Back Down to Earth


[Filmrezension] Gravity

"Die Leine ist gerissen - wir sind getrennt! Wir sind getrennt!" - "Halt dich irgendwo fest!"

STORY
Die brillante Bio-Medizinerin Dr. Ryan Stone geht auf ihre erste Weltraum-Mission. An ihrer Seite ist der Astronaut Matt Kowalski, ein Veteran auf seinem letzten Trip ins All vor dem Ruhestand. Doch ein Routineausflug der beiden Astronauten außerhalb der Raumkapsel endet im Desaster. Das Shuttle wird zerstört, Ryan und Matt befinden sich plötzlich ganz alleine in den dunklen Tiefen des Weltraums - um sie herum nur Stille. Die Raumfahrer haben jeglichen Kontakt zur Erde verloren und es gibt keine Aussicht auf eine Rettung, während nur ein Verbindungsband verhindert, dass sich die beiden auch noch verlieren...

MEINE MEINUNG
"Gravity" ist, das kann man wohl so sagen, einer der gefeiertesten Filme 2013 - nicht nur hat er bisher bei einem Budget von 100 Millionen das Doppelte wieder eingespielt, auch sind die Kritiken zum überwiegenden Teil ausnehmend positiv. Ein Film mit überzeugendem 3D und einer Spannung, die einem den Atem nimmt, soll es sein; klar also, dass ich mir das nicht entgehen lassen konnte. Ganz so grandios wie überall beschrieben fand ich ihn dann letztendlich aber nicht...

Interessant ist jedoch vor allem eines: Sandra Bullock und George Clooney sind die einzigen Schauspieler, die man wirklich in Aktion sieht, ansonsten hört man hauptsächlich nur Stimmen aus dem Off. Außerdem trägt Bullock als Ryan Stone den Film etwa 60 von 90 Minuten komplett allein - so ist es ihr aber auch möglich, zu zeigen, dass sie genau das wirklich kann, denn die fehlende menschliche Interaktion stört gar nicht. Die Mimik ist grandios und perfekt eingesetzt, der Charakter jedoch wirkt eher wenig ausgeprägt, ist hauptsächlich mutlos und fast schon ein wenig depressiv, während ihr Astronauten-Gefährte Matt Kowalski, wie üblich bei Clooneys Charakteren, hauptsächlich cool und witzig rüberkommt. So lockert er die Geschehnisse zwar immer wieder auf, wirkt aber auch sehr klischeehaft.

Hinzu kommt, dass es im Grunde keine wirkliche Story gibt. Stone wird von Kowalski getrennt und muss trotz wenig Sauerstoff und der Gefahr herumfliegender Trümmerteile versuchen, irgendwie die Erde zu erreichen - das war es dann auch schon an rotem Faden. Sicherlich, das Ganze ist absolut spannend aufgemacht, aber mir persönlich war das definitiv zu wenig und allein dadurch ist "Gravity" definitiv kein Film, den man mehrmals gucken kann. Was mich jedoch am meisten an der Geschichte störte, war, dass sie geprägt ist von endlosen Aneinanderreihungen von Zufällen. Kaum wiegt Stone sich in Sicherheit, so passiert sofort das nächste Unglück, und vor dem Tod rettet sie dann wiederum nur ihr unverschämtes Glück. Auf diese Weise wirkt das alles irgendwann nicht mehr so recht glaubhaft.

Trotzdem: Der Film ist keinesfalls schlecht, auch wenn ich viel kritisiere. Ich will damit nur erklären, weshalb ich die totale Begeisterung anderer Zuschauer nicht nachvollziehen kann. Ich bin aber auch kein Weltraum-Experte und habe daher keine großen Probleme mit etwaigen Ungereimtheiten [wie etwa, dass die Station der Chinesen von den Amerikanern aus gesehen werden kann], weswegen ich diese dem Film kaum ankreide. Das Ganze ist absolut spannend aufgemacht und dieser Wechsel zwischen lauten Tönen, die zum Beispiel vom schönen Soundtrack herrühren, und der absoluten Stille des Alls, ist faszinierend; zudem sind die lassen die Geschehnisse den Adrenalin-Rausch in der Tat kaum abebben. Wirklich berührend wird es selten, an der ein oder anderen Stelle fühlt man als Zuschauer jedoch trotzdem mit - dies liegt aber nie am Drehbuch, sondern grundsätzlich an der Ausdrucksstärke von Sandra Bullock. Und das 3D ist insbesondere in den Szenen mit den umherfliegenden Trümmerteilen beeindruckend und verleiht ansonsten immerhin eine gute Tiefe, an der sich andere Produzenten mal ein Beispiel nehmen könnten.

