Back Down to Earth


[Buchrezension] Das Schicksal ist ein mieser Verräter - John Green

"...Ich glaube, dass das Universum bemerkt werden will. Ich glaube, das Universum ist unwahrscheinlich parteiisch, was das Bewusstsein angeht. Ich glaube, dass es Intelligenz belohnt, weil es ihm schmeichelt, wenn seine Eleganz erkannt wird. Und wer bin ich, der mitten in der Geschichte lebt, dem Universum zu sagen, dass es - oder meine Wahrnehmung von ihm - vergänglich ist?"
"Du bist recht schlau", sagte ich nach einer Weile.
"Du bist recht gut im Komplimentemachen", antwortete er.

INHALT
Hazel ist krebskrank und das ziemlich schwer; Heilungschancen bestehen keine. Aber bemitleidet werden will sie nicht, ebenso wenig wie irgendwelche Krebsbücher lesen oder zu einer Selbsthilfegruppe gehen. Doch genau letzteres macht sie - und begegnet dort Augustus, der sie vom ersten Moment an mit seinem Humor, seinem Lächeln und seiner Art fasziniert. Sie wissen, wie aussichtslos ihre Lage ist. Dennoch finden sie zueinander, geben sich Halt und fliegen sogar gemeinsam nach Amsterdam, um ihren Lieblingsautoren zu treffen. Denn die beiden wissen ganz genau: Jeder Tag zählt und ist es wert, gelebt zu werden.

BUCHAUFMACHUNG
Der Umschlag passt in seiner schlichten Schönheit sehr gut zum Inhalt des Buches, auch mit der kleinen Pusteblume rechts neben dem einen Großteil des Covers einnehmenden Titel. Der Hintergrund ist blau gehalten, was mir gefällt, da Hazel immer Augustus' wunderschöne blaue Augen beschreibt. Gelungen!

MEINE MEINUNG
John Green konnte mich vor einigen Jahren mit seinem Debüt "Eine wie Alaska" äußerst beeindrucken. Nun ist sein neuestes Buch erschienen, das in Amerika schon auf den Bestsellerlisten stand, bevor es überhaupt auf den Markt kam. Bei so einem Hype bin ich grundsätzlich skeptisch, besonders, wenn es sich um ein so wichtiges Thema handelt. Aber was soll ich sagen? Das Buch ließ mich ab der ersten Seite einfach nicht mehr los.

Der Autor besitzt einen unverwechselbaren Stil. Obwohl er den Aspekt der Krebs-Erkrankung sehr offensiv angeht, genau so, wie es auch seine Charaktere tun, bleibt er dabei stets sanft und humorvoll. Seine Sätze sind oftmals präzise und knapp, werden aber zwischendurch auch zu Bandwurmsätzen oder in Dialogform geschriebenen Gesprächen, an die man sich erst gewöhnen muss und die dann eine ungeheuerliche Intensität ausüben. Da aus Hazels personaler Sicht geschrieben wird, kommen einem besonders ihre Emotionen sehr nahe, doch gelingt es dem Autoren, auch immer auf die der anderen Personen einzugehen.

Hazel ist dabei eine äußerst sympathische Figur. Sie hat es nicht leicht; ihre Lungen versagen ohne ihre Sauerstoffflaschen den Dienst und immer wieder sammelt sich Wasser darin, dennoch ist sie stark, auch wenn sie selbst das nie so ausdrücken würde. Sie besitzt einen unvergleichlichen Humor und ist  absolut liebenswürdig, sie trauert, lacht, liebt und hasst, mit allen Ecken und Kanten, was sie sehr menschlich macht. Auch Augustus ist ein Charakter, den man nur lieben kann. Ebenfalls von einer herzergreifenden Weisheit, die nie übertrieben wirkt, und mit wunderbar witzigen Sprüchen auf Lager schafft er es immer, das Buch noch zusätzlich aufzulockern. Er ist mutig und selbstbewusst, besitzt aber auch eine verletzliche Seite, die ebenso schön zu entdecken ist.

Sowieso gibt es im gesamten Roman keinen einzigen Charakter, den man nicht ausstehen kann, was aber nicht einmal ansatzweise befremdlich ist. Da sind Hazels Eltern, die sich der Aussicht stellen müssen, dass ihre Tochter bald sterben wird. Ihr Vater ist dabei sehr sensibel, während ihre Mutter sich in ihre Aufgaben stürzt. Oder Isaac, Augustus' bester Freund und bald auch einer von Hazel, der durch Augenkrebs blind wird und der dennoch nie den Mut verliert.  Und selbst eine gewisse Person, die sich unmöglich benimmt, besitzt eine Geschichte, die das alles verständlich macht. Aber auch Nebenfiguren wie Augustus' Familie oder die Jugendlichen in der Selbsthilfegruppe sind dem Autoren so gelungen, dass kein Einziger von ihnen jemals wirkt wie ein bloßer Statist.

Obwohl niemals ein Zweifel daran gelassen wird, wie ernst die Thematik ist und wie viel nicht nur körperlicher Schmerz, sondern auch seelischer, damit einhergeht, wird der Roman nie erdrückend. Immer wieder fließt so viel wunderschöne Leichtigkeit, so wunderbarer Witz mit ein, dass man gar nicht anders kann, als zu lachen oder zumindest zu grinsen. Ich war gefesselt, komplett gebannt und fühlte mich einfach wohl, obwohl es immer mehr auf das Ende zuging. Ich glaube, das schafft einzig und allein John Green: Einen Glück fühlen zu lassen, wo normalerweise schon längst die Traurigkeit vorherrschen würde.

