Back Down to Earth


[Mein Ärger über...] Das Verarmen der Sprache

Lange ist es her, dass ich meinem Ärger über etwas das letzte Mal Luft gemacht habe - aber heute ist es notwendig. Das wird lang, vielleicht langweilig und vielleicht ein bisschen besserwisserisch. Aber diejenigen, die so wie ich den Niedergang der Sprache befürchten [ich bin nur ein bisschen theatralisch, bestimmt], die können sich hier vielleicht ebenfalls austoben.

Von "Ich mache das öfters" bis "Du bist die Einzigste für mich"

Uah. Wem sich hier nicht die Fußnägel hochrollen, der ist ziemlich abgehärtet. "Öfters" war plötzlich einfach da, irgendwann. Es kommt aus dem Österreichischen, hat sich dann hier niedergelassen und darf mittlerweile sogar laut Duden genutzt werden. Allerdings ist es stilistisch einfach unschön und daher sehe ich mit Schrecken, wie es mittlerweile in Büchern nicht nur Einzug in die Dialoge hält, sondern auch in den normalen Text. Muss dieser Buchstabe am Ende denn sein? Worin steckt der Nutzen und weshalb ist es so schwer, dieses s wieder wegzulassen?

Fragen über Fragen, die nur noch wütender in meinem Kopf herumkreisen, wenn ich an "einzigste" denke. Man muss sich das mal vorstellen: Da wird das Wort "einzige" einfach noch mal gesteigert. Gesteigert. Etwas, das sowieso schon allein ist, ist dann noch alleiner. Das ist, wie die Toten in tot, toter und mausetot zu unterteilen: Schlichtweg unmöglich. Grammatikalisch wie menschlich. Davon, immerhin, wurde ich in Büchern bisher verschont.

Von scheinbaren Dingen, die umsonst sind

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Letztens schlug ich meine aktuelle Lektüre auf, las in der Überschrift "umsonst" und hatte gleich gar keine Lust mehr. Das ist, als würde jemand vor meinen Augen in einen Obstsalat Ananas schnippeln: Mir vergeht der Appetit.
Es scheint sehr schwer zu sein, die Worte "umsonst" und "kostenlos" auseinander zu halten, obwohl sie völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. 
Umsonst bedeutet ganz schlicht vergeblich. Es wird also etwas getan, und das war schlussendlich für die Katz. [Wie etwa im Herbst während starken Windes Blätter zu fegen. Das ist total umsonst, ich spreche aus Erfahrung.] 
Kostenlos sind die Dinge, die die Kosten los sind, also auch gratis
Ich würde sehr gern mal wieder in einem Artikel lesen oder in einer Sendung sehen, wie diese Worte richtig gebraucht wären. Das wäre ein Traum.

Ähnlich verhält es sich mit "anscheinend" und "scheinbar". Auch hier haben beide Worte nicht viel miteinander zu tun außer dem "schein". Beim Gebrauch beider scheint auch etwas irgendwie zu sein.
Anscheinend besagt, dass etwas den Anschein hat, der dann auch richtig ist. Es ist also eine Vermutung auf der Basis von Fakten. Wenn beispielsweise keiner einen Plan hat, worum es eigentlich geht, hat ganz anscheinend auch keiner zugehört.
Bei scheinbar jedoch wirkt etwas nur auf eine bestimmte Weise, in Wahrheit verhält sich die ganze Sache allerdings anders. Wenn die Frau also der Polizei von einem Alibi erzählt, in Wirklichkeit aber ihren Mann getötet hat, hatte sie nur scheinbar keine Gelegenheit, ihn zu ermorden.
Zu diesem Thema auch noch ein sehr netter Artikel von Bastian Sick. "Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod" ist übrigens von mir empfohlene Pflichtlektüre.

Von der Apostrophwut der Deutschen und seltsamen Anführungszeichen

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Ich vermute hier ganz stark, dass sich das von den Engländern und Amerikanern abgeguckt wurde. Die setzen bekanntlich sowohl eines bei Abkürzungen [jeglicher Art] als auch beim Genitiv-s [also zum Beispiel bei Namen]. 
Wir machen das nicht.
Es müsste also heißen "Sarahs Kaufladen" und "Susis Bistro". Stattdessen aber liest man überall "Sarah's Kaufladen" oder sogar noch besser "Susi´s Bistro" [genau, mit französischem Akut, weil es den Leuten nicht möglich ist, auf der Tastatur den Apostroph zu finden]. Warum? Weil einfach so und weil nicht ausreichend beigebracht.
Übrigens wird auch bei Abkürzungen wie "Wie gehts?" kein Apostroph gesetzt. Wir setzen ja auch keins bei "am".
Letztens durfte ich bei einer neu aufgemachten Pizzeria im Ort etwas so Trauriges lesen, dass es schon fast wieder lustig war - dort gibt es günstige Pizzatage, zweimal die Woche. Mittwoch's nämlich und donnerstag's. Gut gefolgert, in diesen Laden habe ich bisher noch keinen Fuß gesetzt.

