopter-Szene wirkt er absolut überzeugend. Anna Faris ist ausnahmsweise mal nicht als naives Blondchen zu sehen, sondern als Besitzerin eines Öko-Ladens, obwohl sie manchmal auch hier etwas blauäugig wirkt. Wie immer allerdings ist sie absolut liebenswert und eine gute Wahl. Toll anzusehen sind außerdem Ben Kingsley als verräterischer Tamir und Jason Mantzoukas als Nadal, der Aladeen hilft, wieder an die Macht zu kommen, um seine Atom-Rakete fertig bauen zu können.

Interessant ist hier, dass der Film es schafft, einen auf die Seite des Diktators zu ziehen und darauf zu hoffen, dass eine Demokratie nie durchgesetzt wird, damit es weiterhin so verrückt zugeht. Die Witze sind oftmals gut durchdacht und gehen bis auf eine widerliche Geburtsszene kaum ins unerträglich Peinliche über. Ich konnte allerdings nicht so oft lachen, wie ich mir das erhofft hatte, auch wenn manche Szenen herrlich schräg sind. Vielleicht lag das daran, dass schon vor Kinostart so viel Werbung gemacht wurde - auf jeden Fall sind weniger Schenkelklopfer zu finden als vermutet.

Durch die Kürze des Filmes ist besonders das Ende eher weniger ausgefeilt. Aladeen will sich seine Macht auf einem mehr oder weniger geplanten Weg zurückholen und kommt dabei natürlich von einer Turbulenz in die nächste. Die Liebesgeschichte mit Zoe empfand ich als etwas zu schnelllebig und unnötig, daraus wird am Schluss aber noch eine durchaus gelungene, sehr unterhaltsame Pointe. Diese ist passend und weniger überzogen als die fast schon erzwungen wirkende, voraussehbare Szene davor, sodass der Film letztendlich einen würdigen Abschluss besitzt.

FAZIT
Ganz so witzig und ausgefeilt wie ich mir das vorgestellt hatte, ist "Der Diktator" nicht - dafür ist der Streifen zu kurz und der Plot zu durchschaubar. Die Schauspieler jedoch spielen gemeinsam absolut klasse und auch die Gags zünden beinahe immer, wenn auch des Öfteren unter der Gürtellinie. Ein unterhaltsamer Film mit einer tollen Idee, aber nicht vollständig gelungener Umsetzung. 3,5 Punkte.



  6 Kommentare:

  1. Ich glaube dieser Film wäre absolut nicht nach meinem Humor. Schon bei "Brüno" konnte ich eher weniger lachen. Obwohl er auf seine Weise schon recht unterhaltsam war, muss ich sagen. Der Diktator wird aber trotzdem kein Muss für mich sein. Aber eine tolle Rezi! Leider ist es ja oft so, dass man die besten/lustigsten Szenen vorab bereits x-mal im Trailer gesehen hat. Kommt da nicht mehr viel im Film, war die Werbung wirklich gut... aber die Enttäuschung ist umso größer.

    Liebe Grüße
    Reni

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  2. @Reni:
    Och, so einen Humor mag ich mitunter mal ganz gern - solange es kein Adam Sandler-Slapstick wird ;) Der Film ist sicherlich nicht der Hit, aber durchaus unterhaltsam - besitzt nur eben nicht so viele Witze wie vermutet.
    Aber wenn dir so etwas sowieso nicht übermäßig zusagt, solltest du es lassen oder nur zuhause gucken - andernfalls ist das rausgeschmissenes Geld :)

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  3. Grüß Dich, Sonne.
    Ein Freund von mir schwört ja auf die hintersinnige Satire von Cohens Auftritten. Mein Bauchgefühl blieb hierbei aber immer rege desinteressiert, weswegen ich keinen seiner Ausflüge ins Kino gesehen habe.
    Vermutlich bin ich in Sachen Schwarzem Humor zusehr auf Monty Python eingefärbt :-)

    bonté

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  4. Tolle Rezension, schön geschrieben. Ah, da hätte ich mir jetzt auch ein wenig mehr erwartet, denn auch wenn ich "Brüno" ein wenig zu dick aufgetragen fand, bin ich ein Fan von Sacha Bahar Cohen. Na dann hoffe ich, dass ich nicht enttäuscht werde und mindestens so zufrieden bin wie du, wenn ich da demnächst ins Kino gehe.

    Liebe Grüße, Diti

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  5. @RoM:
    Naja, seinen Auftritt auf dem roten Teppich, bei dem er dem einen Reporter die "Asche von Kim Jong Il" über den Kopf geschüttet hat, fand ich schon ganz unterhaltsam. Ob das nun hintersinnig war, darüber kann man sicherlich streiten.
    Bei Monty Phyton muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich das einfach doof finde O.o Man kann sich ja nicht immer einig sein - sicherlich, [in gewisser Weise] alles Parodie, dennoch...ich kann nichts damit anfangen. Da schaue ich lieber "Mord im Pfarrhaus" mit der herrlichen Maggie Smith ;)

    @Diti:
    Unterhalten wirst du sicherlich herrlich! Die Story blieb halt hier etwas auf der Strecke, wenn sie auch mehr zu finden ist, als bei den Vorgängern...
    Ich wünsche dir viel Spaß!

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  6. Schöne Rezension. Habe schon die ganze Zeit überlegt, ob ich mir den Film anschauen soll. Habe des Öfteren gehört, dass er hinter den anderen (Borat, Brüno) zurücksteht. Aber deine Rezi hat in mir nun doch die Lust geweckt, den Film mal zu sehen.

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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