Back Down to Earth


[Filmrezension] Kein Mittel gegen Liebe

INHALT
Marley genießt ihr Leben in vollen Zügen: Sie lebt in einem hippen Apartmenthaus im Herzen New Orleans und ist erfolgreich im Job. Ihre Freizeit genießt sie mit ihren besten Freunden in ihrem Lieblingsclub und gegen heißen Sex mit ihrem Lover hat sie auch nichts einzuwenden. Nur feste Liebesbeziehungen sind nicht ihr Ding. Ausgerechnet eine schwere Krankheit ändert all dies. Der schüchterne Dr. Goldstein tritt in ihr Leben und sie begreift, wie wichtig die große Liebe für ein erfülltes Leben ist. Und so öffnet Marleys Lebensfreude und Kampfeswille allen Beteiligten die Augen für die wirklich wichtigen und schönen Dinge im Leben… 

MEINE MEINUNG
Ich muss sagen, ich habe mich ein wenig dagegen gesträubt, diesen Film zu schauen, schließlich habe ich den letzten über Krebs erst vor zwei Wochen gesehen. Außerdem hatte ich schon vorher gehört, dass er sehr kitschig sein soll. Und was soll ich sagen? Das war er auch - allerdings auf eine sehr berührende Art und Weise.

Marley lebt ihr Leben als wolle sie nichts verpassen. Partys, Lover, Fröhlichkeit - sie lässt einfach keinen Ernst hinein. Das ändert sich auch nicht, als sie Darmkrebs im Endstadium diagnostiziert bekommt. Sie versucht das alles auf die leichte Schulter zu nehmen und Witze darüber zu reißen. Aber damit will sie nur ihre Angst darüber verdrängen, so viel loslassen zu müssen. Julian Goldstein, ihr Arzt, versucht ihr zu helfen, doch auch er kommt nicht gegen ihre Furcht vor Bindungen an...

Kate Hudson habe ich eigentlich nie wirklich gemocht. Sie schien mir zu unscheinbar und wie alle anderen blonden Schauspielerinnen. Aber mit diesem Film hat sich meine Meinung von ihr eindeutig gewandelt. Sie ist so authentisch und glaubwürdig, ihr Lachen ist ansteckend, ihre Fröhlichkeit ebenso. Ihr Minenspiel passt perfekt, denn sie bringt klasse rüber, wie sehr Marley versucht, das Sterben zu verdrängen, was eben nicht immer gelingt. Ich habe so dermaßen mitgelitten, ich wollte auf keinen Fall, dass sie geht. Sie ist eine sehr sympathische Figur, weil ihre Ängste und Schwächen, aber auch ihre Stärken so wunderbar nachzuvollziehen sind.

Anders als erwartet geht es in diesem Streifen um viel mehr als nur die Liebe zwischen Arzt Julian und Marley. Es geht auch um das Vergeben, um das Leben selbst, um Freundschaft, Glück und Trauer. So haben hier die Freunde nicht nur eine kleine Nebenrolle, sondern sie sind beinahe ebenso oft da wie Julian. Sie versuchen, zu helfen, sie trauern mit und sie tun alles, was in ihrer Macht steht, um Marley glücklich zu machen. Diese wunderbaren Freundschaften waren toll mitanzusehen. Besonders hervorzuheben sind hier Lucy Punch als Sarah, die ihre Traurigkeit so wunderbar authentisch rüberbringt und so gut zu Marley ist, ebenso auch Romany Malco als schwuler Kumpel Peter.

Gael García Bernal verkörpert grandios den schüchternen, aber gutherzigen und liebevollen Julian Goldstein. Ich habe mich gemeinsam mit Marley in ihn verliebt und wollte nicht, dass er so trauern muss. Er hat es so schwer, will mit einer todkranken Frau zusammen sein, die auch noch seine Patientin ist und muss sich gegenüber allen verantworten...Ebenso gut bringt er allerdings die unfassbar schlechten Witze, die sich als Running Gag durch den Film ziehen und bei denen ich wirklich lachen musste.

Natürlich ist die Grundstory des Streifens nichts Neues. Trotzdem ist die Verkörperung vollkommen anders als bei all den anderen Filmen. Es wird nicht direkt locker mit dem Thema umgegangen, sondern genauso gefühlvoll, aber dabei wird es doch geschafft, witzig und wunderbar charmant zu sein. Selten habe ich die Mischung aus Komödie und Drama so gut harmonieren sehen. Hier wechselt sich Lachen und Weinen wirklich ab.

Whoopi Goldberg in ihrer Gastrolle als Gott, der Marley noch drei Wünsche erfüllt, ist klasse anzusehen und lockert alles noch einmal ungemein auf. Gleichzeitig sind die Dialoge mit ihr auch etwas kitschig - "Hast du deine große Liebe nicht schon gefunden?" -, aber das habe ich gleich wieder vergessen. Ganz toll ist auch Kathy Bates als Mutter, die ich bisher fast nur aus krassen Rollen kannte. Hier ist sie verständnisvoll, aber nicht zu sehr, sie liebt ihre Tochter und sie möchte alles für sie geben. Wegen ihr habe ich auch die eine oder andere Träne vergossen.

Regisseurin Nicole Kassell hat hier ganze Arbeit geleistet. Der Film hat eine große Bildgewalt und sehr viel emotionale Tiefe. Die Kameraführung ist perfekt, die Schnitte sind oftmals kaum zu bemerken und der Soundtrack passt hervorragend - manchmal melancholisch, dann wieder fröhlich. Er unterlegt die einzelnen Szenen mit genau der Musik, die der Zuschauer braucht. Ich jedenfalls konnte darin schwelgen, mitfiebern, mittrauern und dann wieder auftauchen und noch lange drüber nachdenken.

FAZIT
Ein wunderschöner und sehr berührender Film über den Tod und das Leben, Trauer und Glück. Die Schauspieler sind bis ins Letzte grandios, das Gefühl der Liebe und gleichzeitig des Verlassens die gesamte Zeit über da. Zwar wird der Film zwischenzeitlich etwas kitschig, aber darüber habe ich gern hinweggesehen. Wer auf gefühlvolle Filme mit Romantik steht, für den ist "Kein Mittel gegen Liebe" hundertprozentig das Richtige.



  1 Kommentar:

  1. Deine Rezension ist wie immer super. Das Buch pack ich mal auch meine "Must-see" Liste. Scheint interessant zu sein.

    Lieben Gruß, Diti

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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