Etwas ähnlich Faszinierendes und nicht weniger Bedrohliches ist auch der Trend, an die seltsamsten Stellen Anführungszeichen zu setzen. Diese kennzeichnen bekanntlich wörtliche Rede oder Zitate, in seltenen Fällen wird damit auch Ironie oder Sarkasmus angedeutet. Ein Modehaus in meiner Stadt hat das offensichtlich nicht so ganz verstanden. Bei denen ist nämlich momentan nicht um 30% reduziert sondern - "reduziert". Was sagt mir das also? Ist das ein Zitat, vielleicht sogar von einem bekannten Modezar? Oder ist etwa gar nicht reduziert und das steht da nur so, aus Lust und Dollerei? Ich kann es nicht sagen. Ich war nicht drin.

Von Schülern, die keine Rechtschreibung beherrschen und in Englisch ein Gericht werden


Ich gehe bekanntlich noch zur Schule. Wenn ich nächstes Jahr einrechne [ich mache die 13.] dann habe ich 14 Jahre lang verschiedene Bildungseinrichtungen besucht [insgesamt 3]. Und in tatsächlich jeder einzelnen davon hatte ich Mitschüler, die keine Legasthenie haben oder eine anderweitige Schwäche, aber trotzdem einfach kein Deutsch können.
Und das ist etwas, das sich mir nicht erschließt. Unserer Muttersprache ist nicht einfach, keinesfalls, aber es ist eben trotzdem die Muttersprache. Ich kann auch weiß Gott keine Kommaregeln herbeten und bei manchen Worten breche ich mir regelrecht einen ab. Trotzdem bereitet es mir keine Schwierigkeiten, ab und zu mal einen Satz fehlerlos zu schreiben.
Aber wenn ich dann in jedem Kurs mindestens einen habe, der von Groß- und Kleinschreibung nichts hielt und Nomen eben klein und Adjektive groß schreibt; wenn die Schüler regelmäßig ihre Tischnachbarn antuscheln, um zu fragen, ob das nun ein dass ist oder ein das; und wenn ich Sätze höre wie "Gehste mit mir Stadt?", dann verliere ich so langsam den Glauben.

Ähnlich verhält es sich aber auch mit der englischen Sprache und das gibt mir doch zu denken. Englisch ist schließlich ziemlich einfach mit nur einem Artikel und Zeiten, die sich oftmals gar nicht verändern. Man muss ja nicht englisch lesen in seiner Freizeit. Aber wissen, dass "become" im Englisch "werden" heißt, sollte man schon - so kommt es dann auch nicht zu Fehlern wie "I become the steak" oder anderweitige Nettigkeiten, wie ich sie immer noch höre.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das stark mit dem Trend zum Nicht-Lesen zusammenhängt. Lesen ist uncool und wenig sexy und wird vor allem von den Eltern nicht mehr vorgemacht. Es gibt Studien, die belegen, dass nach der Schule jeder 4. Bürger kein Buch mehr in die Hand nimmt. Keines! Und wenn das schon im Erwachsenenalter der Fall ist - dann kann man sich ausmalen, wie das Ganze im Jugendalter aussieht.

Welche sprachlichen Aussetzer findet ihr ganz furchtbar?

  28 Kommentare:

  1. "Seit" und "seid" - das geht üüüüberhaupt nicht! Genauso die falsche Verwendung von Fremdwörtern. Und natürlich "das" / "dass", da rollen sich bei mir jedes Mal die Fußnägel hoch!

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    1. "Seit" und "Seid" zu verwechseln, finde ich auch ganz grausam - dabei ist das doch so einfach! Ich kann dir vollkommen nachempfinden :D

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  2. na ja, früher konnte ich mich auch über so etwas aufregen, jetzt bin ich dank mancher Unikurse doch entspannter in solchen Dingen.

