Back Down to Earth


[Filmrezension] Chroniken der Unterwelt: City of Bones

"Ist das der Moment, in dem du dein T-Shirt in Streifen reißt und damit meine Wunden verbindest?" - "Wenn du willst, dass ich mein T-Shirt ausziehe, hättest du bloß fragen brauchen."

STORY
Die 15jährige Clary entdeckt, dass sie einer viele Generationen alten Gruppe von Schattenjägern angehört, einem Geheimbund von Halbengel-Kriegern, die dafür kämpfen, die Welt vor Dämonen zu bewahren. Nach dem rätselhaften Verschwinden ihrer Mutter schließt sich das Mädchen einer Gruppe von Schattenjägern an, die ihr das andere, parallele New York „Downworld" zeigen - voll mit Dämonen, Zauberern, Werwölfen, Vampiren und anderen tödlichen Kreaturen. Gemeinsam mit den Schattenjägern Jace, Alec und Isabelle macht sich Clary auf die Suche nach ihrer Mutter. Außerdem müssen die Vier verhindern, dass der finstere Valentine Morgenstern in den Besitz des mächtigen Kelchs der Engel gelangt...

MEINE MEINUNG
Wie viele andere Leser bin auch ich ein großer Fan der "Chroniken der Unterwelt"-Reihe von Cassandra Clare, die Verfilmung davon war also für mich unumgänglich. Harald Zwart [unter anderem auch für "Karate Kid" von 2010 verantwortlich] ist der Regisseur des ersten Teils des Franchises, von dem auf jeden Fall schon zwei Fortsetzungen angekündigt wurden. Ich differenziere zwischen der Literaturverfilmung und dem Streifen als solchem und kann sagen: Es lohnt sich weder als Buch- noch als Filmfan so wirklich.

Lily Collins ist meiner Meinung nach eine äußerst talentlose Schauspielerin, weshalb ich mit ihrer Wahl als Protagonistin Clary eher weniger einverstanden war. Hier ist ihre Leistung aber durchaus annehmbar, wenn auch zwischendurch recht langweilig. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass die mutige Clary besonders in der ersten Hälfte des Filmes zu einer äußerst naiv-dummen Figur verkam, was mir sehr missfiel und sich erst ab etwa Minute 80 wirklich zum Besseren wandte. Gut also, dass das Mädchen den Streifen nicht allein tragen muss, denn Jamie Campbell-Bower steht ihr als Jace zur Seite. Von vielen verschmäht bin ich durchaus glücklich mit der Wahl, denn er macht seine Sache absolut glaubwürdig und sehenswert - besonders in den eher arroganten Momenten.

Robert Sheehan war den ganzen Film über jedoch mein definitiver Favorit - superniedlich bringt er die freundliche und dennoch toughe Art von Simon rüber, und seine Gesichtsausdrücke sind das ein oder andere Mal zum Schießen. Jonathan Rhys Meyers überzeugt ebenfalls als Bösewicht Valentine, wenn auch sein Charakter einiges an Stärke einbüßt, und Jared Harris ist wie gewohnt toll anzusehen, hier als Hodge - der allerdings ebenfalls eine etwas andere Rolle einnimmt als im Buch und seltsam heroisch wirkt. Godfrey Gao ist als Magnus eine tolle Besetzung, dieser hat aber nicht einmal ein Viertel des eigentlich erwarteten Feuers. Alec jedoch wurde mit Kevin Zegers perfekt getroffen - den kann man trotz seiner Schwächen einfach nur lieben. Insgesamt kann man sagen, dass alle Figuren weichgespülter wirken als in den Romanen, manchmal haben sie jedoch einen nicht zu verachtenden Biss. Schade nur, dass der zu selten zum Vorschein kommt.

Das große Manko am Film ist aber leider vor allem, dass vom Charme und dem Zauber der Bücher fast nichts zu spüren ist. Weder ist da eine besondere Chemie zwischen Clary und Jace, noch wird man an irgendeiner Stelle so richtig von den Ereignissen mitgerissen. Die Effekte sind für einen Film mit einem Budget von 60 Millionen wirklich sehr sehenswert und insbesondere die Monster sind sehr, sehr cool anzusehen - wobei ich mir an dieser Stelle auch nicht sicher bin, ob eine FSK-12 hier so sinnvoll ist. Spannend ist das Ganze die meiste Zeit über, zwischenzeitlich versumpft es allerdings irgendwo in bedeutungslosen und platten Dialogen, die auch hätten weggelassen werden können.

