Back Down to Earth


[Buchrezension] Deadline 24 - Annette John

"Hilf mir!", bat Mariposa. Sally zögerte. "So hilf mir doch auf! Ich habe mir den Fuß verstaucht!" Die Lady betastete ihren Stiefel, langte mit den Fingern in den Schaft, massierte ihr Gelenk. "Er schwillt schon an!"
Da bückte sich Sally, streckte ihr die Hand entgegen. Blitzschnell griff Mariposa nach ihr, schwang sich geschmeidig auf die Füße, zog Sally an sich, drückte ihr einen Arm um die Kehle und hielt ihr mit der anderen Hand eine Pistole an die Schläfe.

Inhalt: 
Sally und ihre Familie leben unter einer großen Kuppel auf einer Farm, denn nur so können sie geschützt werden vor den seltsamen und blutgierigen Kreaturen, die die Welt draußen bevölkern. Das Leben ist eintönig und schwer, weswegen Sallys Bruder Paul irgendwann abhaut. Doch ohne ihn kommen sie nicht zurecht!
So macht sich Sally mit zwei Freundinnen auf, um ihn zurückzuholen. Doch der Weg ist gefährlicher und langwieriger als gedacht, denn nicht nur die gefährlichen Kreaturen haben es auf sich abgesehen - und ein mysteriöser Windmann schickt Sally Visionen, die sie dem Geheimnis der Welt immer näherbringen...

Die Buchgestaltung:
Die Covergestaltung dieses Buch ist grandios gelungen. Kleine Fünfecke zersetzen das Bild etwas, vielleicht sollen sie die Kuppeln darstellen. Ein Mädchen steht inmitten eines Feldes. Allerdings ist die Farbintensität hier irreführend, denn so, wie ich es verstanden habe, ist die Welt eher trostlos und vertrocknet.

Meine Meinung:
Die Grundidee dieses Romans fand ich sofort total klasse - Hybriden, gefährliche Wesen, die die Welt bevölkern, wodurch sich am Tage niemand hinaustrauen kann, wenn er nicht gefressen werden möchte. Dass hier jemand abhaut und die Protagonstin denjenigen wieder einfangen will, ist nichts neues, der Grund, weshalb es aber grade dazu kommt, dafür schon. Leider bin ich aber der Ansicht, dass diese Idee und die gesamte Story viel besser hätte umgesetzt werden können.

Der Schreibstil der Autorin hat mir gefallen, sie beschreibt die Umgebung wunderbar und das Leben von Sally und auch den anderen Kuppelfarmern sehr anschaulich. Allerdings werden ihre Beschreibungen auch schnell langatmig, weil sie manche Dinge zwei- bis dreimal wiederholt. Ebenso streut sie immer wieder Dinge in ihre Erzählungen ein, die vollkommen unwichtig für die Geschichte sind und den Leser nur verwirren oder langweilen.

Die Figuren fand ich persönlich sehr schlecht charakterisiert. Bis auf Sally und Monnia kam mir keine Person nahe, alle waren blasse Schemen und recht klischeehaft. Der gutaussehende, nette und liebevolle Capitän der Helikopter-Crew, die hübsche Josie, die allen die Köpfe verdreht, die witzigen Gefährten, die gute Mutter, der fürsorgliche Großvater - wer hat nicht schon von solchen Personen gelesen? Auch die Bösen waren einfach böse und schmierig. Es schien mir, als wollte Annette John hier krampfhaft versuchen auch denen gute Charakterzüge zu geben oder jedenfalls welche, die nicht alltäglich sind, aber in meinen Augen ist ihr das leider misslungen. Die Züge wirkten jedenfalls auf mich einfach nicht sonderlich glaubwürdig.

Ebenso hat John hier sehr viel das Schreibmotto "show, don't tell" verdreht. Wenn sie Sallys Gefühle beschrieb, kam nur so etwas wie "und sie wollte gern, dass er sie in den Arm nahm". Das ist für mich kein Ausdruck eines Gefühls, sondern maximal ein Gedanke. So etwas kam aber fast nur und sollte an diesen Stellen ihre Zuneigung ausdrücken. Bei mir kam die aber nicht an. Ihre Beziehungen blieben in den meisten Fällen eben so schemenhaft wie die Figuren selbst.

Die Geschichte, die am Ende hinter alldem steckt und die dem Buch auch den Titel gibt, ist extrem originell und ich hätte mit ihr nicht gerechnet. Der Idee, die da hinter steht, merkt man an, dass sie sehr gut ausgearbeitet wurde. Allerdings, und das ist das Problem, wurde diese Auslösung einfach runtergelabert. Das heißt, die Figuren haben sie nicht selbst auf irgendeine Weise herausgefunden, sondern sie wurde ihnen breit und lang erzählt, was mich sehr gestört hat. So eine Geschichte will ich nicht von irgendwem vorgekaut bekommen, ich will, dass die Protagonisten das alles selbst aufdecken! Und dann wird die Auflösung gleich zweimal hintereinander erzählt - das zweite Mal, weil die Figuren es nicht kapiert haben. Das mag ja sein, aber muss alles deswegen noch einmal durchgekaut werden? Dieser Part war für mich der störendste und hat mir auch endgültig gezeigt, dass dieses Buch nicht wirklich etwas für mich ist.

Die verschiedenen Einzelheiten, die Annette John hier ansonsten noch eingebaut hat, fand ich zumeist sehr interessant - Spuckvipern, die blind machen oder verätzen, Gorgonen, gefährliche Halbmenschen - interessante Wesen, in die sehr viel Detail gesteckt wurde und die mir deswegen gut gefallen haben. Im Gegenteil gab es aber auch hier viel, das die Autorin einfach aus unserer Zeit genommen hat, um es dort dann als vollkommen geniale Dinge zu preisen. Das stimmt, Aufzüge und Geschäfte sind sicherlich genial, aber so etwas gehört als Novität für mich nicht unbedingt in eine Dystopie.

Das Ende hat mir teils-teils gefallen. Die Idee dafür, wie alles beendet werden soll, ist wieder einmal sehr gut, mir haben die Figuren selbst aber eine zu geringe Rolle übernommen, Sally war mehr Zuschauer und hat selbst nichts ausgerichtet - grade das ist etwas, was für mich normalerweise dazu gehört. Trotzdem war ich mit der Auflösung zufrieden, wenn der Epilog auch sehr wiederholend war und beinahe nur beschrieb, was als Nächstes passieren soll.

Fazit:
Dieser Roman hat mich lange nicht so überzeugt wie die meisten anderen Leser - die Figuren waren mir zu klischee- und die Beziehungen zu schemenhaft. Die Story selbst war super ausgedacht, aber die Umsetzung lässt jedenfalls in meinen Augen zu wünschen übrig.


Das Buch auf der Verlagswebsite: Klick

Mein herzlicher Dank für dieses Buch!


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  2 Kommentare:

  1. Schade, dass dir das Buch nicht so Gefallen hat. Mal sehen ob ich das Buch trotzdem lese. Die Rezension ist dir auf jeden Fall gut gelungen. Märchenhaft

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  2. Dieses "Runtergelabere" fand ich auch blöd... Plötzlich wurde alles klar und das so schnell... -.- Aber sonst hat mir das Buch ziemlich gut gefallen. :)

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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