Back Down to Earth


[Filmrezension] Zwei an einem Tag

STORY
Am 15. Juli 1988 verbringen die ambitionierte Emma und der privilegierte Upperclass-Spross Dexter eine Nacht miteinander, ohne allerdings über ein paar Küsse hinauszugehen. Von da an treffen sie sich jedes Jahr am schicksalsträchtigen Datum wieder und verlieren sich trotz gegensätzlicher Lebensentwürfe nicht aus den Augen. Emma will die Welt verbessern, Dexter sieht die Welt als grosse Party. Glücklich sind beide nicht. 16 Jahre dauert es, bis die Suche ein Ende hat und die Freundschaft in einer romantischen Liebe mündet, Hoffnungen und Träume in Erfüllung gehen - aber für wie lange?

MEINE MEINUNG
Das Buch von David Nicholls liegt schon lange bei mir herum, aber dazu gekommen, es zu lesen, bin ich leider nie. Als nun aber die Verfilmung ins Kino kam und die ersten Rückmeldungen sehr positiv waren, musste ich entgegen meiner sonstigen Weise den Film einfach sehen. Und obwohl ich viel erwartet habe, war ich doch so berührt und so gefesselt, dass meine Hoffnungen sogar noch übertroffen wurden.

Emma und Dexter sind zwei sehr verschiedene Persönlichkeiten - sie ist ein typischer Gutmensch. Hilfsbereit, liebenswürdig und verträumt, sie will etwas erreichen und die Menschen berühren. Dexter hingegen lebt für das Leben, die Leidenschaft und den Spaß, wird Fernseh-Moderator und der nervigste Fernseh-König, hat Affären und Beziehungen am laufenden Band. Doch glücklich sind beide nicht. Immer scheinen sie auf der Suche zu sein, sie können nicht aufhören aneinander zu denken, sie sind füreinander bestimmt, aber bis sie das erkennen, ist es beinahe schon zu spät...

Ich kann den Film leider nicht mit dem Buch vergleichen. Trotzdem konnte ich aus den Wikipedia-Beschreibungen und auch den kurzen Sequenzen, die ich mir zu Gemüte geführt habe, herauslesen, dass wohl so in etwa alles beibehalten wurde. Beide, sowohl Film als Buch, spielen jeweils nur an den Jahrestagen, am 15. Juli, dem Datum des ersten Treffens. Die Erlebnisse dazwischen werden hauptsächlich in Gesprächen und meist auch mehr beiläufig berichtet, doch tut das keinen Abbruch. Oft wird hinterher unterschwellig klar, wie sehr manche Dinge Emma und Dexter nahe gegangen sind, auch wenn sie nicht direkt davon sprechen. Durch die sehr interessante Weise, in der die Erlebnisse gezeigt werden, kommen immer wieder Überraschungen auf - so viel kann sich in einem Jahr verändern, das Verhalten, das Aussehen, die Art, miteinander umzugehen. Das wissen sowohl die Schauspieler als auch Regisseurin Lone Scherfig wunderbar umzusetzen.

Die beiden Hauptakteure sind meiner Meinung nach die perfekte Besetzung. Anne Hathaways Weise zu schauspielern mag ich sowieso sehr, ihr Lächeln und ihre Ausstrahlung sind nahezu greifbar. Sie verkörpert Emma sehr glaubwürdig, die sich vom unscheinbaren Mäuschen - das aber trotzdem irgendwie eine gewisse Ausstrahlung auf Männer ausübt - zu einem schönen Schwan entwickelt. Sie ist so eine Figur, die man absolut und sofort ins Herz schließt und auch nicht mehr daraus entweichen lassen will.

Jim Sturgess fand ich schon in "21" klasse und auch hier zeigt er wieder sein Können. Er spielt fantastisch diesen lebenslustigen, unernsten Dexter, dem man als Zuschauer in gewissen Momenten eine echte Hass-Liebe entgegen bringt. Er verletzt die Menschen in seiner Umgebung sehr oft, aber er macht sie auch genauso glücklich. Er weiß einfach partout nicht, was er will, auch wenn es direkt vor seiner Nase ist, er weiß nicht, wie er sich ausdrücken und wie er seine Gefühle darbringen kann. Das bringt Sturgess so klasse undramatisch rüber, er ist authentisch und glaubwürdig in dieser wunderschönen Unnahbarkeit, die sich irgendwann in die pure Liebe verwandelt, die schon immer da war.

Auch die anderen Schauspieler sind perfekt ausgewählt. Ken Stott als Dexters Vater, der unscheinbare kleine Mann, von dem niemand weiß, wie er eine Frau wie seine abbekommen konnte. Patricia Clarkson, wieder in ihrer Rolle als Mutter, aber hier viel ernster und liebevoller. Sie versucht, ihren Sohn auf den rechten Weg zu bringen, doch sie scheitert leider an ihrer Krankheit. Einzig Romola Garai als Sylvie war mir etwas zu unscheinbar und formlos.

Die Musik von Rachel Portman unterlegt den Film perfekt in seiner Leichtigkeit und seiner Liebe, aber auch in seinen traurigen, ja, gradezu melancholischen Momenten, die drohen, das Herz zerspringen zu lassen. Ich war vollkommen eingenommen von dieser starken Beziehung zwischen den Hauptpersonen, aber auch von den nebensächlicheren, die trotzdem mit allem verwoben sind. Da ist eine Intensität, die alles so klar und nah scheinen lässt, die einen nicht mehr loslässt und mit dem Soundtrack gemeinsam im Kopf verbleibt.

Das Ende ist sehr überraschend und berührend. Ich war regelrecht geschockt, war mitgerissen und konnte einfach nur noch - ja, schluchzen. Mit so etwas hätte ich ehrlich gesagt nie gerechnet. Man kann die Emotionen und die Trauer so gut nachvollziehen, so nachfühlen. Ich habe mich gefragt, was da jetzt noch kommen kann und gehofft, dass es vielleicht doch nicht so ist, wie es scheint...Der Schluss lässt traurig und glücklich zugleich zurück - einen so schönen für etwas so schier das Herz zerreißendes habe ich selten gesehen.

FAZIT
Auch wenn ich das Buch selbst leider immer noch nicht gelesen habe, kann ich wohl sagen, dass die Verfilmung gelungen ist - sie ist mitreißend, gefühlvoll, traurig und witzig, kurz, sie hat alles, was ich mir von einem richtig guten Film erwarte. Und deshalb gibt es auch die volle Punktezahl.



  4 Kommentare:

  1. Und wieder mal kann ich nur Danke sagen für eine wundervolle Rezension :) Ich gehe am Freitag in den Film und jetzt freue ich mich noch mehr als sowieso schon!

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  2. Eine wirklich wunderbare Rezension, die viel Lust auf den Film macht. Ich werde jedoch zuerst das Buch lesen und dann irgendwann den Film.

    Liebe Grüße, Diti

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  3. Da deine Rezension so treffend ist, und ich momentan keine Zeit habe selbst eine zu schreiben, habe ich dich in einem Post verlinkt:

    http://cuchilla-pitimini.blogspot.com/2011/11/es-ist-der-zeit-emotions-news.html

    Ich hoffe das ist okay? :)

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  4. Hallo Sonne,

    das Buch zu "Zwei an einem Tag" habe ich gestern beendet und werde mir sicher auch den Film ansehen. Das Buch fand ich sehr gut, auch wenn es einige Längen beinhaltet.

    LG
    Sabine

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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