    Mehrere Dozenten haben nämlich diesen Typ, der sich im Spiegel immer über falsche Aussprachen und falsche Wortwahl aufregt, auseinander genommen, da Sprache einfach immer im Wandel ist. Wir reden jetzt auch nicht mehr wie vor 500, 100 oder sogar 50 Jahren und wir finden es eigentlich gut ;)

    ich bekomm nur die krise bei sätzen wie "lass ma schule" für "lass uns mal zur Schule gehen" und bei zu vielen englischen Wörtern.

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    1. Naja, grade "Lass ma Schule" ist ja eher ein Wandel der Sprache, als auch nach Jahren der Bildung "dass" und "das" und ähnliches nicht auseinander halten zu können. Hat meiner Meinung nach damit eher weniger zu tun.

      Selbstverständlich ist es aber Klugscheißerei. Wobei ich halt schon finde, dass man sich mit der eigenen Sprache durchaus auseinandersetzen darf :D

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  3. Ich bin da total bei Dir! Danke für diesen Artikel!
    Ich habe etwas gegen "öfters" und "weiters", das sind Audrücke, die verboten gehören. Außerdem runzelt sich meine Stirn bei "selber/selbst".

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    1. "öfters" und "weiters" gibt es halt in Österreich, das finde ich auch okay. Prinzipiell sind das auch nicht die Schlimmsten. Aber schöner würde es ja durchaus klingen, wenn die Leute einfach die richtigen Worte anwenden würden :D
      Danke dir für den Kommentar!

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  4. Toller Artikel, dem ich komplett zustimme. Obwohl ich gestehe, dass mir "öfters" auch öfters mal rausrutscht. Haha, ich glaube das hängt mit dem Dialekt zusammen, der in meiner Herkunftsregion gesprochen wird. Das ist zwar meiner Meinung nach kein richtiger Dialekt, sondern mehr so "Bauernsprache" aber es färbt halt ab. Wenn ich schreibe, bemühe ich mich aber um die korrekte Form und ich denke ich weiß im Prinzip auch, wie es richtig geht.

    @ Dreamcatcher: Interessant ;) Denn ich würde Satzgebilde wie "lass ma schule" als den von dir beschriebenen sprachlichen Wandel bezeichnen, wohingegen dass/das, seit/seid schlichtweg falsch ist und man das durchaus bemängeln kann. Nicht dass "lass ma schule" schön wäre, aber ich hoffe es ist klar was ich meine!?

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    1. ja, ich weiß was du meinst und ich weiß, dass es auch unter sprachlichem Wandel fällt, aber da sind meine Grenzen und ich hoffe inständig, dass nicht alle irgendwann so reden *grusel* Ansonsten bin ich recht tolerant :D
      Und bei meinem Beispiel gings auch eher um mündliche Sprache, geschrieben ist noch mal was anderes, da gibts Regeln, vor allem in der Rechtschreibung, die sich nicht sooo schnell wandeln.

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    2. Ich freue mich, dass wir hier einer Meinung sind! "öfters" finde ich auch nicht so schlimm [steht ja schließlich auch im Duden], ich wollte es nur mal mit anführen. Und Fehler macht ja jeder, da bin auch ich ganz bestimmt nicht vor gefeit!
      Und wenigstens die Schriftform sollte angemessen sein - wie Dreamcatcher hier auch schreibt ist Sprechen und Schreiben etwas völlig unterschiedliches. Nur können genug Leute eben leider beides einfach nicht :D

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    3. Ich habe mich gerade (endlich mal ganz intensiv) deinen Korrekturen zu meinem Buch gewidmet und werde mich jetzt wahrscheinlich verbuddeln.

      Oder zumindest Nachhilfe nehmen in Kommaregeln und mir Dinge wie scheinbar/anscheinend noch mal genau einprägen. Das ist mir schon ein bisschen peinlich >.<

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  5. Ich rege mich auch über "Einzigste" auf, mehr aber noch über "das Naheliegenste". Zugeben muss ich allerdings, dass ich mich auch mit dem Auseinanderhalten von "scheinbar" und "anscheinend" schwer tue - das verwendet ja wirklich jeder, wie er will und mir war lange gar nicht bewusst, dass es da einen Unterschied gibt.

    Höchst peinlich finde ich auch, wenn Kommilitonen keinen Schimmer von der Großschreibung der Anrede haben, also Sie/Ihr etc. Sowas kommt in Bewerbungen bestimmt richtig gut!

