Back Down to Earth


[Buchrezension] Caraval - Stephanie Garber

Scarlett versuchte, Julian auf sich aufmerksam zu machen, ihm zu verstehen zu geben, dass er einen Fehler machte, aber sie sah die Entschlossenheit im Gesicht des Seemanns, als er antwortete : "Es war Scarlett."
Dummer Junge. Er glaubte zweifellos, dass er Tella einen Gefallen tat, doch genau das Gegenteil war der Fall.
Der Governor ließ Julian los und streifte sich die Handschuhe ab. "Ich habe dich gewarnt", sagte er zu Scarlett. "Du weißt, was passiert, wenn du dich mir widersetzt."
"Vater, bitte, es war nur ein ganz kurzer Kuss." Scarlett versuchte, sich vor Tella zu stellen, aber eine der Wachen zog sie zurück, packte ihre Ellbogen und drückte ihr grob die Arme auf den Rücken, während sie darum kämpfte, ihre Schwester zu beschützen.

INHALT
Scarlett und ihre jüngere Schwester Donatella haben die Insel, auf der sie aufgewachsen sind, noch nie verlassen. Unter der Herrschaft ihres grausamen Vaters haben die beiden keine Rechte und kaum Grund zur Freude. Daher fiebert Scarlett ihrer Hochzeit mit einem unbekannten Grafen entgegen, um dem Ort gemeinsam mit ihrer Schwester endlich entfliehen zu können. Doch plötzlich kommt alles anders als gedacht: Als sie drei Eintrittskarten für das legendäre Spiel "Caraval" erreichen, beginnt sie zwar zu zweifeln, doch es ist Donatella, die sie beide und einen Begleiter zu dem geheimen Ort bringt, an dem das Spiel statt findet. Dort ist nichts wie es scheint und trotz ihrer Faszination verspürt Scarlett auch Angst. Als dann ihre Schwester verschwindet, scheint sich die magische Welt in etwas Böses zu verwandeln...

MEINE MEINUNG
Stephanie Garbers Debüt-Roman "Caraval" ist schon seit Wochen in aller Munde - und das zu Recht. Eine großartige Idee mit einer kleinen Portion Magie und vielen Illusionen, die sowohl der Protagonistin als auch dem Leser die Möglichkeit nehmen, zwischen Realität und Täuschung zu unterscheiden. Die Geschichte schreitet über die erste Hälfte zwar nur langsam voran, aber der ruhige, detailreiche und farbenfrohe Stil erzeugt seine ganz eigene Atmosphäre, die unaufhaltsam in die Geschichte hinein zieht.

Scarlett ist die meiste Zeit über eine sehr angenehme Protagonistin. Ihre Angst davor, jemandem zu vertrauen, ist aufgrund ihrer Familiengeschichte verständlich und ihre Vorsichtigkeit eine erfrischende Abwechslung zu sonst oft blauäugigen und naiven Hauptfiguren. Im Laufe der Handlung gewinnt sie auch an Stärke und kann einen mit der Zeit immer mehr von ihrem Mut überzeugen. Donatella ist das genaue Gegenteil ihrer Schwester: Wild und leidenschaftlich lässt sie sich kaum zähmen und riskiert alles für ihr Glück. Über weite Strecken habe ich sie als sehr egoistisch und rücksichtslos empfunden, auch wenn ihre Liebe zu Scarlett offensichtlich ist und sie meistens gute Absichten verfolgt. Die übrigen Figuren sind größtenteils undurchschaubar und man weiß nie, woran man bei ihnen ist: Der mysteriöse, grausam erscheinende Legend, dessen Ziele man nicht kennt; der charmante und arrogante Julian, der Scarlett mal wegstößt und sich mal um sie kümmert. Zwar lernt man sie auf diese Weise nicht wirklich kennen, dies hat aber auch seinen Grund, den man am Schluss erfährt.

