Back Down to Earth


[Filmrezension] The tree

"Du scheinst mir gar nicht mehr traurig! Also ich glaube, ich könnte nicht leben ohne meinen Dad." - "Ja, weißt du, man kann traurig sein im Leben oder glücklich. Und ich will glücklich sein im Leben, also bin ich's eben."

film-zeit Film: THE TREESTORY
Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes müssen sich Dawn und ihre vier Kinder im Leben neu zurecht finden, was keine leichte Aufgabe ist. Dawn vergräbt sich in ihrer Trauer, während sich der älteste Sohn um die Geschwister kümmert. 
Dennoch teilen Mutter und Tochter ein Geheimnis miteinander: Die achtjährige Simone ist überzeugt, dass ihr Vater in dem mächtigen Baum vor ihrem Haus über seine Familie wacht, dass er ihnen auf magische Weise durch die raschelnden Blätter Tröstungen zuwispert, und auch auf Dawn übt der Baum mit seiner ungeheuren Präsenz eine Faszination aus.
Als sich zwischen Dawn und ihrem neuen Arbeitgeber eine wachsende Nähe entwickelt, verbringt Simone immer mehr Zeit hoch oben in den Ästen des Baumes. Es scheint, als würde der Baum eifersüchtig mit zunehmend düsterer Kraft seine Äste durch die Fenster ins Haus wuchern, seine Wurzeln in die Rohrleitungen eindringen lassen und so das Fundament sprengen. Es kommt zu einer Kraftprobe zwischen Mensch und Natur, zwischen Mutter und Tochter.

MEINE MEINUNG
The tree ist ein sehr ruhiger und langsamer Film, der vor allem durch seine Atmosphäre und die schauspielerischen Glanzleistungen überzeugt. Für diejenigen, die eher Actionfans sind und mehr auf unterhaltsame Filme stehen, ist dieser hier nichts. Denn er ist vor allem dramatisch, er zeugt von den Verbindungen von Mensch mit Natur, von Willensstärke, Mut, aber auch Verletzlichkeit, und das alles in melancholischen Bildern, die beeindrucken.

Die Idee ist wunderschön: Dass der Vater sich nach seinem Tod seinen Platz in dem riesigen Baum aussucht, um über seine Familie zu wachen und mit ihnen zu sprechen, ist ein sehr schöner Gedanke - wenn es vielleicht auch nur ein Wunsch ist, der Rationalität verdrängt und nur Platz für Fantasie lässt. Wer möchte nicht weiterhin mit seinen geliebten Menschen sprechen und das Gefühl haben, dass sie einen beschützen?

Die Schauspieler haben hier wirklich ganze Arbeit geleistet - insbesondere Morgana Davies als Simone fand ich grandios, so ein kleines Mädchen, solch eine schwierige Rolle und dann eine so tolle Umsetzung, das hat mich regelrecht begeistert. Sowieso ist auch die Charakterisierung der Filmfigur wunderbar gelungen - Simone ist stark und hat ihren unglaublich eigenen Willen, sie ist das typische Kind mit so süßen Weisheiten, dass einem das Herz stockt, aber sie ist auch verletzlich, wenn es um die Liebe ihrer Eltern geht. 
Ebenso toll fand ich aber natürlich auch Charlotte Gainsbourg als Dawn, die versucht, ihren Weg zu gehen und sich das Leben mit ihren Kindern so angenehm wie möglich zu gestalten, aber das ist nun einmal nicht einfach - mit einer störrischen Tochter, die partout nicht will, dass sie wieder Glück in der Liebe hat [was mich an manchen Stellen dann doch etwas genervt hat!]. Und klasse fand ich auch Christian Byers und das nicht nur, weil er ziemlich gut aussieht ;) Sondern weil er nicht nur der sorgende Bruder ist, der alles aufgibt, sondern auch weiterhin der Jugendliche, der sein Leben leben will, ohne immer Babysitter spielen zu müssen. Das kommt super rüber.

An diesem Film haben mich nur zwei Dinge gestört: Zum 1., dass Simone zwischendurch wirklich extrem störrisch war. Da bricht ein Hurrikane los und anstatt, dass sie sich mit ihrer Familie in Sicherheit bringt, klettert sie in den Baum! Das konnte ich einfach nicht fassen und, so leid es mir tut, ich kann auch nicht glauben, dass man mit acht noch so etwas tut, wenn man seiner Familie folgen kann.
Und der 2. Punkt ist, dass mir der Aspekt, dass der Vater sozusagen im Baum lebt, viel zu kurz kommt. Es wird ein paar Mal von Simone angesprochen und sie und ihre Mutter reden ein bis zwei Nächte mit ihm - aber ansonsten geht es in diesem Bezug nur darum, dass der Baum wächst. Und wächst und wächst. Doch niemand spricht an, dass es ist, weil er eifersüchtig ist oder ähnliches, auch Dawn und Simone scheinen sich keine Gedanken darüber zu machen. Das fand ich etwas schade, denn gerade um diesen leicht übernatürlichen Aspekt ging es mir.


FAZIT
Ansonsten aber ist The tree ein wirklich gelungenes Schmuckstück, das aber vermutlich von vielen ungesehen bleibt und so untergeht. Dabei kann man bei dieser französischen Produktion wirklich traumhaft träumen und nachdenken und wird gefesselt von den Bildern, die sie zeigt. Ich empfehle ihn vor allem für die kreativen und nachdenklichen Seelen, aber auch alle anderen können sicherlich mal einen Blick wagen!




  3 Kommentare:

  1. Ok definitiv ein Film, den ich alleine schauen müsste, weil mein Freund wahrscheinlich keine Lust auf einen ruhigen Film hätte :D

    Aber schöne Filmrezension, freu mich schon auf deine Hangover2 Rezi :D

    LG
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  2. der hört sich gut an, den möchte ich sehen!

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  3. @Ayanea: Ja, brauchst dich nicht mehr lange gedulden, ich denke mal, die Rezension kommt morgen oder übermorgen ;)
    Und ich empfehle dir den Film, denn schön ist er allemal :)

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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