    Liebste Grüße
    Jacy

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    1. Oh ja, das "Naheliegendste"! *schüttel* Das Problem ist eben, dass die Leute hier gar nicht lernen, was richtig ist und was falsch und es teilweise auch vom Gebiet/Bundesland abhängt. Sachsen zum Beispiel sagen glaube ich grundsätzlich "Einzigste" :D
      Und ja, das mit den Anreden ist auch ein großes Problem. Ich vermute, dass das auch irgendwann abgeschafft wird, weil's eh keiner kann...

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  6. Guten Morgen!

    Ich bin sicherlich auch nicht gegen alle dieser sprachlichen "Mängel" gefeit - "öfters" kommt leider glaube ich auch öfter in meinem Sprachgebrauch vor, so unbewusst eben -, aber trotzdem war es eine kleine Wohltat für meine Seele deinen Post zu lesen. Denn jedes Mal wenn jemand sagt "das ist das Einzigste, was ich heute noch mache" wünsche ich mir manchmal einen Schaumstoffprügel für einen saftigen Klaps auf den Kopf der Person.
    Erst vorgestern habe ich in der Bahn eine ältere Dame mit ihrem Enkel beobachtet: "Benimm dich mal richtig mit dein Alter." Schaumstoffprügel! Aber hier im Ruhrpott muss man sowieso einige Stilblüten über sich ergehen lassen, bis hin zum Klassiker "dem Kevin seine Oma ihr Geburtstag". Ich dachte immer das wären die überspitzten Sprüche auf den Karten, aber nein, manche Leute sprechen hier wirklich so.

    Einen wunderschönen Freitag wünsch ich dir, trotz sprachlicher Grausamkeiten im Alltag! :)

    Liebe Grüße
    Ivy

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    1. Ich mache auch Dinge falsch - so ist das nicht. Ich habe zum Beispiel auch manchmal Probleme mit Genetiv und Dativ. Aber es ist eben so, dass es einige [erschreckend viele] Experten gibt, die manche Sachen so krass falsch machen, dass es einem schon richtig weh tut. Wie eben diese Sache mit dem "Einzigsten". Da wünsche ich mir nicht selten das Gleiche wie du :D
      Das ist einfach etwas, was sich in jeweiligen Bundesländern/Städten/Straßen entwickelt, weil es so weitergegeben wird. Und leider scheinen die Leute es dann nicht mehr richtig zu lernen.
      Manche Aussetzer sind ja mal ganz witzig - aber sie dürfen eben nicht zu häufig kommen :D

      Ich danke dir für deinen schönen Kommentar und wünsche dir nun mit einiger Verspätung eine schöne Woche!

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  7. Da ich selber viele Fehler mache rege ich mich über so etwas nicht auf. ^^
    Ich finde zwar manche Satzkonstruktionen, ob nun Dialekt oder Jugendsprache nicht besonders schön, aber das fällt wohl unter Freiheit der Sprache. Leider. :D
    Ebenso wie manche Sachen, wie "das Einzigste" zwar falsch sind, aber vielleicht irgendwann richtig sind, wie möglicherweise "Sinn machen", obwohl es auch falsch ist.
    Wieso sollte es mich ärgern, wenn es andere Leute Fehler machen, die ich als solche erkenne? Es ärgert mich, wenn ich erkenne, das ich Fehler gemacht habe, aber bei anderen? Mir fällt es auf, wie z.B. Rezession statt Rezension und ich würde gerne mehr Leute darauf aufmerksam machen und ich finde es schade, dass das SO viele falsch machen, aber wie kann einen das ärgern? Nicht jeder ist Germanist, niemand kann alles wissen, jeder macht Fehler und wirklich schaden tut so etwas keinem, außer der deutschen Sprache, aber die hat sich schon immer verändert. :-) Teilweise verstehe ich dein Problem, aber bei "öfters", z.B. ist es nun einmal inzwischen laut Duden richtig. Man könnte genauso gut argumentieren, wieso du den Leuten nicht einfach ihr s lässt. Man kann es weglassen, aber wieso sollte man nur weil es dir nicht passt? ;-)

    Laut Duden ist übrigens "ohne Gegenleistung, unentgeltlich" eine Bedeutung von umsonst. Ich benutze es auch anders, aber wenn man sich auf eine Grundlage einigt, dann wohl den Duden, ansonsten macht wirklich jeder was er will. EIn Synonym für gratis ist übrigens umsonst. Wollte ich nur einmal anmerken.

