Back Down to Earth


[Mein Ärger über] Gefährliche Romantisierungen in Büchern

Ich merke in letzter Zeit, dass dieses Thema immer wieder die Gemüter erhitzt. Nicht wenige ungläubige Beiträge und Kommentare habe ich in letzter Zeit dazu gelesen, was da tatsächlich so in der Erwachsenenliteratur, aber leider auch im Jugend- und YA-Bereich veröffentlicht wird. Mit überraschender und schon besorgniserregender Leichtigkeit gelingt es Autoren immer wieder, die unglaublichsten Dinge zu romantisieren. Dieser Trend geistert mir schon länger im Kopf herum und ich muss dazu jetzt einmal etwas sagen. Denn gerade dass solche Bücher trotz dieser nur allzu offensichtlichen, teilweise sogar angesprochenen, Probleme von Bloggern weiterempfohlen werden, bereitet mir mittlerweile ein wenig Sorgen.

WARNUNG!
Bildergebnis für unpopular poinion
(mit Spoilern und viel Text)

Hey, ich bin echt verliebt in dich, aber irgendwie kann ich meine momentane Beziehung nicht beenden. Ich nehme einfach euch beide. Sind wir cool?

Es war ja schon schlimm genug, als die Dreiecksbeziehungen in  Romanen überhand nehmen und sich kein Protagonist mehr zwischen potenziellen Kandidaten entscheiden konnte, aber jetzt gehen die Autoren noch ein Stück weiter: Hauptcharaktere, die sich bereits in einer Beziehung befinden, dürfen jetzt auch fremd knutschen, so viel sie wollen, weil sie so arme schwache Dinger sind, die a) sich nicht entscheiden können b) Angst vor Liebe haben c) einfach nicht den richtigen Moment finden. Schlimm. Was hab ich Mitleid.

Das alles wäre ja noch zu verkraften, gäbe es letztendlich ein Umdenken. So was wie "Das war echt falsch von mir und du hattest das nicht verdient". Nur mal so als Idee. Aber Pustekuchen. Stattdessen wird einfach so lange gewartet, bis sich der bisherige Partner als schlechter Mensch entpuppt. Weil er beispielsweise Hunde vergiftet. Kein Scherz! Wer darauf steht, braucht nur Zwischen uns nur der Himmel von Laura Johnston lesen.

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Und auch im aktuellen Roman von Anne Freytag wird fremdgegangen. Abgesehen von der miesen Repräsentation der LGBT-Bewegung ist das ein weiterer Grund, das Buch nicht zu lesen. Herr Booknerd hat das hier sehr gut zusammen gefasst.

Was zur Hölle, ehrlich jetzt. Ich kann mir das nicht erklären. Wie kann es so hingestellt werden, als sei es vollkommen in Ordnung, fremdzugehen? Und noch wichtiger: Wie kann das nicht bei den meisten einen Wutanfall auslösen? Wie kann man das für eine romantische, schöne Liebesgeschichte halten bei solch einem Inhalt?

Du hast mich da gerade sexuell objektiviert und ich wollte das nicht. Aber du bist heiß, also kein Ding.

Aktuellstes Beispiel, natürlich: "Paper Princess" von Erin Watts. In aller Munde momentan, aber fast nur positiv besprochen. Außer auf dem Blog "Bücher verschlingen" hier.
Ich habe das Buch nicht gelesen, aber wenn ich das richtig verstanden habe, läuft es folgendermaßen ab: Ella wird in diesem Haus aufgenommen, kennt dort niemanden und wird gegen ihren Willen von den Typen sexuell belästigt, abgesehen natürlich von den sonstigen Beleidigungen und Demütigungen. Alle sind sie Arschlöcher, aber der eine verliebt sich in sie. Und im Namen der Liebe, dann haben wir das vorher auch gefälligst alles zu vergessen und das alles ganz süüüüüüß zu finden!

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Nein, einfach nein. Ob nun ein Mann eine Frau belästigt oder andersrum, ist mir gleich, es ist und bleibt falsch. Niemand hat das Recht, jemanden unsittlich zu berühren oder sexuell explizite Bemerkungen zu machen, wenn kein Einverständnis vorliegt. Niemand. Auch kein reicher Bad Boy.

