[Filmrezension] The Ides of March
"Ich bin kein Christ, ich bin kein Atheist, ich bin kein Jude, ich bin kein Moslem. Meine Religion, das woran ich glaube, ist bekannt als die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika."
Stephen Meyers ist ein ausgemachter Karrieretyp. Bereits mit Anfang 30 organisiert er die Wahlkampagne des US-Präsidentschaftskandidaten Mike Morris. Stephens Auftreten ist selbstbewusst, seine Strategien ausgeklügelt. Leidenschaftlich tritt er für seine Ideale ein. Eines ist klar: Stephens Laufbahn zeigt steil nach oben. Selbst eine Affäre mit der jungen Praktikantin Molly lässt ihn seine Ziele nicht aus den Augen verlieren. Aber sein eitler Ehrgeiz ist zugleich auch Stephens große Schwachstelle, die ein alter Hase der Gegenseite gnadenlos ausnutzt, um ihm eine perfide Falle zu stellen. Und so ist Stephen plötzlich gezwungen sich zu entscheiden: zwischen Karriere und Idealen, Herz und Verstand, Sieg oder Untergang...
MEINE MEINUNG
Schon das großartige Filmplakat [das nicht so langweilig wie viele andere und viel origineller ist] hat mich total angesprochen, und als es dann so wahnsinnig viele positive Rückmeldungen kamen, wusste ich: Den muss ich sehen. Schließlich ist George Clooney Regisseur und Ryan Gosling besitzt die Hauptrolle - was soll da schief gehen. Und wie sich herausstellte, kann ich mich den Lobeshymnen nur anschließen.
Der überall beschriebene schmutzige Wahlkampf tritt erst viel später auf als ich erwartet hatte. In den ersten zwei Dritteln geht es hauptsächlich um Stephens Arbeit als Wahlkampforganisator und den Problemen, die damit verbunden sind: Es darf keine Skandale geben, keine Gerüchte, keine schlechte Promotion - jedenfalls nicht für den eigenen Kandidaten. Der andere wird schlecht gemacht wo es nur geht, was hier gut funktioniert durch die Beziehungen zu Ida, einer Mitarbeiterin der New York Times. Nur blöd, dass es dieser schlicht um die Story geht und nicht um die Leute selbst...
Die Spannung ist zwar die gesamte Zeit vorhanden, nimmt aber erst ab der Hälfte richtig zu, als die Verstrickungen und Skandale Stephen erreichen, die aber nie an die Öffentlichkeit gelangen dürfen. Er steht zwischen den Fronten: Entweder, er liefert, oder er verliert seinen Job. Sein Gewissenskonflikt ist fesselnd mit anzusehen, ebenso wie die Ereignisse, die auf diese Situation folgen und ganz anders sind als erwartet. Den Überraschungseffekt empfand ich hier als sehr positiv.
Ryan Gosling spielt wie gewohnt grandios, authentisch und nachvollziehbar seine Rolle. Stephen tritt gleichzeitig für seine Moralvorstellungen ein und will das Gute fördern, hat aber gleichzeitig Angst um seinen Job und muss letztendlich entscheiden, was ihm wichtiger ist: Ehrlichkeit oder sein Job? Mike Morris, der von George Clooney gespielte Präsidentschaftskandidat und zumindest zu Anfang mit Stephen zusammen der Sympathieträger, ist zumeist der fürsorgliche, gute Politiker - erst zum Ende hin zeigt er seine anderen Seiten auf, die mir sehr gut gefielen. Auch die anderen Charaktere sind facettenreich und oft nicht so wie man erst denkt - allen voran Paul, Stephens Vorgesetzter, klasse gespielt von Philip Seymour Hoffman.
Nachdem "The Ides of March" erst einmal Fahrt aufgenommen hat, wird es richtig spannend un lässt nicht mehr los. Immer mehr wird aufgedeckt, die Konflikte werden größer, die schmutzigen Geschäfte auch. Stephen weiß, er muss den Gouverneur dazu bringen, auf ihn zu hören, nur wie? Ich wollte zum Ende hin gar nicht mehr atmen, nicht mehr schlucken, nicht mehr blinzeln, so gefesselt war ich. Dass politischer Wahlkampf nicht immer einwandfrei abläuft, war mir klar, aber es so zu sehen, ist noch einmal ein andere Gefühl - und wurde bis zum Schluss perfekt umgesetzt.
FAZIT
George Clooney kann es also auch als Regisseur! Dieser Film überzeugt in eigentlich allen Aspekten, von der Story bis hin zu Figuren und Spannung, auch wenn diese vor allem erst zum Ende hin an Fahrt aufnimmt. Ich war gebannt und hinterher schlichtweg hin und weg, vollkommen überzeugt. Dafür gibt's 4,5 Punkte und hoffentlich ein baldiges Wiedersehen mit Clooneys Regiearbeit!
Wie immer eine gelungene Rezension. Der Film klingt wirklich sehr interessant. Würde Clooney gerne als Regisseur sehen. Wenn ich doch nur so häufig Filme gucken würden, wie du..
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Diti