Vor allem jedoch ist der Film mit 130 Minuten Spielzeit sehr lang, und das, was man dafür an Story geboten kriegt, macht das nicht wirklich plausibel. Die ganze Geschichte ist irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch, an einigen Stellen werden wichtige Details weggelassen [zum Beispiel zu Clarys eigenen Runen] oder hinzugedichtet [Bissspuren an Simon, die keinen Sinn haben]. Zudem sind einige Szenen für diejenigen, die die Romane nicht kennen, ganz sicher nicht hundertprozentig nachzuvollziehen. Und so bleibt das alles auf einem eher enttäuschenden Niveau, über das nur hinwegtrösten kann, dass für Teil 2 bereits Sigourney Weaver bestätigt ist.

FAZIT
"City of Bones" ist mal wieder eine der Buchverfilmungen, die, wenn man intensiv und kritisch damit umgeht, einfach nicht überzeugt. Das Cast ist gut, der Rest aber irgendwo zwischen Plattitüden, Kitsch und auf der anderen Seite dann wieder tollen Action-Szenen. Es hätte so gut werden können! Stattdessen gibt's von mir leider nur gute 2,5 Punkte.



  7 Kommentare:

  1. BÄM! Wie vernichtend... hab ich heute schon öfters gelesen. Dazu kommt noch mein persönliches Problem mit einigen Schauspielern - ich bin gerade hin- und hergerissen!
    Natürlich freue ich mich trotzdem darauf, aber aber... ich werde sicher enttäuscht.

    Ich lasse mich am Samstag erstmal überraschen und schreibe dann noch mal was hier hin. Dann kann ich mit Sicherheit mehr sagen ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wir beide haben uns ja schon seeeehr ausführlich über den Film unterhalten - und auch wenn du ihn besser findest als ich, stimmen wir uns in vielen Aspekten ja doch definitiv überein :D
      So schlimm wie die letzten Verfilmungen war er ja nicht, und als nächstes können wir uns dann ja auf "Catching Fire" freuen, und dann wohl zu Recht!

      Löschen
  2. DANKE!!! Ich komme gerade aus dem Kino und war doch etwas sprachlos - eher im negativen Sinne. Deine Review trifft meine Empfindungen aber mal wieder perfekt. Die Besetzung fand ich nämlich auch gar nicht mal schlecht. Sogar Jace Rolle fand ich nett anzuschauen. Bei mir harperte es dann schon an Clarys Synchronstimme. Die passte einfach nicht, alleine schon von den oftmals unpassenden Betonungen her. Dadurch wirkte vieles einfach kitschig und deplatziert, auf mich. Mich würde mal interessieren wie das im Original rüberkommt.

    Auch mit dem Timing des Film bin ich nicht glücklich. Irgendwie geht am Anfang alles sehr schnell, dann zieht es sich etwas, bis ordentlich die Schwerter geschwungen werden. Bei den Erklärungen gebe ich dir da dann auch vollkommen recht. Ich glaube, hätte ich das Buch nicht gelesen, hätte ich teils nur Bahnhof verstanden. Die Schattenwelt wird optisch durchaus gut ins Bild gesetzt, kommt aber trotzdem nicht richtig zur Geltung. Und schön, dass dann ständig die Steele zum Einsatz kommt, der Zuschauer aber nur teils darüber aufgeklärt wird. Magnus hatte dann ja eher eine Statistenrolle und Valentin ging für mich jetzt auch irgendwie total unter. Als er endlich die Bildfläche betrat, wurde es mir irgendwie zu bunt blöd.

    Clary und Jace fand ich dann eigentlich ganz nett zusammen. Allerdings waren die gemeinsamen Momente höchst kitschig - ja, die Dialoge hätte man sich sparen können. Der Kuss war dann eigentlich ganz nett ... wäre nicht die furchbar laute Musik dazu gewesen und die Sache mit dem Regen. Schmalziger geht es wahrlich nicht mehr. Als Valentin am Ende dann die Geschwistern-Bombe platzen ließ, war es für mich fast nicht mehr zu ertragen. Dabei fand ich das im Roman eigentlich sehr spannend. Sandi und ich haben uns durchaus gut amüsiert. Leider wieder mal an Stellen, die wohl absolut nicht beabsichtigt waren.

    So, nur bei dir schreibe ich immer solch Romane als getarnter Kommentar. Aber das war mir gerade mal ein Bedürfnis. Wie gesagt: tolle Review, der ich - wie so oft - gerne zustimme. Ich zeige mich ebenfalls eher enttäuscht.