Du hast mich berührt, obwohl ich es nicht wollte, obwohl ich deutlich "Nein" gesagt habe. Du hast mich gestalkt. Aber das war alles, weil du mich liebst, also verzeihe ich dir.

Ahnt jemand, von welchem Buch ich spreche? Ich werde mir wohl Feinde machen, aber es muss dringend gesagt werden: "Nächstes Jahr am selben Tag" bzw. "November 9" von Colleen Hoover ist ein gewaltiger Rückschritt für alle Frauen. In diesem Buch passiert so viel, was absolut nicht in Ordnung ist, was an sexuelle Belästigung, Stalking und sogar Rape Culture erinnnert, dass es einen schüttelt. Vor allem sagt es aus, dass eine Frau einen Mann braucht, um richtig leben zu können. Lieblingszitat: “Why would a girl care to find herself when she’ll never be able to make herself feel as good as a guy can?”

Es geht um ein Mädchen mit deutlich sichtbaren Narben im Gesicht, entstanden aufgrund eines Autounfalls. Das unter den Blicken, den Bemerkungen, ihrem miesen Selbstwertgefühl leidet. Und das vom männlichen Protagonisten Ben komplett ausgenutzt wird. Kurz nach ihrem ersten Treffen möchte er sie gern aus Neugier entkleiden, um zu sehen, ob sie auch Narben auf den Brüsten hat. Als sie sich wieder treffen, setzt er sich über ihre eigene Entscheidung hinweg, ein Kleid nicht zu tragen, indem er ihr - während sie weint - die Klamotten aus- und das Kleid anzieht. Weil er "für das Essen bezahlt und daher entscheiden kann, was er dabei anschaut". Er berührt sie, wenn sie es nicht will. Er folgt ihr zu einem Date und belästigt sie und den anderen Kerl. Als sie knutschen und sie ihm deutlich "Nein" sagt, macht er weiter und sagt ihr, sie solle noch einmal fragen. Und das alles nimmt er sich heraus, obwohl (Vorsicht, übler Spoiler, markieren zum Weiterlesen) ER DIE NARBEN VERURSACHT HAT? Obwohl er der Unfallfahrer war, der ihr Leben zerstörte?

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WAS. Zugegeben, Colleen Hoover hat zu der Szene, in der er sie trotz Weigerung mehr oder minder nötigt, eine öffentliche Entschuldigung gepostet und in kommenden amerikanischen Auflagen wird diese Szene geändert. Der Rest bleibt aber drin. Bens manipulative Art, sein dominantes Verhalten, sein Hinwegsetzen über Wünsche und Gefühle. Was ist das für ein Bild für jugendliche Leser? Dass Männer sich alles herausnehmen dürfen, dass sie einer Frau vorschreiben können, was sie zu tragen hat und dass sie ihre voyeuristische Ader ausleben dürfen, weil das neuerdings so romantisch ist? Einen (ziemlich bösen, aber auch ziemlich wahren) Rant dazu gibt es hier auf Goodreads, ebenso wie eine ebenso negative, aber freundlichere Review. Dass Blogger so etwas empfehlen können, ist mir ganz ernsthaft absolut schleierhaft.

Du kontrollierst mich, behandelst mich schlecht, willst mich besitzen. Aber bei dem Gedanken daran, dich zu einem besseren Menschen zu machen, kriege ich gleich Herzchenaugen!

Und alle Jahre der Emanzipation sind dahin. Diesen Aspekt der Romantisierung gibt es normalerweise nur im Rollenklischee Mann unterdrückt Frau. Andersrum habe ich es jedenfalls noch nie gelesen und ich will es auch genauso wenig.
Den Reiz des Verbotenen kann ich ja gerade noch verstehen, ganz ehrlich. Und dass die Protagonistinnen bei einem heißen Kerl ganz wuschig werden im Ansatz auch. Aber muss man deswegen denn das gesamte Ich, alle eigenen Wünsche und jeglichen Stolz aufgeben? Muss sich eine Frau denn so von einem Mann behandeln lassen, nur weil er sie liebt?