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    1. Natürlich - du hast völlig Recht, es ist ein wenig anmaßend, sozusagen von den Leuten zu erwarten, alles richtig zu machen. Ich klugscheiße selbstverständlich in meinem Text und übertreibe teilweise auch ein wenig, weil ichs ja auch unterhaltsam gestalten wollte. Über "öfters" rege ich mich zum Beispiel nicht wirklich auf, ich mags nur in Büchern gar nicht gern lesen.
      Aber das Problem mit diesen Fehlern wie "Einzigste", "dass/das" oder den falschen Apostrophen liegt ja meistens leider daran, dass die Leute es nicht besser wissen und lernen wollen - und das finde ich bei der eigenen Sprache schon gruselig, wenn da dann wirklich harte Patzer bei rauskommen.

      Danke dir ansonsten für den Hinweis - damit hast du das Argument natürlich teilweise entkräftigt. Es sagt aber ja schon etwas aus, wenn die Leute mittlerweile gar nicht mehr wissen, dass "umsonst" vordergründig eine andere Bedeutung hat. Und selbst Bastian Sick hat das Thema ja schon angesprochen ;)

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  8. Einige deiner Ansichten versteh ich völlig, gegen andere stelle ich mich jedoch regelrecht. Das Wort "einzigste" ist Gift für meine Ohren - oder für meine Augen. Ich kenne diesen Buchstabenunfall nämlich nur von deutschen Blogs und Youtube-Kanälen, bei uns in Österreich habe ich das, Gott sei Dank, noch nie gehört! Ich hab keinen Plan, wie man sowas sagen kann oder wie man auch nur darauf kommen könnte, sowas zu sagen ... *schauder* Finde ich diesen Fehler noch traurig, ist der Missbrauch von Apostrophen einfach lächerlich ^^ Meiner Meinung nach zeugt das aber einfach vom Einfluss der englischen Sprache und von Unwissen - so leicht ist das. Hab ich als Teenager-to-be aber auch gemacht, weil das zu der Zeit unheimlich "cool" und "in" war. Glaube ich zumindest.

    Bei manchen Sachen kann ich aber deine Wut überhaupt nicht verstehen. Unterschiede wie umsonst/kostenlos, anscheinend/scheinbar sind meiner Meinung nach so minimal, dass ich sie nicht als nennenswert erachte. Und ich spreche aus Erfahrung - von beiden Seiten aus -, dass die meisten Menschen auf solche pingeligen Kleinkariertheiten genervt reagieren. Einfach, weil es kaum einen Unterschied macht, bis auf einen Besserwisser, der einem weismachen möchte, wie blöd man selbst ist. Grob gesagt. (Nicht auf dich bezogen, sondern allgemein - bei sowas muss ich immer an ein Mädchen in meiner Klasse denken, die sich mit solchen Aktionen 95% ihrer Mitschüler vom Leib hält.)
    Und an "öfters" finde ich auch gar nichts Falsches. Liegt es daran, dass ich selbst Österreicherin bin? Ich weiß nicht ... ^^ Meine Deutschprofessorin würde mir dieses Wort jedenfalls nicht anstreichen und auch "weiters" benutze ich in Aufsätzen sehr gerne. Was ich persönlich ganz, ganz, ganz (!) furchtbar finde, sind völlig grundlegende (!) Fehler, die man eigentlich in der Volksschule lernt und doch gefühlt NICHT jeder 2. beherrscht: seid/seit, dass/das und ein anderes Verwechslungspärchen, das mir gerade nicht einfällt. Kommentare wie beispielsweise zu der Aussage von einer Freundin, dass sie "die dass/das-Schreibung voll gut kann", dabei aber keinen Satz hinbekommt der nicht krumm ist (inklusive dass/das), spare ich mir. Ich denke, dass viele eine Abneigung gegen Grammatik und Rechtschreibung hegen, weil es einfach etwas ist, das man lernen muss ... Und einem selbst vielleicht nicht unbedingt etwas sonderlich Wichtiges bringt.

    Pure Vergewaltigung, die JEDER in meinem (= österreichischem) Umkreis begeht, ist übrigens "als wie". "Ich bin viel größer als wie du!" Da könnte ich kreischen. KREISCHEN :D Auch schlimm ist natürlich die Meidung des Genitivs. Der ist aber, wie ich fürchte, auch nicht mehr zu retten. "Der Sarah ihr Hund" - bahh. Es kommt eben darauf an, wie viel Wert man der Sprache zumisst.

    Alles Liebe, Sandra

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    1. Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Schön, dass wir uns bei "Einzigste" [ich frage mich auch wirklich, wer das wohl verbrochen hat!] und den Apostrophen einer Meinung sind.