    Liebe Grüße
    Reni

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich bin irgendwie sehr beruhigt, dass wir beide die gleiche Ansicht zu diesem Film haben - die ganzen Lobeshymnen lassen mich da doch irgendwie ungläubig den Kopf schütteln. Das liegt meiner Meinung nach aber möglicherweise daran, dass die Lobeshymnen von Bloggern kommen, die sonst nicht so überragend viele Filme schauen...

      Nun egal, ich komme vom Thema ab. An die Synchronisation des Filmes kann ich mich irgendwie bereits nicht mehr erinnern [vielleicht habe ich sie verdrängt?], ansonsten aber bin ich vollkommen deiner Meinung, insbesondere mit den Szenen, die irgendwie entweder zu schnell oder zu lahm abgehandelt wurden, weswegen kein richtiges mitreißendes Gefühl aufkommen wollte. Ich jedenfalls war emotional komplett unberührt, und meiner Freundin ging das genauso. Dabei sind ja die Kulissen, wie du schon sagst, echt schön anzusehen. Nur Magnus' Charme hat mir völlig gefehlt und Valentine ist zwar gut dargestellt, aber seeehr strange...

      Dass du und Sandi euch an den Stellen gefreut habt, an denen es nicht vorgesehen war, kann ich total nachvollziehen - ich musste in vielen Szenen unwillkürlich schrecklich doll lachen, und das geht bei so einem Film natürlich gar nicht. Wobei ich fand, dass sie Jace' Sprüche ganz gut mit eingebaut haben.

      Und zur Länge deines Kommentars: Du weißt doch, darüber freue ich mich wahnsinnig und ich finde es toll, dass du dich darüber mit mir austauschen magst! Ich bin jedenfalls froh, dass jemand meiner Meinung ist, auch wenn es den Film nicht besser macht, leider.

      Löschen
    2. Da geht es dir wie mir! Ich finde es auch eher komisch, dass "Chroniken der Unterwelt" derart gelobt wird, obwohl ich auch schon einige eher ernüchterte Meinungen gesehen habe - die teils aber doch noch irgendwie begeistert klingen. Das mag wohl einfach Geschmackssache sein. Oder vielleicht hast du recht: wenn man schon vieles an Filmen gesehen hat, hat man vielleicht einen anderen - kritischeren - Blick fürs Detail.

      Und wirklich? Die Synchro ist mir gleich als erstes aufgefallen. Das hat für mich nicht gepasst und erinnerte mich an die "Sixteen Moons"-Verfilmung. Dort hatte ich ein ähnliches Problem. Allerdings muss ich sagen, dass ich mir CoB zum Teil nochmals im Original angeschaut habe und so die schauspielerische Leistung zwar besser rüberkam, doch besser fand ich den Film dadurch nicht - eher langweilig beim zweiten Mal, weshalb ich abgebrochen habe. Ich finde es immer wichtig, dass das Gesamtbild passt und die einzelnen Szenen nicht wie zusammengeschustert wirken. Das ist bei CoB für mich leider der Fall. Alleine schon die Szene wo Clary mit Alec aneinandergerät und ihm seine Gefühle unter die Nase reibt. Im Film völlig deplaziert. Schön, dass wir uns so oft einig sind. Gibt es eigentlich noch eine Review zu "White House Down" von dir?

      Liebe Grüße
      Reni

      Löschen
  3. Oh nein :-( Ich hab's ja echt geahnt :-(
    Die hätten sooo viele tolle Szenen zaubern können, aber offensichtlich passiert das ja nicht :-(
    Ich gehe morgen trotzdem ins Kino und werde dann auch auf jeden Fall eine Rezi schreiben :-)

    LG Dene :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nun, zu deiner Rezension habe ich ja bereits einen Kommentar hinterlassen, und auch, wenn ich absolut nicht nachvollziehen kann, warum du den Film gut fandst, freue ich mich natürlich, dass er dir besser gefiel als mir :D
      Wir haben ja eh immer sehr gegensätzliche Meinungen...

      Löschen

Ich freue mich über jeden Kommentar!
Für die erforderliche Zuordnung des Kommentars werden personenbezogene Daten gespeichert, nämlich Name, E-Mail und IP-Adresse. Durch Absenden des Kommentars erklärst du dich hiermit einverstanden. Mehr dazu und zum allgemeinen Datenschutz findest du in meiner Datenschutzerklärung.

Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

2019 Reading Challenge

2019 Reading Challenge
Kittyzer has read 2 books toward her goal of 50 books.
hide

Aktuelle Lektüre

Aktuelle Lektüre
"Die Tierkriegerin und das Ende der Menschheit" von Felicity Green [34/356]

Letzter Kinobesuch

Letzter Kinobesuch
"Dumbo" am 03.04.
-->