Christian Grey will Anastasie Steele in "Shades of Grey" besitzen. Oft wollen die Männer in Nalini Singhs Gestaltwandler-Romanen  die Protagonistinnen besitzen. Unpopular Opinion: Ein Mensch ist kein Eigentum. Ich finde es gruselig, wenn einem in einer Beziehung vorgeschrieben wird, was man zu tun und zu lassen hat. Wenn der Mann die Frau mehr oder weniger kauft und wenn er ihre eigenen Wünsche ignoriert (wie es Christian Grey tut). Oder wenn sie klipp und klar "Nein" sagt und der Mann sie trotzdem nötigt. Bei Nalini Singh gibt es keinen Zwang zum Sex oder ähnlichem, aber zum Teil eindeutige Verstöße gegen die eigene Meinung der Frauen.

Jeder Mensch darf selbstbestimmt handeln. Eine Beziehung, die von Unterdrückung und Kontrolle lebt, ist keine gesunde Beziehung. Und solchen Männern kann ganz ehrlich auch echt nicht mehr geholfen werden.

Natürlich ist es in Ordnung, sich auch einfach mal unterhalten zu lassen, abzuschalten und die problematischen Dinge auszublenden. Wer tut das nicht? Aber wir haben auch Verantwortung, wie schon im als erstes verlinkten Post steht. Ein Disclaimer wäre daher bei solchen Büchern meiner Meinung nach durchaus angebracht.

Was sagt ihr zu diesem Thema? Findet ihr diese Romantisierungen ebenso gefährlich - oder stören sie euch eher weniger?

  14 Kommentare:

  1. Bore da, Sonne.
    Beziehungen über mehrere Bande sind ein bekanntes Element, vermutlich seit sich Menschen Dinge erzählen. Zumeist in einem moralischen Zusammenhang, der entweder auf die menschlichen Fährnisse eingeht, oder um gesellschaftlichen/religiösen Dogmen Vorschub zu leisten. Ersteres versucht Menschen eine Hilfe zu sein (bekanntlich macht jede Generation ihre eigenen emotionalen Erfahrungen). Zweiteres agiert lieber mit Vorschlaghämmern oder Fäusteln diverser Dogmen.

    Wie so oft scheitert auch hier jedwedes S/W-Denken an den Umständen.
    Rein inhaltlich ist das "Herausschreiben" einer bestehenden Beziehung ("Hobby: Hunde vergiften") ein billiger Trick innerhalb einer Story, um zum Ziel der Handlung zu kommen. Noch billiger wohl als der berüchtigte Deus-ex-machina-Efekt, nach dem sich alle Probleme (der Figuren, der Schreiber) in dem sprichwörtlichen Rauch auflösen.

    Ich denke der erzählerische Aspekt des Fremdgehens ist per se legitim - es bleibt einzig wichtig was (!) damit wie (!) angesprochen wird. Denn eine emotionale Verletzung läßt sich vielleicht in einer leichten Komödie überblenden, nicht aber im Leben als Realität des Augenblicks. Leichtschultrigkeit kann hier zum seichten (sic!) Fahrwasser werden.

    Vermutlich bin ich auch deshalb kein Fan abgefeierter Filme/Serien, in denen verbrecherisches Handeln & ihre Akteure idealisiert wird.

    Um Deine Worte zu subsummieren:
    Die Geschichtenschreiber, die Frauen & Kinder zu Eigentum degradieren, die der gesellschaftlichen Sklaverei, der sexuellen Ausbeutung das Wort reden, reichen im Grunde die Hand allen, denen Freiheit & Selbstbestimmung ein Graus ist. Also allen erzkonservativen, reaktionären Strömungen. Feine Gesellschaft.

    Wenn einer umschwärmt Meth kocht oder Rocker einer anderen Gang aufmischt, kommt bei mir garantiert keine Unterhaltungsstimmung auf - von daher kann ich gut auf solche Stories verzichten.

    "Viel Text" bin ich bei Dir übrigens gewohnt... ;-)

    bonté

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    1. Moralische Zusammenhänge finde ich gar nicht schlimm - sie geben solchen Beziehungen wie hier sogar erst ihre Berechtigung und regen zum Nachdenken darüber nach, was man da gerade gelesen hat. Wird nur leider vernachlässigt.

      Und dieses Herausschreiben, wie du es treffend nennst, finde ich eben auch ganz schrecklich. Das passiert auch in Filmen und Serien, um die noch bestehende Beziehung zu zerstören und ist nicht nur ein sehr fauler Trick, sondern auch ein unrealistischer.

