Back Down to Earth


[Buchrezension] Zwischen uns nur der Himmel - Laura Johnston

Als ich gerade wieder untertauchen will, überkommt es mich. Ich kann es nicht aufhalten.
Nicht fallen. Nicht fallen.
Das Blut schießt durch meine Adern. Ich mache kehrt und versuche, an Land zu kommen, während meine Beine langsam schlaff und gefühllos werden. Ein kalter Hauch fegt über mich hinweg, helles Licht blendet meine Augen. Ich kann nichts sehen. Ich mache einen zitterigen Schritt nach vorne, dann zwei, kämpfe mich weiter in Richtung Strand, bevor ich das Bewusstsein verliere.
Aber ich schaffe es nicht rechtzeitig.

INHALT
Ein Jahr nach dem Tod ihres Vaters kehrt Sienna mit ihrer Mutter und ihrem Bruder an den Ort zurück, an dem sie als heile Familie immer Urlaub gemacht haben - trotz des Schmerzes, den es für sie alle bedeutet. Doch dann lernt sie eines Tages Austin kennen und alles ändert sich. Sie verliebt sich Hals über Kopf in diesen jungen Mann, der ihr in der schweren Zeit so viel Halt gibt. Aber er kommt aus einer völlig anderen Welt, was ihrer Mutter ein Dorn im Auge ist. Und außerdem ist da noch ihr eigentlicher Freund Kyle, den sie nicht so einfach loslassen kann.

MEINE MEINUNG
Ein Urlaubsflirt, eine sommerliche Kulisse und eine familiäre Krise, das alles klingt nach guten Zutaten für die perfekte Lektüre an warmen Tagen. "Zwischen uns nur der Himmel" verspricht vom Klappentext her eine beinahe unmögliche Liebe mit "einer gewaltigen Menge an Problemen". Diese gewaltige Menge gibt es, jedes einzelne davon wird aber wie von Zauberhand gelöst und unmöglich ist diese Liebe schon mal gar nicht. Vielleicht schürt der Verlag ein paar falsche Erwartungen, wahrscheinlicher aber noch liegt es tatsächlich am einfallslosen Inhalt: Autorin Laura Johnston hat hier jedenfalls eine enorme Fehlleistung von Roman hingelegt.

Das beginnt schon bei Protagonistin Sienna. Anfangs kann man ihren Schmerz und ihre Abschottung von ihrer Familie aufgrund des Todes ihres Vaters noch verstehen. Doch nach ihrem Zusammentreffen mit Austin lernt man sie hauptsächlich als naive Egoistin kennen, die es allen recht machen und gleichzeitig alles für sich haben will. Sie trifft nicht nachvollziehbare Entscheidungen und behandelt eigentlich jeden schlecht, sodass ich bald keinerlei Sympathie mehr empfunden habe. Austin ist da eine sehr viel nettere, rücksichtsvollere Person - allerdings ist er auch zu perfekt, besitzt außer einem gewissen Maß an Aggressivität keine Ecken und Kanten, kann stattdessen er aber fast alles. Die sonstigen Nebenfiguren tauchen nur sporadisch auf und sind komplett schwarz-weiß gezeichnet: Der böse Freund, die verständnislose Mutter, der liebe Kumpel in der Friendzone oder auch die nur für ein Telefongespräch eingeführte beste Freundin. Klischeehafter geht es nicht.

Und genauso geht es auch im Roman weiter. Das alles hat man schon mal gelesen: Die heldenhafte Rettung vor ein paar Angreifern (übrigens 2); Jugendliebe, die unter keinem guten Stern steht, garniert mit den traumatischen Ereignissen eines Unfalls und ein paar kleineren Geheimnissen (die allerdings keine wirklichen Geheimnisse sind). Laura Johnston versucht krampfhaft, ihre Geschichte interessanter zu gestalten, indem sie einige neuere Details einbaut, doch das geht nach hinten los: Denn auf diese Weise hat sie letztendlich so viele Themen im Buch, dass sie keines wirklich zufriedenstellend bearbeitet. Da ist der Bruder mit ADHS und bipolarer Störung, der aber nur durch seine sehr wortgewandte Sprache wirklich auffällt; der tote Vater, an den aber nicht oft gedacht wird; das Problem, dass sich Sienna bereits in einer Beziehung befindet, das einfach übergangen wird; oder auch ihre Ohnmachtsanfälle, die irgendwann mir nichts, dir nichts verschwinden. Gerade dieses Verschwinden der Probleme ist sowieso das Markenzeichen des Buches - es gibt insgesamt bestimmt 10 einzelne Erschwernisse für die Liebesgeschichte, die jedoch grundsätzlich alle immer in wenigen Seiten oder gar Sätzen abgehandelt werden.

Kommen wir aber zum größten Kritikpunkt an der Geschichte, den ich einfach nennen muss: Dem Fremdgehen. Denn über 300 der 400 Seiten trennt sich Protagonistin Sienna, die als so gut und rein und lieb dargestellt wird, nicht von ihrem Freund, sondern turtelt einfach sowohl mit ihm als auch mit Austin - für mich ein klares No-Go, das mich immer wieder extrem wütend gemacht hat, vor allem, weil niemals klar der Fehler eingestanden wird. Davon abgesehen plätschert die Geschichte so vor sich hin, kitschige Szenen wechseln sich mit langweiligen Dialogen ab, und zwischendurch gibt es noch ein paar dramatische, aber sehr uninspirierte und grundsätzlich sehr leicht gelöste Ereignisse. Bis zum Schluss gibt es nichts Originelles, nichts Authentisches zu lesen, stattdessen wird ein Friede-Freude-Eierkuchen-Ende herbeigezaubert, das mich genauso wenig überzeugen konnte wie der Rest.

FAZIT
Laura Johnstons "Zwischen uns nur der Himmel" ist ein Buch, das ich wirklich niemandem empfehlen mag. Nichts stimmt: Weder die Charaktere, noch die Story, noch die Themen. Da kann und will ich nicht mehr als 1 Punkt geben.

Titel: Zwischen uns nur der Himmel
Originaltitel: Rewind to You
Reihe: Nein
Autor: Laura Johnston
Übersetzer: Kattrin Stier
Verlag: dtv
Seitenzahl: 416 Seiten
ISBN-13: 978-3-423-71647-5

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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