FAZIT
"Gravity" ist ein guter und spannender Film, der die Gefahren, aber auch die Faszination des Weltraums in wunderschönen Bildern aufzeigt - dabei jedoch die Story aus den Augen und sich selbst des Öfteren in Klischees und zu vielen Zufällen verliert. So reicht es bei mir nicht zu totaler Begeisterung, aber doch einer Empfehlung. Denn ein Erlebnis ist es. Knappe 4 Punkte von mir!



  5 Kommentare:

  1. Ach, 4 Bücher sind doch auch nicht schlecht! Und schön, dass du es noch ins Kino geschafft hast, auch wenn dich der Film jetzt nicht ganz so vom Kinosessel fegen konnte wie mich. Hat sich doch noch eine Begleitung gefunden? :-)

    Also ich kann mich der allgemeinen Begeisterung schon anschließen – wie du ja weißt – und ich finde auch nicht, dass es hier an einer interessanten Story/Handlung fehlt. Klar, diese ist schon einfach gestrickt, wird aber insbesondere durch die Performance von Sandra Bullock gut ins Bild gerückt und wirkt meiner Meinung nach trotzdem gewaltig. Also mich hat die Story definitiv berührt und mitgerissen! Im Grunde genommen geht es ja ums loslassen bzw. die Bewältigung eines Verlustes (sozusagen die Stille/Weite des Weltalls als Therapiecouch) und da fand ich auch das Ende perfekt gesetzt - das man eben mit kleinen Schritten beginnt wieder nach vorne zu blicken (auch wenn sich das eher durch die Umstände so ergibt).

    Was dann die Reihe an Zufällen betrifft, gebe ich dir Recht. Mich persönlich hat es weniger gestört, weil schon klar ist, dass die Heimreise kein Spaziergang wird und da ergaben die Satellitentrümmer schon einen guten Konfliktgeber. Immerhin ergeben sich dadurch die meisten Verzögerungen/Spannungsmomente. Gut, zum Ende hin wurde es dann schon etwas viel, aber wie gesagt: dafür hat für mich das Ganze Drum Herum einfach gepasst und vor allem die Geschichte um die zunächst mutlose Dr. Ryan Stone. Dass eine Ärztin dann am Hubble arbeitet (was mittlerweile auch gerne kritisiert wird) oder die chinesische Raumstation eigentlich gar nicht in Reichweite sein dürfte, ist für mich – als Laie – da dann eher ein nebensächlicher Fehler. Auch wenn ich einiges anders empfunden habe, wie immer eine schöne Review von einem sympathischen wie kritischen Auge. :-)

    Liebe Grüße
    Reni

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    1. In der Tat, letztendlich wollte dann doch jemand mitkommen :D Meine Begleiter fanden den Film übrigens schlechter als ich, also sind die 4 Punkte hier definitiv schon ganz gut ;)

      Ich kann deine Begeisterung ansonsten durchaus nachvollziehen, auch wenn sie auf mich halt nicht übergesprungen ist. Wie ich schon schreibe, die Idee dahinter und auch die Bilder sind wirklich faszinierend, dennoch fehlte mir mehr die Tiefe. Dass sie einen traurigen Hintergrund hat erschien mir eher konstruiert - aber das ist halt meine Meinung, und in einer Szene, der als sie weint nämlich, war auch ich ein bisschen berührt ;)

      Mich stören zu viele Zufälle in Filmen [und auch in Büchern] immer recht doll, daher musste ich das hier einfach erwähnen. Natürlich wurde es dadurch spannend und das streite ich nicht ab, war mir aber auf die Dauer doch ein bisschen viel. Es ist aber schön, dass du so geflasht warst, dass du darüber hinwegsehen konntest, das freut mich wirklich. Und man muss sich ja auch nicht immer komplett einer Meinung sein ;)

      Danke für den unfassbar langen Kommentar!

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  2. P. S. ich meine natürlich Filmrollen. Die Bücher sind ja auf deinem anderen Blog zu finden. :-)

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  3. Ich teile Deine Meinung zu 100%.

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    1. Freut mich, dass wir einer Meinung sind - hatte ich bei diesem Film eher weniger, da alle so unfassbar begeistert waren :D

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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