      Und selbstverständlich "darf" Fremdgehen auch ein Thema sein, sollte es sogar, um zu verdeutlichen, welchen starken Einfluss das haben kann. Nur wird damit in vielen Büchern locker-leicht umgegangen, Konsequenzen werden einfach weggelassen. Das vermittelt ein Gefühl, als wäre es richtig, was einfach nicht der Fall ist.

      Ich muss aber zugeben, dass ich "fiese" Charaktere mal ganz gern mag. Einem Kannibalen wie Hannibal würde ich im echten Leben nicht begegnen wollen, und dennoch liebe ich die Serie über ihn. Bin mir da wohl auch nicht immer ganz treu...

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  2. Hey,

    Ich finde es gerade sehr spannend diese Beiträge alle zu lesen. Ich selber war ja auch bei der Leserunde auf twitter zu paper princess dabei und sehe dieses Buch auch sehr kritisch, da es anfangs wohl tatsächlich auch für Jugendliche beworben wurde und bei amazon ist die englische Version bei den fremdsprachigen Büchern im ranking für Kinder- und Jugendbücher zu finden. Von daher kann man durchaus annehmen, dass dies die Zielgruppe ist und da finde ich das Bild was geschaffen wird bedenklich, da es zumindest im ersten Teil, nicht in einen anderen Kontext gesetzt wird. Gerüchte behaupten im zweiten Teil wäre dies der Fall, aber das kann ich nicht beurteilen, da ich kein weiteres Buch davon lesen werde.
    Bei Shades of Grey sehe ich das schon weniger kritisch, da es ganz klar ein Erotikroman für Erwachsene ist. Und ja die Beziehung ist problematisch und Christian Gey betont ja auch immer wieder selber, dass er abgefuckt ist, aber am Ende des ersten Teils geht Anastasia auch, weil es ihr zu heftig ist und sie sagt auch immer wieder klar und deutlich, dass das alles so nicht richtig ist. Im zweiten Teil zwingt sie ihm ja auch ihre Bedingungen auf und lässt sich freiwillig auf die Sachen ein, die sie vorher durchaus irgendwie gut gefunden hat. Für mich ist es in der Trilogie tatsächlich so, dass sie eigentlich die Hosen an hat, auch wenn Christian Grey so dominant tut.

    LG, Moni

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    1. Dass "Paper Princess" eben so vollkommen ohne über die Botschaft nachzudenken beworben wird und dann, wie du auch sagst, grade die Zielgruppe Jugendlicher ansprechen soll, finde ich offen gestanden ziemlich gruselig. Was sollen denn Teenies daraus lernen? Dass es in Ordnung ist belästigt zu werden, solange der andere nur gut aussieht? Bei einem hässlichen Kerl würde es ja in diesen Werken niemals zugelassen werden. Ich bin froh, dass du das genau so siehst wie ich.

      Zu Shades of Grey: Dennoch ignoriert er in Band 1 aber ganz offen ihr Stop mithilfe des vereinbarten Wortes. Er kauft dennoch ihren Arbeitsplatz und damit mehr oder weniger auch sie selbst. Es mag sein, dass auch sie ihm mal zeigt, wo der Hammer hängt, und dennoch tut er ihr solche Dinge an. Da kann ich nicht sagen, dass sie der Herr im Haus ist...Aber das sieht sicherlich jeder anders ;)

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  3. Amen!
    Danke für diesen Beitrag.
    Ich weiß nicht, was mich mehr erschrickt? Dass gerade Frauen/ Autorinnen sowas auf den Markt bringen - Bücher voller veralteter Ansichten von Mann-Frau-Beziehungen, die die Liebe als das, was sie ist völlig enttypisieren und mit Gewalt und Macht gleichsetzen und darauf noch stolz sind. Oder all die Frauen, die freudestrahlend in die Buchhandlungen rennen, all diese Bücher kaufen und sie alls Nonplusultra der Buchkultur auf ihren Blogs anpreisen und somit gutheißen.

    Ich lese ja eher selten Young-Adult- und New-Adult-Romane, sondern bin hauptsächlich in der Krimi- und Thriller-Sparte zuhause. Dass dort Gewalt und Macht und vieles andere an der Tagesordnung steht, ist klar - aber genauso klar ist hier, dass es keinesfalls gut und romantisch ist.