Dabei erzählt er die Liebesgeschichte von Hazel und Augustus so intensiv, so romantisch, dass es nicht anders geht, als dass man davon gefangen genommen wird. Die kleinen und die großen Gesten, die Worte, die sie tauschen, das Zusammenspiel, das alles besitzt eine so große Bedeutung und wird dem Leser wunderschön, unverbraucht und kitschlos nahe gebracht. Das Ende ist in gewisser Weise anders, als man es noch 80 Seiten zuvor erwarten würde, und auf eine andere Art doch genauso: Ergreifend, zu [vielen] Tränen rührend und dennoch perfekt gelungen. In seiner Schonungslosigkeit mit in den Abgrund reißend und dennoch wieder empor tragend, wenn es darum geht, dem Leser zu zeigen, dass Liebe eben auch in den schwierigsten Momenten Bestand hat.

FAZIT
"Das Schicksal ist ein mieser Verräter" konnte mich absolut und ohne Grenzen von sich überzeugen. Das Buch nahm mich mit auf seine wunderschöne, traurige, aber dennoch irgendwie glückliche Reise, die ich froh bin, gemacht zu haben, egal, wie viele Taschentücher ich letztendlich verbraucht habe. Wer dieses Werk nicht liest, verpasst ganz eindeutig viel - zu viel! Meine große Empfehlung und damit wohlverdiente 5 Punkte.



Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Originaltitel: The Fault in Our Stars
Autor: John Green
Übersetzer: Sophie Zeitz
Verlag: Hanser
Seitenzahl: 288 Seiten 
ISBN-13: 978-3446240094


  9 Kommentare:

  1. Das Buch würde ich auch so gerne lesen. *-*
    Tolle Rezi.

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  2. Ich hab jetzt erst mal nur dein Fazit gelesen, weil ich´s gerade Lese. Bisher kann ich nur zustimmen! Ich bin zwischendurch schon echt den Tränen nahe. So wunderbar geschrieben!

    Liebe Grüße
    Reni

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  3. Ich muss gestehen, dass dieses Buch mich überhaupt nicht anspricht. Vielleicht weil ich von "Bevor ich sterbe", einem weiteren "Krebsbuch" recht enttäuscht war... ich würde es mir nicht kaufen, aber wenn ich mal die Gelegenheit habe, es zu leihen oder so, würde ich nach deiner Rezi vielleicht doch drüber nachdenken!

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  4. @Mandy:
    Ich kann nur sagen - dann tu es! Es lohnt sich definitiv :)

    @Reni:
    Dann wünsche ich dir mal noch ganz viel Freude an dem Buch, auch wenn es traurig ist. Es ist einfach so wunderbar berührend - dafür hat der Autor definitiv ein Talent!

    @Katie:
    Ich kann dir sagen, mit "Bevor ich sterbe" kann du diesen Roman nicht vergleichen. Zwar mochte ich Ersteren auch ganz gerne, der ist aber einfach viel bedrückender und mit einer argen Jugendsprache. Das ist bei "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" gar nicht so! Ich würde es an deiner Stelle einfach mal mit der Leseprobe versuchen ;)

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  5. Hey Sonne,
    ich musste deine Rezi jetzt einfach ganz lesen, obwohl ich meine noch vor mir habe. Muss mir erst noch ein paar Gedanken machen, und witzig, meinen ersten Abschnitt/Inhalt habe ich im Kopf schon so ähnlich fomuliert wie du. Mir kommen sogar, wenn ich mich gedanklich länger mit dem Buch beschäftige die Tränen. Diese Wendung, bzw. WEN dann das Schicksal vordergründig trifft hatte ich auch nicht erwartet. Ich fands sehr heftig aber auch wunderschön! Hazel und Augustus sind zwei oberherzige Charaktere. Augustus muss man lieben und ich finde sein Kommentar über Hazel "Sie ist lustig, ohne je gemein zu sein. Ich liebe sie." sowas von passend. Sie hat einen tollen, manchmal schwarzen Humor, ohne gekünstelt und aufdringlich zu sein. Guck (ach, du siehst mich ja nicht) ich heule schon wieder...
    Tolle Rezi, wundertolles Buch!
    LG,
    Damaris

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  6. @Damaris:
    Es freut mich irgendwie, dass du dich nicht beherrschen konntest ;) Ich hoffe allerdings, du wirst jetzt nicht allzu stark beeinflusst! Da wir ja aber eigentlich komplett die gleiche Meinung haben, dürfte das eigentlich nicht passieren :D
    Die Tränen sind bei mir mittlerweile versiegt, auch wenn ich zwischendurch doch immer wieder an Gus und Hazel denken muss. Wie du schon sagst, beide sind "oberherzige" [schönes Wort!] Charaktere, die man einfach gern hat.
    Es freut mich, dass wir das Buch beide klasse finden! :)

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  7. du hast mich super neugierig gemacht :)

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  8. @Sandrina:
    Das freut mich, denn genau das war meine Absicht! :D

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  9. Ich muss eine Zusammenfassung über ein Buch für die Schule machen und ich wählte dieses. Zuerst wusste ich nicht was schreiben doch dein Beitrag hat mir sehr geholfen :)

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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