Back Down to Earth


[Buchrezension] Entschuldigen Sie meine Störung - Jan-Uwe Fitz

Sehr geehrter Herr Dings,
vielen Dank für Ihr Interesse an einer Ausbildung zum Lachoptimierer. Gern würde ich Sie ausbilden; allerdings plane ich, mir innerhalb der nächsten zwei Jahre das Leben zu nehmen. Falls Sie das nicht stört, kommen Sie doch am 1.8. bei mir vorbei, und wir machen erst einmal Liebe bis in die Morgenstunden.
Mit freundlichen Grüßen
Jan-Uwe Fitz
 
Inhalt:
Jan-Uwe Fitz hat so einige Störungen: Er ist Kleptopedier, klaut also mit den Füßen, hat eine Phobie gegen Menschen und ist auch noch paranoid. So lebt es sich natürlich nicht sonderlich leicht, weshalb er sich in eine Klinik einweisen lassen will. Und zwar nicht in irgendeine Klinik, nein, er will in die Privat-Klinik Klinik im Wald und nicht an der Oper. Blöd nur, dass er nicht privatversichert ist...Es bleibt ihm also nur ein Weg: Er muss ein blinder Patient werden!

Die Buchaufmachung:
Das gesamte Buch ist senfgelb gehalten. Auf Cover und Rückseite sieht man ein Plüschtier mit bunten Streifen einer undefinierbaren Tierart. Die Seiten sind relativ dünn, was das Umblättern manchmal fast zu einem Staatsakt werden lässt.

Meine Meinung:
Der Klappentext dieses Buches klingt wirklich, wirklich gut. Man merkt, dass sich der Verlag hier ehrlich Mühe gegeben hat - aber wie sagt man so schön? Mühe allein genügt nicht. Denn hier hätte vielleicht nicht nur auf den Klappentext geachtet werden sollen, sondern auch auf den Inhalt.

Bevor ich anfing, dieses Buch zu lesen, dachte ich wirklich, dass es zum Brüllen komisch wäre. Schließlich habe ich einige gute Rezensionen gelesen. Außerdem bin ich selbst eine etwas verrückte Person und liebe deshalb so abgedrehten Humor. Doch was soll ich sagen? Hier ist leider keinerlei Humor zu finden! Denn alles, was dieses Buch ausmacht, ist stumpfsinniger Blödsinn, zwischen Buchdeckel geklemmt und auf die nichtsahnende Bevölkerung losgelassen. Es tut mir Leid für den Verlag, so etwas zu schreiben, aber dieses Buch ist wirklich nicht auszuhalten und ich habe keine Ahnung, wer auf die Idee gekommen ist, es drucken zu lassen.

Zum ersten wäre da der Schreibstil, der an sich vielleicht noch in Ordnung gewesen wäre - ohne sonderlich großen Wiedererkennungswert und wirklich schöne Be- und Umschreibungen, aber immerhin leicht und flüssig zu lesen. Leider ist er aber hier so dermaßen übertrieben mit immer wiederkehrenden, schwachsinnigen Dialogen zwischen Fitz und anderen anscheinend ebenfalls total durchgeknallten Menschen, und Situationen, die witzig sein könnten, wenn darauf nicht wieder ein solcher Dialog folgen würde.

Und dann die Story. Die ist nämlich im Grunde nicht vorhanden. Diese Geschichte ist gänzlich ohne roten Faden, da ist nicht mal ein halber roter Faden oder wenigstens ein Bruchteil eines Fadens - nada! Fitz erzählt von dieser Störung und von jener Störung, dass er nur 10 Minuten auf einer Party bleiben kann, um sich dann unter einem Sessel versteckt davonzuschleichen - das klingt lustig? Nicht in diesem Buch! Der Hauptcharakter, beziehungsweise der Autor selbst, ist einem als Leser total fern und richtig unsympathisch. Klar, er erzählt von all seinen Macken und dass er ja so dankbar ist, dass man tatsächlich bis zum 5. Kapitel gekommen ist [dafür kann er beileibe auch dankbar sein, dass ich es bis dahin geschafft habe], aber man hat trotzdem keine Ahnung von seiner wirklichen Persönlichkeiten. So bleibt er ein Schemen von einer Buchfigur. Nur eins weiß man: Er will lustig sein. Und das misslingt leider spektakulär.

Das mit der Anstalt, in die die Hauptperson sich dann einschleichen will, kommt auch erst ab Seite 150 zum ersten Mal auf und bis dahin muss sich der Leser durch endlose Tiraden von einer verpfuschten Kindheit und den daraus resultierenden Störungen herumplagen. Wen interessiert das denn? Einige vielleicht. Aber nicht mehr beim 3. Mal!
Aber leider wurde es auch an der von mir eben erwähnten Stelle nicht besser. Fitz tut wieder alles, um möglichst witzig rüberzukommen, und versagt dabei kläglich. Schiebt sich bei der mit starkem Bartwuchs verfluchten Patientin, bei der er sich versteckt, mit unter den Rasierer, und lässt sich, fälschlicherweise für einen Vorhang gehalten, sexuell belästigen. Aha. Entschuldigen Sie meinen genervten Blick und den Wunsch, das Buch in die Ecke zu pfeffern.

Mein Hauptgedanke während des Lesens war: Das sollte jetzt wahrscheinlich witzig sein. Warum ist es das dann nicht?? Allenfalls konnte ich bei den lahmen Kommentaren mal müde die Mundwinkel verziehen. Ich glaube, insgesamt habe ich zweimal gelacht. Einmal am Anfang und einmal irgendwo am Ende. Das war es aber auch schon. Und das ist, finde ich, für ein Buch, das verspricht, witzig zu sein, echt ein ziemlich schlechter Schnitt.

Insgesamt bleibt mir nur zu sagen: Nein, tut mir Leid, ich entschuldige diese Störung nicht. Lass das Schreiben lieber und wende dich anderen Dingen zu. Damit wir so einen Schund nicht noch einmal lesen müssen!


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Mein herzlicher Dank für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

http://dumont-buchverlag.de

  5 Kommentare:

  1. Nun ja, diese Störung hätte ich wohl auch nicht entschuldigt. :D
    Allerdings klingt die Inhaltsbeschreibung für mich schon sehr übertrieben. Ist halt leider immer schwierig "witzige" Bücher zu finden, die letztendlich halten, was sie versprechen...

    LG,
    Steffi

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  2. Ui, ich danke dir. Schöner Blog :-)
    Liebe Grüße, 1000 Worte

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  3. Das ist mal eine ehrliche Rezension :) Ich mag Witzige Bücher nicht wirklich. Da sie in meinen Augen oft nicht witzig sind. Lg Diti

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  4. Wow,w as für eine vernichtende Kritik :D Lese sowas ja ab und an sehr gerne..also nicht das Buch, sondern so eine Kritik! :) Doch interessanter als die ständigen Lobhuldeien!

    Also zu deiner Frage :) Willst ja schließlich acuh bald den Beitrag schreiben ;) schau mal bei Facebook auf die Pinnwand des Loewe-Verlages. Da steht ihr Aktionsgewinnspiel. Musst wie gesagt, den Trailer uppen, auf die internetseite des Bcuhes verweisen und dann deine Blogurl an den Loeweverlage schicken ( facebook@loewe-verlag.de ) :) Dann sollte nichts schief gehen! :)

    LG
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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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