Back Down to Earth


[Filmrezension] Crazy, Stupid, Love

"Lies mal die Schlagzeile der Zeitung; da steht: Du sollst deinen Vater anrufen." - "Da steht, dass Kinder zu dick sind! So'n Quatsch!"

INHALT
Cal Weavers mittelständisches, in jeder Hinsicht zufriedenstellendes Leben ist einfach perfekt: ein gut bezahlter Job, eine glückliche Ehe mit seiner Jugendliebe Emily und zwei wunderbare Kinder im Alter von 13 und 17 Jahren. Aber der Schein trügt: Emily ist mit ihrem Ehemann wohl doch nicht vollends glücklich und stürzt sich in eine heiße Nacht mit ihrem attraktiven Kollegen David. Anschließend eröffnet sie dem überraschten Cal, dass sie die Scheidung will. Frisch in der Single-Welt angekommen zieht sich der verlassene Cal Abend für Abend schmollend in eine Bar zurück. Eines Nachts trifft der in Sachen Flirten eher unbeholfene Cal dort auf den Frauenheld Jacob Palmer. Jacob nimmt Cal unter seine Fittiche und zeigt ihm, was das Single-Dasein alles zu bieten hat. Doch Cal will nur eins, zurück zu seiner alten Liebe...  

MEINE MEINUNG
Normalerweise bin ich kein wirklich großer Fan von Liebeskomödien, denn so gut wie immer schaffen diese den Spagat zwischen Liebe, Witz und Tragik [die anscheinend immer dabei sein muss] nicht. Und auch diesem Film ist das nicht immer gelungen - aber dennoch besser als den meisten anderen.

Die Story ist natürlich nicht unbedingt neu. Cal ist ein liebevoller Familienvater, doch seine Ehe ist schon länger nicht mehr wirklich glücklich - die Routine hat eingesetzt und alles verläuft jeden Tag gleich. Als seine Frau ihm erzählt, dass sie mit einem anderen geschlafen hat und die Scheidung will, zieht er aus und trauert fortan in einer Bar, bis Womanizer Jacob sich seiner annimmt - worauf das obligatorische Umstyling folgt. Die Klischees der Liebeskomödien bleiben hier nicht aus, viele werden zum ungefähr 100. Mal bestätigt. Und trotzdem ist Crazy, Stupid, Love dabei aus vielerlei Gründen so sympathisch, dass man es ihm einfach nicht übel nehmen kann.

Steve Carrell finde ich sowieso super und auch hier spielt er die trottelige, absolut flirtuntaugliche Nullnummer so überzeugend, dass man glatt glauben könnte, er wäre wirklich Cal Weaver. Gleichzeitig legt er so viel Gefühl in seine Rolle, so viel Liebe - der Zuschauer spürt einfach, dass es ihm Spaß macht, diese Figur zu spielen und man schließt beide gleichermaßen ins Herz. Auch Ryan Gosling als durchtrainierter Macho-Arsch, der trotzdem versucht, Cal zu helfen [wobei er selbstverständlich alles bestimmen muss], ist ebenfalls super, Emma Stone als selbstbewusste aber doch irgendwie naive Hannah ist perfekt besetzt und Julianne Moore als verzweifelte Mutter und Ehefrau, die sich einfach keinen anderen Ausweg weiß als sich die Bestätigung bei einem anderen Mann zu suchen, wirkt sehr glaubhaft. Der gesamte Stab ist meiner Meinung nach absolut klasse, unglaublich sympathisch und authentisch.

Der Streifen ist nicht duchweg eine Komödie. Wie man das so kennt, gibt es tragische Elemente, die in die Story eingebunden werden, um allem mehr Tiefe zu geben. Auch hier wirkt diese Melancholie manchmal fehlplaziert, nicht immer gelingt ein perfektes Zusammenspiel von Witz und Traurigkeit. Ab und zu sind die Szenen auch leicht überzogen und unnatürlich. Trotzdem kann der Zuschauer die meiste Zeit alles nachfühlen und fühlt sich beinahe dazu gedrängt, an einer wirklich ergreifenden Stelle ein Tränchen zu verdrücken, obwohl das eigentlich gar keinen Sinn ergibt. Natürlich passiert auch hier das "Unausweichliche", die "Katastrophe", die Szene eben, in der sozusagen alles zerbricht, aber die ebenso voraussehbare Auflösung ist dann sehr schön und mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet.

Die Regisseure John Requa und Glenn Ficarra haben hier gute Arbeit geleistet. Szenen sowie Schauspieler als auch Musik und Bild sind klasse abgestimmt und haben eine wunderschöne, ruhige und natürlich-witzig-sanfte Stimmung auf den Zuschauer. Der Soundtrack ist auch hier klasse, es sind mehr ruhige Songs, die die Stimmung und die Aussage des Films sehr gut zur Geltung bringen.

Selten übrigens habe ich eine derartige Überraschung in einem Streifen von der Art wie diesem hier gesehen - womit ich meine, natürlich gab es schon Überraschungen in Filmen, aber bisher habe ich noch nicht viele in Liebeskomödien entdeckt. Meistens laufen diese nach einem strikten Ablauf ab, ohne davon abzuweichen oder mehr als einen Ansatz von Originalität zu zeigen. Zwar konnte ich mir diese kleine Mini-Pointe schon vorher denken, trotzdem ist sie nett anzusehen - vor allem, weil gleich darauf der 5 Minuten-Brüller des Films folgt, der wirklich sehr, sehr gut gelungen ist.

FAZIT
Selten hat es in letzter Zeit ein Film geschafft, meinen Erwartungen derart gerecht zu werden, wie Crazy, Stupid, Love das gelungen ist. Er ist wunderbar warmherzig, witzig und schön, die Besetzung ist Klasse und das ganze Zusammenspiel beinahe perfekt. Ich bin begeistert - klare Empfehlung!




  4 Kommentare:

  1. Tolle Filmreview. Dann kann ich den Film ja beruhigt schauen, wenn du ihn so toll fandest. Allein schon dass Emma Stone mitspielt, macht diesen Film für mich sehr interessant. LG, Diti

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  2. @Diti:
    Ja, ich empfehle ihn dir wirklich, und ich bin gespannt, ob er dir ebenso gut gefällt ;) Und Emma Stone ist wirklich eine tolle Schauspielerin, wegen ihr bin ich überhaupt erst auf den Film aufmerksam geworden^^

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  3. Hui, hört sich gut an..muss ich auch mal schauen!

    ich habe gestern Scott Pilgram vs the world gesehen- das ist ein cooler Streifen :D

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  4. http://booksmoviesandotherdrugs.blogspot.com/2011/09/ein-neuer-award.html
    Schau mal! ;)

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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