      Ansonsten: Natürlich, ich klugscheiße hier und übertreibe teilweise auch. Im sprachlichen Gebrauch stören mich die Verwechslungen von umsonst/kostenlos und scheinbar/anscheinend auch gar nicht - ich hätte teilweise vielleicht explizit schreiben können, dass mich das mehr im schriftlichen Gebrauch aufregt, wie wenn ich es in Büchern oder Zeitungsartikeln lesen. Da sollte es nämlich, finde ich, möglich sein, die Sprache richtig anzuwenden.

      Ansonsten: "als wie du", jaa, das finde ich auch schrecklich! Zu Leuten, die auch gern das "wie" statt des "als" verwenden, sage ich da ganz gern dann auch mal "Also wenn schon, dann als wie!" Aber das ist dann wie der falsche Gebrauch des Dativs/Genetivs etwas, das sich in einigen Umgebungen entwickelt und dann ausbreitet. Man muss halt hoffen, dass es nicht irgendwann ins Normale eingeht :D

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    2. Hey Sonne u. Sandra,
      Interessante Diskussion :-) Finde es ja witzig, dass in Österreich oft "als wie du" verwendet wird. Wenigstens ist das gleich doppelt gemoppelt ;-) Hier in Süddeutschland (vielleicht auch in anderen Gegenden), haben viele eher ein Problem mit "als", dafür wird immer "wie" benützt. "Ich bin größer wie du". Ganz gruselig. Hatte selbst diesen Grammatikfehler und hab ihn mir mühsam abtrainiert. Wenn ich das heute bei anderen falsch höre, würde ich am liebsten immer verbessern ;-) Dass der Genitiv nicht verkommt, finde ich ganz wichtig. Ich verwende ihn mündlich und schriftlich. Klingt für viele aber schon etwas hochgestochen, einfach, weil er wenig verwendet wird. Ach, da könnte man ewig diskutieren ....
      Grüß euch lieb,
      Damaris

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  9. Oh Mann, ich liiiiebe es, mich über dieses Thema aufzuregen.
    Und "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" habe ich auch neulich erst gelesen ;).

    Ich muss gestehen, dass ich "öfters" zwar in Klausuren oder ähnlichem nicht schreiben, aber schon sagen würde. Für mich klingt das nicht mehr falsch, was wohl ein Beweis dafür ist, dass es sich im Sprachgebrauch mittlerweile so eingebürgert hat.
    "Einzigste" ist möglicherweise etwas regionales; ich höre es hier jedenfalls nicht so oft, kenne aber Leute aus anderen Gegenden, für die das anscheinen (:D) zum normalen Sprachgebrauch gehört. Nichtsdestotrotz ist es natürlich furchtbar.

    Die Umsonst-kostenlos-Sache gehört zu den vielen Dingen, über die Bastian Sick gerne schreibt, die sich aber schon so eingebürgert haben, dass sie für mich nicht mehr falsch klingen. Allerdings verwende ich das Wort "umsonst" eher selten in diesem falschen Kontext.
    Den Unterschied zwischen scheinbar und anscheinen habe ich auch erst durch Bastian Sick gelernt und seitdem versuche ich, es richtig zu machen, aber das ist wirklich schwer, weil es im normalen Sprachgebrauch für die meisten Leute keinen Unterschied mehr macht.
    Ähnlich ist es mit der Formulierung "Sinn machen", die laut Sick ja auch ursprünglich falsch ist und aus dem Englischen kommt, im Deutschen aber eigentlich keinen Sinn ERGIBT :P. Trotzdem benutzt sie fast jeder.

    Das mit den Namen mit Apostroph bringt mich auch jedes Mal auf die Palme. Ich sage ja, eines Tages wird die englische Sprache die deutsche noch vernichten. Bevor ich "Der Dativ..." gelesen habe, habe ich bei "Wie gehts?" aber auch immer noch ein Apostroph gesetzt und tue es teilweise immer noch. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich muss zeigen, dass ich weiß, dass da ein Buchstabe ausgelassen wurde :D.
    Aber das beste ist sowieso immer, wie du schon sagst, wenn die Leute einen accent aigu setzen, weil sie nicht einmal das Apostroph finden ^^.

    Falsch gesetzte Anführungszeichen habe ich aber noch nie gesehen, jedenfalls nicht so wie in deinem Beispiel. Das ist wirklich mysteriös.
    Wieso für so viele der Unterschied zwischen "das" und "dass" so schwer ist, obwohl das zwei völlig verschiedene Wortarten sind, habe ich auch nie verstanden. Das ist doch vollkommen logisch. Mit der Frage, ob Wörter groß oder klein geschrieben werden, ist es genau das gleiche (oder dasselbe?).