Viele Leser erinnert der Roman an Erin Morgensterns "Nachtzirkus" und die Stimmung, sogar das Tempo, sind teilweise durchaus zu vergleichen. Garbers Geschichte hat mir jedoch deutlich besser gefallen, weil die Figuren viel mehr Identifikationspotenzial bieten. Zwar gestaltet sich das eigentliche Spiel ganz anders als erwartet, die einzelnen Hinweise lassen sich auch überraschend einfach finden - dennoch zieht diese Welt mit den vielen fabelhaften Details in den Bann. Ob Scarlett nun Apfelmost trinkt, der sie nur noch das Wichtigste in Farbe sehen lässt, oder sie sich von einem Wahrsager anhand von Tattoos ihre Zukunft vorhersagen lässt, auf jeder Seite lernt man neue skurrile Figuren kennen und erlebt weitere eigenartige Dinge.

Die sich entwickelnde Romanze habe ich persönlich so am Anfang nicht erwartet und ich war durchaus positiv überrascht. Die Gefühle hätten etwas tiefer gehen und sich auch langsamer entwickeln können, trotzdem kam die Chemie zwischen den beiden Liebenden bei mir zumindest größtenteils an. Viel wichtiger ist aber das Band zwischen den beiden Schwestern und dieses ist durchgehend spürbar. Nichts wünschen sich Scarlett und Donatella mehr, als die jeweils andere in Sicherheit zu wissen, und das ist auch die treibende Kraft hinter all ihren Taten. Zum Ende fährt die Autorin in dieser Hinsicht auch noch so einige Überraschungen auf, die einen bis zur letzten Seite in Atem halten. Da der Epilog aber neue Fragen aufwirft, ist trotz Scarletts einigermaßen abgeschlossener Geschichte Band 2 definitiv ein Muss.

FAZIT
Stephanie Garber erzählt in "Caraval" eine faszinierende, wunderbar atmosphärische Geschichte von zwei Schwestern, die alles füreinander tun würden, verwoben mit einem magischen Spiel, das immer wieder für unvorhergesehene Wendungen sorgt. Ich freue mich auf den Nachfolger, der irgendwann 2018 erscheinen soll. Sehr gute 4 Punkte!


Bildergebnis für caraval stephanie Titel: Caraval
Originaltitel: Caraval
Reihe: Caraval
Autor: Stephanie Garber
Übersetzer: Diana Bürgel
Verlag: Piper
Seitenzahl: 400 Seiten
ISBN-13: 978-3-492-70416-8

  5 Kommentare:

  1. Ging mir haargenauso mit dem Buch! Obwohl so ruhige und verträumte Geschichten eigentlich eher nicht so mein Ding sind, hat es hier genau gepasst. Ich fand es trotz des gemäßigten Tempos immer fesselnd und interessant.

    Allerdings zweifel ich bisschen daran, wie die Fortsetzung aussehen soll. Ich kann mir nicht vorstellen, wie hier die Stimmung aufrechterhalten werden soll. Naja, lassen wir uns überraschen :)

    Liebe Grüße
    Tina

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    1. Manchmal mag ich es tatsächlich ganz gern eher langsam, atmosphärisch und, wie du es schön beschreibst, verträumt. Hier fand ich aber, dass trotzdem nie Langeweile aufkam. Wie du war ich von Anfang an echt dabei.

      Ich kann mir bei einer Fortsetzung auch kaum etwas vorstellen. Es ist aber ja durch den Epilog relativ deutlich geworden, dass es um die Mutter und Legend gehen soll. Eventuell hat dieser ja wieder einen Plan ;)

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  2. Ebenfalls ein Buch welches noch meiner auf meiner Wunschliste steht, einfach weil man daran echt nicht vorbei kommt. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht, weil ich Jugendbücher dieser Art immer sehr mag und deine Rezension bestärkt mich jetzt nur. Finde es schön, dass die Hauptfigur etwas vorsichtiger ist, denn diese Naivität nervt mich in einigen Jugendbüchern auch immer, da merke ich dann immer, dass ich aus dem Alter doch raus bin.