    Ich verstehe einfach nicht, wie Frauen zulassen können, dass obwohl andere daran vehement arbeiten, dass Frauen und Männer gleich behandelt werden und die Emazipation vorantreiben, mit solch niedriger Literatur einfach mal alles außer Acht lassen und die Emanzipation als quasi nichtexistent beschreiben und ihr eigenes Frauenbild in die Welt hinaus schreien. Da fragt man sich: Liegts am Geld oder liegts an der Intelligenz?


    Liebe Grüße,
    Linda

    PS: ich erwähns trotzdem, weil Gleichstellung Mann und Frau - Gewalt an Männer ist übrigens genauso scheiße!

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    1. Ehrlich gesagt kann ich mir auch nicht erklären, wieso gerade in den letzten Jahren - wo man meinen sollte, dass wir uns weiter entwickeln -, solche Romane bei Frauen wieder einen solch großen Anklang finden. Als hätten wir alle nichts gelernt und wir Frauen würden uns jetzt selbst in die Küche zurück schicken. Natürlich ist das Ganze letztendlich unterhaltsam, aber ich zumindest habe keinen Spaß daran, wenn die Frauen offenkundig unterdrückt, sexualisiert und teilweise belästigt werden. Wie du schon sagst, ist es besonders gruselig, dass Frauen selbst so etwas schreiben.

      Ich halte mich daher auch schon länger größtenteils vom Genre fern. Thriller lese ich auch viel lieber. Da gibt es nämlich meist richtig coole Frauen.

      Und ich erwähne im Post immer wieder, dass ich das auch bei Männern falsch fände, keine Sorge. Gewalt an diesen gibt es genauso und kann ich in Büchern auch nicht gut heißen.

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  4. Danke danke danke für diesen Post!
    Sehe ich nämlich ganz genauso - es ist wirklich erschreckend, was da in einigen Büchern vermittelt und als "ganz normal" dargestellt wird. Vor allem die Sache mit den Dreiecksbeziehungen regt mich wahnsinnig auf! Seit wann ist es denn bitte in Ordnung, zwei Kerle so dermaßen zu verarschen? Und WARUM machen die das dann auch fast immer mit?
    Auch verstehe ich nicht, weshalb es oft niemanden stört, am Anfang eines Buches vom Love-Interest wie Abfall behandelt zu werden? Das hat mich beispielsweise bei "Obsidian" massiv gestört; Daemon ist SO ein fieser Typ aber trotzdem kann Katy nicht genug von ihm kriegen - ich meine hey, der Kerl hat schließlich ein Sixpack, da ist das ja in Ordnung!

    Liebe Grüße!

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    1. Ich weiß auch nicht, wo in den letzten Jahren dieser Trend hergekommen ist, dass es immer mindestens zwei Männer sein müssen - und es diesen größtenteils total egal ist, solange sie nur irgendwie ihre Angebetete berühren können. Das Schlimme ist, dass das Verhalten der Frauen ja nicht verurteilt wird, sondern fast schon glorifiziert. Da kann man doch nur den Kopf schütteln.

      Und richtig, ich persönlich zumindest fände es absolut abturnend, von einem Mann so behandelt zu werden wie es sich die Mädels in Jugendromanen/Liebesromanen gefallen lassen. Wenn der andere hässlich wäre, würden sie es auch nicht zulassen und das finde ich doch ziemlich scheinheilig. Ich weiß schon, warum ich die Reihe nie gelesen habe :D

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  5. Ich finde deinen Beitrag ebenfalls sehr erfrischend und durchaus berechtigt. Dieses Mädchen/Frau trifft auf den immer "gleichen"-Badboy-(Stereo)-Typen ist wohl auch ein Grund, warum ich nur noch selten zu Young Adult/New Adult Romanen greife. Ein Blick auf die Kurzbeschreibung und die Leseprobe genügt da oftmals schon. Da geht Aussehen leider oftmals wirklich über den Charakter, während die Liebe quasi vom Himmel fällt und die "Moral" der Geschichte gelegentlich sauer aufstößt.

    Bei der "Shades of Grey"-Reihe sehe ich es allerdings wie Moni, weil hier eine Charakterentwicklung stattfindet und die Hauptprotagonistin sich nicht alles gefallen lässt, sondern die eigenen Wünsche und Prinzipien erkennt und durchsetzt. Letztlich ist es doch eine Beziehung auf gegenseitigem Einvernehmen, auch wenn Mr. Greys Methoden nicht unbedingt der Norm entsprechen und sein ständiges "Du musst etwas essen!" und "Du bist mein!"-Verhalten durchaus nervig und diskussionswürdig sind. Aber auch hier lässt er Ana trotzdem die (widerwillige) Wahl NEIN zu sagen.

