Back Down to Earth


[Buchrezension] Holmes & Ich: Die Morde von Sherringford - Brittany Cavallaro

"Okay", sagte ich und stand auf. "Was hast du gestern Abend aus dieser Limousine mitgehen lassen? Der Gegenstand, den du mir nicht zeigen wolltest?"
Sie sah mich schweigend an.
Ich winkte frustriert ab. "Na schön. Dann gehe ich jetzt eben auf mein Zimmer rüber und fange schon mal an, für den Knast zu packen."

INHALT
James Watson, genannt Jamie, erhält ein Stipendium am Sherringford-Internat - und ist alles andere als begeistert, sein geliebtes England für diese elitäre Privatschule in Amerika verlassen zu müssen. Ein Gutes hat dieser Wechsel allerdings: Auch Charlotte Holmes besucht das Internat, von der Jamie schon seit Kindertagen träumt, schließlich sind sie beide Nachfahren der berühmten Ermittler Holmes und Watson. Anfangs gestaltet sich ein Kennenlernen zwischen ihnen schwierig - doch als ein Mord geschieht und der Verdacht auf sie fällt, müssen sie zwangsläufig zusammenarbeiten...

MEINE MEINUNG
Neuerzählungen der Sherlock Holmes-Geschichten liegen seit einigen Jahren im Trend, und dieser scheint nicht abzureißen: Die Serie der BBC, die Filme von Guy Ritchie, Romane um einen jugendlichen Sherlock oder um ihn und Moriarty - sie alle erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch Brittany Cavallaro setzt im ersten Band ihrer "Holmes & Ich"-Reihe auf das altbewährte Prinzip: Watson und Holmes treffen sich, freunden sich (auf ungewöhnliche Weise) an und klären gemeinsam Morde auf. Ein interessanter Kniff ist hier, dass es um die Nachfahren der berühmten Detektive geht - die es hier wirklich gegeben hat - und dass Holmes weiblich ist. Ansonsten sind die Parallelen aber doch sehr deutlich.

Protagonist Jamie erzählt die ganze Geschichte aus seiner Perspektive, wodurch sehr schnell eine Identifikation mit ihm gelingt. Er ist durch seine Bodenständigkeit sehr sympathisch, wird allerdings auch von seiner Unsicherheit geplagt. Nervig ist an ihm nur, dass er im Grunde nie etwas selbst in die Hand nimmt - er sagt sogar selbst von sich, dass sein Motto "Er tat es nicht" ist - und daher selbst auch eher selten etwas zur Auflösung beiträgt. Charlotte Holmes hat zwar mit ihrer unnahbaren, genialen Art definitiv etwas Besonderes, sie wirkt teilweise aber auch stark vom Original abgekupfert - sie spricht und reagiert genauso und entwickelt damit kaum eine eigenständige Persönlichkeit. So verhält sich das auch mit einigen Nebenfiguren: Allen voran Charlottes Bruder Milo, der im Grunde Mycroft ist, oder alle Moriartys, die genau wie früher in zwielichtige Geschäfte verstrickt sind.

Brittany Cavallaro kennt sich eindeutig in den Geschichten von Arthur Conan Doyle aus und bringt die bekannten Fälle daher auch sehr gekonnt in der Handlung unter. Die damit verbundenen Mordfälle sind auch durchaus interessant und die Geschehnisse spannend - wenn auch relativ vorhersehbar. Insbesondere Täter und Motiv hatte ich doch sehr schnell raus. Die Liebesgeschichte, die man von Anfang an vermutet hat, ist zwar nicht wirklich notwendig, aber die Chemie stimmt und weil sie sich so im Hintergrund hält, ist die Romanze durchaus zu verkraften. Letztendlich kann man gespannt sein, was die Autorin aus Band 2 macht - vielleicht entwickelt sich in diesem ja ein wenig mehr Eigenständigkeit. 

FAZIT
"Die Morde von Sherringford" ist der erste Band einer Reihe um Sherlock Holmes und John Watsons Nachfahren - durchaus interessant und meistens auch ziemlich fesselnd. Das Ganze ist aber schon sehr stark an die Originale angelehnt und dafür dann leider nicht clever genug. Insgesamt jedoch definitiv nett für zwischendurch. Gute 3 Punkte!



Titel: Die Morde von Sherringford
Originaltitel: A Study in Charlotte
Autor: Brittany Cavallaro
Übersetzer: Anja Galic
Verlag: dtv
Seitenzahl: 368 Seiten
ISBN-13: 978-3-423-76136-9



  4 Kommentare:

  1. Ahhh, hab das Buch schon so oft in Buchhandlungen gesehen und wusste nie, dass es die deutsche Ausgabe von A Study in Charlotte ist :D
    Das hab ich vor einiger Zeit mal gelesen und hätte es ähnlich wie du bewertet! Die Autorin kann richtig gut schreiben und die Geschichte hatte definitiv auch was - aber mit den Charakteren, vor allem mit Charlotte, bin ich einfach nicht warm geworden! :D

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  2. Also irgendwie scheint dieses Buch Holmes-Fans nicht wirklich verzaubern zu können. Mir war es auch zu gewollt, und durch diesen zwanghaften Willen irgendwie auch wieder weit entfernt vom Original. Schade eigentlich, aber so muss man nicht noch eine Reihe verfolgen. Hat ja auch etwas ;)

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  3. Die Idee finde ich ja ganz interessant, bin ja auch Holmes-Fan, die Werke von Arthur Conan Doyle stehen hier alle im Regal (sind aber noch nicht komplett gelesen). Ich würde das also auch mal im Auge behalten, aber vielleicht sollte ich doch erstmal die Originalreihe lesen :D

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  4. Ich kann dir nur voll und ganz in allem zustimmen. Mich begeistert das Buch sogar noch etwas weniger, weswegen ich seit zwei Monaten immer mal wieder darin lese und es dann für interessantere Bücher zur Seite lege.
    Ein bisschen mehr Eigenständigkeit hätte dem Ganzen gut getan, weil die Idee wirklich klasse ist.

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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