    Danke auch für dein liebes Kommentar.
    Dankeschön, freut mich, dass wir da zum größtenteil gleicher Meinung sind ;). Die Darsteller fand ich auch alle sehr talentiert, was ja auch zeigt, dass es nicht immer schlimm ist auf unbekannte Gesichter zurückzugreifen. Für die Schauspieler war das jetzt definitiv der "Durchbruch über Nacht". Gerade bei Katherine Langford spekulieren nun ja schon viele, dass sie sicherlich auch für einen Emmy nominiert werden dürfte. Hätte sie in meinen Augen auch verdient.
    Den Anfang fand ich wie gesagt auch etwas schleppend, da hätte man auch kürzen können, aber aber der Mitte wurde es ja dann spannend und gerade bei den letzten 5 Folgen, konnten meine Mum und ich nicht mehr aufhören.

    Ich sehe das auch gar nicht so. Ich fand diese Szene extrem schwer anzuschauen, es hat wirklich weh getan beim zuschauen und da wurde sehr deutlich wie schmerzhaft dieser Tod ist und vor allem wurde auch mehrmals betont, dass Hannah alleine und unter Qualen gestorben ist. Ich denke mir halt, dass die Alternative ist, dass man solch ein Thema überhaupt nicht anspricht, wie es ja die ganzen Jahre der Fall war und das ist in meinen Augen auch kein richtiger Weg. Nur weil man über eine Sache nicht redet, verschwindet das Problem ja nicht.

    Wie das natürlich auf psychisch angeschlangene Zuschauer wirkt, kann ich nicht einschätzen, aber es ist halt auch die Frage, ob so jemand dann wirklich solch eine Serie anschaut.

    Das Buch mochte ich damals zwar auch und es ging mir nicht mehr aus dem Kopf, aber mir fehlte da immer etwas die Interaktion zwischen den Figuren und ich fand es schade, dass Hannahs Eltern dort auch gar keine Rolle spielten. Charakterlich hat die Serie aus den Figuren richtig viel rausgeholt. Gerade das Hannah auch Fehler macht, Dinge falsch interpretiert und auch nicht immer richtig handelt, fand ich wichtig, denn so wurde ihre Figur auch nicht glorifiziert. Clay mochte ich in der Serie aber wesentlich mehr, gerade weil er für andere eingestanden ist.

    Was sagst du denn eigentlich zur 2.Staffel, die schon beschlossene Sache sein dürfte?

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    1. Ich würde sagen, man kommt nicht umsonst nicht dran vorbei :P Die Geschichte ist etwas sehr Besonderes und Scarlett strengt definitiv ordentlich ihr Köpfchen an, auch wenn sie die erste Zeit über ein bisschen zu ängstlich wirkt. Das gibt sich. Und die Atmosphäre macht einfach Spaß!

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  3. Gern geschehen :). Ich habe darauf ja schon richtig hingefiebert, weil ich schon vor einigen Monaten gelesen hatte, dass Amazon die Rechte an der Serie besitzt. Bin aber leider noch gar nicht dazu gekommen in die erste Folge reinzuschauen und hoffe, dass ich das in den kommenden Tagen noch nachholen kann. Bin auch schon richtig gespannt, weil der Plot mich sehr anspricht, dazu noch der Cast. Da Prime ja einige der Starz Serien im Rechte Paket hat,hoffe ich nun, dass man dort noch irgendwann The White Princess zu Gesicht bekommt. Das ist in den Usa ja auch kürzlich gestartet und die Tudor Zeit interessiert mich ja auch brennend.

    Ich hoffe nur, dass die Serie dann auch quotentechnisch erfolgreich ist. Nicht, dass man sie dann wieder abbricht oder ins Nachtprogramm verschiebt, das wäre ärgerlich. Ich möchte nämlich auch unbeding reinschauen, weil ich eh auf der Suche nach einer neuen Dramaserie bin.

    Hach Sense 8, ich bin immer noch nicht dazu gekommen da mal reinzuschauen. Im Moment haut Netflix ja viele tolle Eigenproduktionen raus, sodass ich da noch gut mit beschäftigt war. Hätte nie gedacht, dass die mir wirklich so gut gefallen würden, aber die sind einfach auf hohem Niveau. Mit der zweiten Staffel von iZombie bin ich hingegen schon durch. Hatte ich auf Sixx angeschaut.

    Dankeschön, das werdet ihr bestimmt ;).

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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