    Viel kritischer sehe ich da schon die "Twist me"-Reihe von Anna Zaires, in welcher die Hauptprota auf eine Insel verschleppt und dort von ihrem Entführer zur devoten Sexsklavin "herantrainiert" wird. Natürlich verliebt sie sich trotzdem in ihn (das Stockholm-Syndrom lässt grüßen) und kann am Ende ohne ihn nicht mehr leben – er würde sie aber ohnehin NIEMALS gehen lassen, schreckt nicht davor zurück, ihr einen Peilsender implantieren zu lassen und sie auch während der Ehe (der sie eher zwanghaft zugestimmt hat) zu vergewaltigen. Fertig ist die Dark Romance um Dominanz und Unterwerfung, bei der man sich als Frau schon fragt, ob das wirklich Liebe sein kann und als solche verkauft werden sollte/darf. Hier würde ich die ewigen Diskussionen um die SoG-Reihe viel angebrachter und passender finden. Im Fall von "Twist me" schätze ich die Romantisierung von physischer und psychischer Gewalt nämlich tatsächlich als bedenklich ein. Und trotzdem gibt es zahlreiche Leserinnen, die diese Reihe lieben und eben als reinen Unterhaltungsroman mit dunklen Phantasien betrachten. Mhhhhh...

    Liebe Grüße
    Doreen

    P. S. Solch kritische Beiträge finde ich super.

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    1. Genauso wie du sehe ich es mit New & Young Adult auch, weswegen ich das Genre fast komplett links liegen lasse. Es ist immer wieder die gleiche Story, oft gespickt von immer sexistischeren Details und noch schwächeren Frauen. Traurig, dass sich diese Entwicklung irgendwie so ins Gegenteil verkehrt hat.

      Ich verstehe, was du und Moni meint und kann es zum Teil auch ein wenig nachvollziehen. Dennoch kann nicht geleugnet werden, dass er im ersten Teil willentlich das Codewort ignoriert und weiter macht, was nicht nur ein Eingriff in den eigenen Willen ist, sondern schon an sexuelle Nötigung bzw. Vergewaltigung grenzt. Und auch ein widerwilliges den Willen lassen empfinde ich nicht als unterstützend.

      Aber du hast selbstverständlich recht, "Twist me" scheint deutlich schlimmer zu sein. Es gibt da ja diese Dark Romance-Sparte, die mich ehrlich gesagt auch ein bisschen ängstigt. Das hat ja nichts mehr mit BDSM oder ähnlichem zu tun, wo es um Einverständnis und Einvernehmen geht, sondern das ist schlicht und einfach Vergewaltigung und Brutalität. Wie einem so etwas gefallen kann, geht mir schlicht nicht in den Kopf.

      Danke dir!

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  6. Huhu!

    Ach ja, das ist ein Thema, über das ich mich auch endlos aufregen kann.

    Ich sehe das ähnlich wie du. Ich verüble es einem Charakter nicht, wenn er oder sie in einer Beziehung ist und sich in jemand anderen verliebt, aber dann soll derjenige bitte auch den Anstand besitzen, die Beziehung VORHER zu beenden.

    Mir kommt das auch immer wie ein ganz billiger Trick vor, wenn sich der jetzige Partner praktischerweise als schlechter Mensch entpuppt, der es ja nicht anders verdient hat!

    Ich habe bisher nur Ausschnitte aus "Paper Princess" gelesen, aber bei denen habe ich schon rot gesehen... Ich finde es extrem alarmierend, die sexuelle Gewalt im Moment in vielen Büchern verharmlost oder romantisiert wird. Ich habe mal eine Zusammenfassung des Inhalts von "November 9" gelesen und konnte meine Kinnlade lange nicht vom Boden aufsammeln...