    Sätze wie "Gehste mit mir Stadt?" müssen aber nicht unbedingt heißen, dass derjenige die Sprache nicht korrekt beherrscht; vielleicht ist er einfach nur zu faul. Allerdings dürfte es auch nicht so schwer sein, vollständige Sätze zu bilden.

    Oh ja, "become" und "get" - Wir hatten in unseren Englischarbeiten schon so tolle Sätze wie "At the end we became sweets.". Herrlich.

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    1. Wow, vielen Dank für deinen Monsterkommi - ich antworte auch in zwei Teilen, dann kann ich besser sehen, worauf ich so reagieren muss :D

      Ich habe deinen Post zu dem Chat-Thema übrigens gelesen [sehr gern sogar!] und ihn immer noch in den Tabs offen, um zu kommentieren. Ich bin nur nicht dazu gekommen, was mir total Leid tut :(

      Genau, durch Sick bin ich damals auch auf diesen Fehler aufmerksam geworden und predige das seitdem mal ganz gern. Nützt aber leider nix :D Mit dem "Sinn machen" hast du natürlich auch völlig Recht - und ich glaube, das benutze ich selbst auch...

      Bei "Wie gehts" finde ich das Apostroph übrigens auch nicht schlimm - ich hatte es da nur anmerken wollen. Ich weiß gar nicht, wie ich das mache, weil ich die Worte immer ausschreibe :D Und ja, dieser französische Akzent, also ehrlich, wenn ich das noch einmal irgendwo sehe, echt ;)

      Ansonsten - das mit dem sprachlichen Wandel hatten hier ja schon mehrere angemerkt und das stimmt natürlich. Man lässt ja aus Faulheit auch das "du" in "Kommste" weg. Es zeigt halt nur, dass sich viele einfach nicht mehr für die richtige Aussprache interessieren...



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  10. Mein Kommentar war zu lang :(.


    Was mich besonders aufregt?
    Wenn die deutsche Sprache durch irgendetwas untergeht, dann sind es meiner Meinung nach Anglizismen. Mein Bruder sagt schon andauernd "Der ist voll fame." oder "Na, hast du viel money?" und da rollen sich mir die Zehennägel auf. Im Fernsehen geht das dann mit "deiner Performance", "deiner Attitude" und dem Verhalten, das "total disrespectful" war, weiter. Ich versteh es einfach nicht. Was ist daran so schlimm, deutsche Wörter zu benutzen, wenn es welche dafür gibt?

    Ebenfalls fürchterlich finde ich die Verwendung eines Hauptsatzes nach der Konjunktion "weil". "...weil er ist reich." Nein, einfach nein! Es würde doch auch niemand auf die Idee kommen, nach "denn" einen Nebensatz zu schreiben ("denn ich Geld habe."), wieso zur Hölle benutzen dann so viele nach "weil" einen Hauptsatz? Selbst meine ehemalige Deutschlehrerin hat das gemacht.
    Außerdem bin ich Verfechterin des Genitivs. Nicht "wegen dem Hund", "wegen deS HundeS". Genauso heißt es nicht "wegen dir" sondern "deinetwegen".
    Zugegeben, die letzten drei Dinge mache ich auch selbst manchmal falsch, versuche dann aber immer, mich sofort zu korrigieren.

    Ich hab neulich erst einen Post über Dinge geschrieben, die mich in Gesprächen aufregen. Dazu gehört unter anderem die Verwendung von Abkürzungen ("Lol, das hat er gesagt?"). Oder das Wort "Hauptprotagonist", das es per Definition einfach nicht geben kann.
    Ich könnte mich stundenlang darüber auslassen.

    Auf jeden Fall ist das ein toller Post!
    Liebe Grüße,
    Charlie

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    1. Anglizismen, oh Gott, hör mir auf damit. "Voll fame" sage ich, um mich drüber lustig zu machen, auch manchmal - aber ansonsten! Wenn ich schon immer die Model-Jury in GNTM habe von der "Performance" sprechen hören, hat es mir grundsätzlich schon immer gereicht :D Und die sagen echt "disrespectful"?! Das ist ja wirklich länger als das deutsche Worte :'D

      Und das mit dem "weil" und "denn" ist natürlich ein schwieriges Thema! Das ist so eine Sache, die mittlerweile auch fast keiner mehr beherrscht und ich erwische mich auch viel zu oft dabei. Das sagt einfach jeder so mittlerweile, obwohl es keinerlei Sinn ergibt, und dann macht man das so mit.
      Die anderen Sachen, die du erwähnst, fallen mir mittlerweile auch besonders gern in Büchern auf - und ich würde am liebsten immer gleich einem Lektor schreiben, wenn ich wieder "wegen dir" lesen muss -.-

      Ich freue mich, dass wir uns in so vielen Punkten so einig sind!

