Back Down to Earth


[Filmrezension] The Descendants

"Was würdest du an meiner Stelle tun? [...] Mit meinen Töchtern? Und dem Typen, den wir versuchen zu finden?" - "Hab ich doch schon gesagt. Ich würd' seine Eier auf 'ne Kommode legen und mit 'nem Vorschlaghammer draufhauen. Und wegen Ihrer Töchter, keine Ahnung. Gegen Söhne eintauschen, nehme ich an." - Ja. Und wenn ich Pech habe, kriege ich dann sowas wie dich."

STORY
Der hawaiianische Geschäftsmann und Familienvater Matt King soll entscheiden, ob und an wen ein bislang unberührtes Stück Land verkauft werden soll. Allerdings hat er viel drängendere Sorgen: Seine von ihm entfremdete Frau liegt nach einem Bootsunfall im Koma, und Matt erfährt, dass sie eine Affäre hatte und ihn verlassen wollte. Als ihm die Ärzte mitteilen, dass sie nicht mehr aus dem Koma erwachen wird, macht Matt sich mit seinen beiden Töchtern auf die Suche nach dem anderen Mann.

MEINE MEINUNG
Von "The Descendants" habe ich beinahe nur Gutes gehört und auch der Trailer sah wunderbar aus. Gestern habe ich ihn nun endlich geschaut - und tatsächlich ist er genauso berührend und wunderschön wie er von überall her gepriesen wird.

Matt King hat so einige Probleme: Seine Frau liegt nach einem schweren Unfall im Koma und er muss sich um seine Kinder kümmern, während er eigentlich für seinen Job eine schwere Entscheidung treffen sollte. Als ihm die Ärzte mitteilen, dass Elizabeth sterben wird, ist die ganze Familie am Boden zerstört, Matts Tochter allerdings aus anderen Gründen. Sie erzählt ihrem Vater, dass seine Frau eine Affäre hatte - und gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Mann, der versucht hat, ihre Familie zu zerstören...

Eins kann man wohl schon nach den ersten 20 Minuten sagen: Für Fans von rasanten Action-Filmen ist dieser hier nichts. Und mit "nichts" meine ich "gar nichts". Denn dafür ist er viel zu ruhig. Er besteht hauptsächlich aus Dialogen, aber gerade das macht den Zauber aus. Die Entwicklung, die die Charaktere im Laufe der Handlung durchmachen wird so glaubwürdig und toll dargestellt. Im Off ertönt aber Clooneys Synchronstimme, die die ganze Geschichte wie ein Erzähler unterlegt und besonders am Anfang vieles erklärt. Da waren es für mich ein wenig zu geballte Informationen, ein paar hätten hier ruhig weggelassen werden können - ansonsten kommt man als Zuschauer so prima mit.

George Clooney ist, würde ich sagen, in diesem Film noch grandioser als in seinem Regie-Debüt "The Ides of March". Ich litt richtig mit ihm mit, dem Familienvater, der so viel aus dem Leben seiner Kinder und auch seiner Frau verpasst hat, so viel, dass er nicht einmal gemerkt hat, dass diese fremd geht. Seine sanfte Annäherung an die beiden Töchter geht weder zu schnell noch zu langsam, sodass es die gesamte Zeit über authentisch bleibt. Auch Shailene Woodley, zurecht ausgezeichnet National Board of Review Award, ist als die störrische, aufmüpfige Tochter Alexandra, die versucht, ihre Wut und ihre Liebe zu ihrer Mutter gleichermaßen unter einen Hut zu bekommen, wunderbar besetzt. Sie wirkt glaubhaft und ist ein sympathischer Charakter, wenn sie auch sehr ausfallend werden kann.

Sogar die nervigsten Figuren in diesem Film entlocken einem eine gewisse Sympathie, so zum Beispiel Sid, Alex' Freund, der "ungefähr so intelligent wie eine Steckrübe", hat aber selbst so seine Probleme und setzt sich auch für die Leute ein, an denen ihm etwas liegt. Und sogar der Mann, der Matt seine Frau versucht hat wegzunehmen ist in gewisser Weise fast sympathisch, wenn ich Scooby-Doo Darsteller Matthew Lillard in dieser Rolle auch irgendwie seltsam fand.

Mit seinen leisen Tönen und der sanften Musik zählt dieser Film eindeutig zu der Sorte, die eher berührt, als dass er einen mitreißt. Trotzdem ist er nicht zu dramatisierend, sondern lockert viele Szenen mit witzigen, sarkastischen Bemerkungen meistens seitens Matt auf. Der Streifen ist wunderschön, die Bilder von Hawaii sind toll anzusehen und die Charaktere ausgeprägt und authentisch, dennoch kam ich nicht umhin, die ein oder andere Länge zu bemerken. Darüber hilft aber das Ende hinweg, es ist sehr ergreifend, rührt zu ein paar Tränchen und macht gleichermaßen betroffen und glücklich - denn die Schlussszene ist einfach nur süß.

FAZIT
"The Descendants" ist anrührend, intelligent gemacht und mit einer guten Story versehen, die nicht nur traurig macht, sondern auch ab und zu zum Lachen bringt. Die Schauspieler sind grandios gewählt, allerdings kommt es zwischendurch zu ein paar Längen, weshalb es nicht die vollen 5 Punkte gibt. Aber definitiv empfehlenswert!



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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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