    Ich lese gerade das Jugendbuch "Die Prophezeiung der Hawkweed", das ab 12 Jahren empfohlen wird, und nicht mal da bleibt man davor verschont:

    »Na komm schon«, sagte er schmeichelnd und versuchte, sie wieder zu sich zu ziehen. Als Poppy sich weigerte, sagte Leo schroff: »Was ist denn? Willst du, dass ich dir zuerst den Rest von meiner Tränendrüsengeschichte erzähle? Geht's darum?«
    »'Zuerst'?«, fauchte Poppy aufgebracht.
    Leo erstarrte, und Poppy schämte sich sofort.
    »Tut mir leid«, sagte sie noch mal, aber Leo schüttelte wütend den Kopf.
    (...)
    Poppy blieb stumm und rührte sich nicht. Sie wusste, dass sie jetzt versuchen sollte, Leo in den Arm zu nehmen und ihn zu küssen, damit es ihm besser ging.

    (Übrigens hat sie Leo gerade erst kennengelernt.)

    Ich habe deinen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt!

    LG,
    Mikka
    mikka@mikkaliest.de

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    1. Ich bin froh, mit dir jemand Gleichgesinntes zu haben :D

      Ich halte es auch für die faulste Art, die beiden Liebenden zusammen zu bringen, indem der vorherige Partner einfach zu einem schlechten Menschen wird. Natürlich sollen die Sympathien zum Protagonisten/zur Protagonistin nicht verloren gehen, aber so spielt das reale Leben eben nicht.

      Und eben, die Sachen, die in "November 9" geschehen, kann ich absolut nicht gutheißen und ich verstehe beim besten Willen nicht, wie Leser hier einfach über die Taten des Protagonisten hinweg sehen können.

      Und ich bin gerade erschrocken nach deinem Ausschnitt. Was ist denn das? Steht da ernsthaft, dass sich das Mädchen dafür schämen muss, sich dem Kerl nicht direkt an den Hals zu werfen? Dass es ihn gegen ihren eigenen Willen küssen muss, um sich besser zu fühlen? Ich fasse es nicht.

      Ich danke dir für den Kommentar und auch die Verlinkung!

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    2. Ja, ich hab auch erst gedacht, ich lese nicht richtig, und das in einem Kinderbuch! Ganz zu schweigen davon, dass sich anscheinend jedes Mädchen, das ihn sieht, sofort in ihn verliebt, aber warum eigentlich?

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  7. Ach herrje, ich war so lange nicht mehr bei dir auf dem Blog unterwegs! Schande über mein Haupt!
    Aber jetzt zum Thema:

    Ich glaube, ich muss mir diesen Post ausdrucken, um ihn unterschreiben zu können. Okay, Spaß beiseite, aber ich kann dir natürlich nur zustimmen und freue mich immer, wenn jemand dieses Thema anspricht.
    Ich habe sogar mal überlegt, da ein Projekt draus zu machen und irgendeine dieser elendigen, sexuelke Gewalt verherrlichenden Erotikreihen zu lesen und das zu analysieren, aber ich glaube, das würde mich zu wütend machen. Wobei das vielleicht ein tolles Thema für eine Bachelorabeit wäre: "Welche Persönlichkeitsstörungen hat Christian Grey?" :D

    Ich finde es auch irgendwie befremdlich, dass gerade Leute, die gerne romantische Liebesromane mit viel Kitsch lesen, dann aber kein Problem mit sowas wie Fremdgehen haben. Wird die Protagonistin betrogen, ist das ein großes Drama und man empfindet solidarisch Mitleid mit ihr, aber wenn sie das macht, ist es okay, oder wie?

    Über "Paper Princess" habe ich bereits einiges in die Richtung gelesen und daher beschlossen, dass ich das Buch guten Gewissens nicht lesen kann.

    Vom Colleen Hoover habe ich ehrlich gesagt nur ein Buch gelesen, "Weil ich Layken liebe", eines ihrer ersten, die hier in Deutschland bekannt wurden, und das fand ich ganz schön. Ansonsten weiß ich nur, dass sie gerade sehr beliebt ist, weshalb ich Dinge wie die, die du beschreibst, umso entsetzlicher finde. Wie kann man solche Bücher toll finden? Alleine der Satz, den du zitierst, ist traurig genug. Dabei sollte man meinen, wir wären aus dem Zeitalter raus, in dem Frauen sich nur über Männer definieren.

    Ich finde vor allem auch, dass es genug andere, weniger sexisrische Literatur gibt, mit der man sich unterhalten kann, ohne dass man solche Bücher lesen muss. Meiner Meinung nach können gar nicht genug Blogger vor solchen Büchern warnen.


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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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