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  11. Liebe Sonne,
    ich wollte hier ja auch noch kommentieren :-) Selbst lege ich viel wert auf gute Sprache und Schreibweise, kann aber sicher nicht garantieren, dass ich immer alles richtig mache. Ein großes Lob an dich, du bist genau das Gegenteil der heutigen Pisa-Jugend, echt! Wahnsinnig toll, dass du so perfekt denkst, dich ausdrückst und auch schreibst. Das fällt mir schon lange auf. Den richtigen Apostroph kann ich auf der Tastatur :-) Den franz. Akut als Apostroph zu nehmen, finde ich auch ganz furchtbar. Dass man bei Namen keinen Apostroph setzt, weiß ich, ABER ich habe gelesen, dass man bei z.B. geht's einen setzen darf. Und zwar bei allen Worten die aus Verb + es zusammengesetzt sind. Das mache ich meist auch so. Wo ein das angehängt wurde, z.B. bei ums, ins, ans (um das, in das, an das) darf kein Apostroph gesetzt werden. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege ;-)
    Meine Schwierigkeiten habe ich immer mit (be)nützen und (be)nutzen oder mit gewöhnt und gewohnt. Benütze ich den Besen oder benutze ich ihn? Bin ich schlechtes Wetter gewöhnt oder gewohnt. Es erschließt sich mir einfach nicht *lach*. Meist gebrauche ich diese Worte nach Gefühl.
    Grüße dich lieb,
    Damaris

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    1. Wow, vielen lieben Dank für deine netten Worte - da freue ich mich aber sehr ;) Genau genommen gehöre ich mit meinen inzwischen 19 Jahren mittlerweile wohl nicht mehr zur Jugend, aber ich nehme das Kompliment trotzdem :D

      Ah, siehst du mal, hab ich hier auch noch mal was gelernt, dass das mit dem "geht's" nämlich sehr wohl geht - vielen Dank dafür! Das mit Apostrophen bei Namen kann ich auch noch verkraften, auch wenn es mich stört - aber das mit den französischen Zeichen finde ich echt gruselig. Genau wie es auch Leute gibt, die für Anführungszeichen Kommas benutzen :D

      "Benutzen/benützen" und "gewohnt/gewöhnt" finde ich auch seltsam und ich kanns da ehrlich nicht sagen. Ich benutze immer die Worte ohne Punkte auf dem "u" bzw. "ö". Ich weiß aber auch nicht, warum es da zwei Arten gibt :D

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    2. Ich weiß ja, dass du nicht mehr ganz "klein" bist :-), aber als wir damals anfingen zu bloggen, warst du erst 15/16. Und schon damals schriebst du auf einem sehr hohen Sprachlevel. Das können viele Jugendliche heutzutage einfach nicht mehr. Dar habe ich dich schon immer bewundert!

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  12. Fast alle Menschen in meiner Umgebung sagen gern "einzigste". Was?! ST entfernen bitte. Und auch seit und seid. Meine Güte, man selbst regt sich dann immer so auf, weil es doch eigentlich ganz simpel ist. Auf jeden Fall ein toller Beitrag, für manche ist das ja so normal geworden, dass es keiner mehr anspricht (ist es das richtige "Das"? :D). Einige Dinge wusste ich auch gar nicht. Tja man lernt immer :D. Danke fürdiesen befreienden Post!

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  13. Oh Gott oh Gott - ich stimme dir absolut zu, in jedem deiner Punkte. Mir persönlich geht es ja weniger um solche Ausdrücke, als darum, dass schlichtweg viele ihre Muttersprache einfach nicht beherrschen. Sei das, ein Genitiv-Pronomen zu finden oder die richtigen Präpositionen verwenden - es klappt nicht! Und das wird auch von überall her noch so gefördert. Schaut man sich mal zum Entspannen 'Germanys next Topmodel' an, möchte man es gleich wieder ausschalten, weil die Schreckkuh ihre Mädchen mit Kussgeräuschen und Küsschen gleichzeitig verwöhnt. Und dann hinterherschiebt: "Ihr sind heute besonders schön!" Dann will ich ECHT kotzen!

    Naja...

    Alles Liebe,
    Mara

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